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Künstler*in: Eva Stricker-Zeisel

Lebensdaten: 1906–2011

Funktion: Keramikerin

Anzahl Werke: 332

Kurzbiographie

Eva Stricker-Zeisel (1906 –2011) kam aus einer gutbürgerlichen Budapester Familie mit jüdischen Wurzeln. In ihrer Heimatstadt erhielt sie eine Ausbildung als Töpferin und arbeitete in verschiedenen Manufakturen. 1928 ging sie zur »Hansa Keramik« nach Hamburg, kurze Zeit später zur Schramberger Majolikafabrik, bis sie zuletzt zum Carstens-Konzern wechselte. Für Hirschau arbeitete sie (meist von Berlin aus) im Jahre 1931. Anfang 1932 ging sie wie viele linke Intellektuelle in die Sowjetunion, wo sie für die beiden größten Porzellan- / Keramikfabriken des Landes einmal bei Lomonosov (St. Petersburg) und bei Dulevo (Moskau) arbeitete, jedoch im stalinistischen Regime für eineinhalb Jahre in Haft kam. Schließlich emigrierte sie über Österreich in die USA, wo es ihr schnell gelang, Fuß zu fassen und zu einer »Star-Entwerferin« für Glas, Porzellan und andere Materialien zu werden. Vor und nach ihrem Tod gab es zahlreiche Ausstellungen, nahezu jedes bedeutende Kunstmuseum in den USA besitzt eine Sammlung mit ihren Entwürfen.
In der Sammlung des MKK sind Entwürfe aus ihrer Schramberger und Hirschauer Zeit zu sehen. Kennzeichnend für Schramberg sind die streng geometrischen Formen wie (Halb-) Kugel und Zylinder. In den USA wollte sie von ihren frühen Entwürfen nichts mehr wissen, distanzierte sich sogar von ihnen und bezeichnete sie als »mit Zirkel und Lineal konstruiert«, als seelenlosen Bauhausstil, bei dem sie blind Gropius oder Moholy-Nagy gefolgt sei. Ihr spätes Werk zeigt eine deutliche Abkehr und ist von der Dominanz organischer Formen und Linien bestimmt.
Sie stellte für Schramberg ca. 200 Formen her. In der Sammlung sind wunderbare Beispiele ihres Œuvres zu sehen:
Tee-, Kaffee-, Likör- und Speiseservices, Vasen und Teile aller Art. Das MKK besitzt ca. 500 Teile ihrer Werke.
Ihre Hirschauer Arbeiten verlassen den Bauhausstil und stellen sozusagen einen Zwischenschritt zum »organic style« dar, für den sie in den USA berühmt war. Besonders hinzuweisen ist auf ihr seltenes Tafelgeschirr »Nürnberg«, das nur in sehr geringen Stückzahlen produziert worden ist.
Eva Stricker-Zeisel hatte nach dem Krieg auch noch einige Aufträge, ähnlich wie Marguerite Friedländer-Wildenhain quasi als „Wiedergutmachung“ in der BRD vor allem als Entwerferin für Rosenthal erhalten. 1988 besuchte sie noch einmal ihre Wirkungsstätte in Schramberg. Die Firma legte aus diesem Anlass eine Kleinserie eines Teegeschirres auf, die an ihre Entwürfe aus der Vorkriegszeit erinnert.

Literatur
  • Avantgarde für den Alltag. Jüdische Keramikerinnen in Deutschland 1919-1933, Berlin: Bröhan-Museum 2013: Veröffentlichungen des Bröhan-Museums Nr. 18