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Künstler*in: Schwandorf Tonwarenfabrik Werk Schwarzenfeld

Lebensdaten:

Anzahl Werke: 25

Biographie

Der im Jahre 1994 geschlossenen Tonwarenfabrik wurde nicht nur in der Oberpfälzer Region eine bedeutende Rolle zugemessen, sondern auch überregional innerhalb der Industriegeschichte des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Die vor über 150 Jahren aus einer Ziegelei entstandene Fabrik fand in Schwandorf gute Standortfaktoren vor. Ein reichhaltiges Tonvorkommen in der Umgebung, zahlreiche billige Arbeitskräfte und eine verkehrstechnisch günstige Lage. Während in den Anfangsjahren Ziegel und rote Klinker produziert wurden, entstand aus dem Werk bald auch eine Fabrik für Tonwaren. Dieses präsentierte seine Produkte auf den internationalen Märkten und gehörte damals wohl zu den bedeutendsten Industriebetrieben Bayerns auf dem Gebiet von Grob- und Feinkeramik. Allerdings wurde die Feinkeramik bis 1956 fast ausschließlich im Werk Schwarzenfeld hergestellt, obwohl diese Produkte immer mit dem Schwandorfer Schwan, der 1883 zur Kennzeichnung entwickelt wurde, und in der Nazizeit zusätzlich mit Ostmark gekennzeichnet wurden.
Wichtige Zweigwerke wurden 1882 in Wiesau und 1895 in Pirkensee gegründet, die schon bestehenden Steingutfabriken Schwarzenfeld und Amberg wurden 1918 übernommen.
Die Kriegsjahre 1914 bis 1918 gingen nicht spurlos an der Tonwarenfabrik vorüber. Der Mangel an Arbeitskräften führte zur Schließung ganzer Abteilungen. 1918 kam die Fabrik kurzzeitig zum Stillstand. Sie wurde jedoch bald wieder auf die Herstellung von Keramikwaren umgestellt, nachdem während des Krieges für die Rüstungsindustrie produziert worden war. Die Nachkriegszeit erforderte Neuorientierungen, nicht nur wegen der Konkurrenz aus der Porzellanindustrie, sondern auch wegen der Weltwirtschaftskrise. Mit dem Neubau der Elektro-Porzellan-Abteilung trug man der Elektrifizierung Rechnung. Ende 1923 wurde eine Feuerton-Abteilung eingerichtet, in der sanitäre Spülwaren produziert wurden.
1925 wurde das Schwandorfer Werk in den Kahla-Konzern Thüringen aufgenommen. Die Zweigwerke Pirkensee und Amberg wurden geschlossen. 1930 erholte sich die Wirtschaftslage. Während des Zweiten Weltkrieges kam das Schwandorfer Werk wegen der Kohleknappheit zum Erliegen, in der Bombennacht am 17. April 1945 wurde es in Schutt und Asche gelegt.
1949 war das Schwandorfer Werk wieder aufgebaut. 1954 wird das Werk der Porzellanfabrik der westdeutschen Kahla AG angeschlossen. 1956 wird ein neues Werk des Kahla-Konzerns auf dem TWF-Gelände in Betrieb genommen. Ab diesem Zeitpunkt wurde „richtige“ Geschirrkeramik produziert. Genau zu der Zeit, als die Ära der Steingut-Geschirrherstellung in Schwarzenfeld 1956 endgültig zu Ende ging. 1994 schloss der letzte Keramikbetrieb auf dem TWF-Gelände der ehemaligen Tonwarenfabrik in Schwandorf seine Pforten, weil die Keramikherstellung an diesem Standort als nicht mehr rentabel erschien.
Innovative Formen und Glasuren sind eher Mangelware bei den normalen Produkten der Schwandorfer Fabrik. Das in der Sammlung vertretene Service „Helga“ wurde massenhaft hergestellt.Bei den Spritzdekoren aus den Jahren 1928/30 zeigt, dass man sich bemühte, mit der Moderne Schritt zu halten. Es gab auch größere Exportaufträge aus den USA. Allerdings arbeiteten zeitweise auch namhafte Künstler mit den Tonwerken zusammen. So entwarf Jean Beck etliche Formen und Dekor für Schwandorf/Schwarzenfeld.