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Künstler*in: Fürst Adolf Werkstätten Bückeburg

Lebensdaten:

Anzahl Werke: 20

Biographie

Fürst Adolf-Werkstätten für Kunstkeramik, Bückeburg.
Zu den größten Leidenschaften von Fürst Adolf II. (Regierungszeit 1911–1917) gehörte das Bauen. Unmittelbar nach der Thronbesteigung gab er mehrere Prestigeprojekte in Auftrag.
Darunter eine Kunsthandwerkerschule: die Fürst Adolf Werkstätten (FAW). In dieser Manufaktur Bückeburg wurde die Produktion über Jahrzehnte von Albrecht Comes (1883–1954) bestimmt, der vor allem mit seinen Glasuren und klaren Formen große Erfolge feierte. Schon in den 1920er Jahren orientierte sich seine Werkstatt an den Formen der Neuen Sachlichkeit und den im Bauhaus entwickelten Gestalttypen (u.a. Serviettenständer und Leuchter). Leuchtende Farbkraft gehörte zu den Kennzeichen der Bückeburger Keramik wie auch Experimente mit Craquelé-Glasuren.
Auf der Leipziger Messe 1933 war Bückeburg die erste Keramikmanufaktur, die enthusiastisch die politische neue Zeit begrüßte und Comes sah eine direkte Verbindung von seinen klaren Formen zu den germanischen Keramiken der Bandgräberzeit. Die bisher hergestellten Formen wurden z.T. in einer neuen Serie verwendet oder entsprechend abgewandelt. Als er nach der zeitweiligen Absetzung und der Entnazifizierung wieder Leiter von FAW Bückeburg werden konnte, nahm Comes die Produktion der 1920er Jahre wieder auf, zu der unter seiner Nachfolgerin Helge Pfaff (*1939) u.a. auch das Stapelgeschirr in der Sammlung gehört. Helge Pfaff stellte die Produktion nach seinem Tode konsequent auf die Moderne um. Sie blieb auch nach der Schließung der Manufaktur 1972 in Bückeburg und arbeitete bis zu ihrem Tode in ihrem eigenen Keramikatelier.

Zur Schließung der FAW Werkstätten vor 40 Jahren veröffentlichte die Schaumburger Zeitung am 23. 10. 2012 eine Rückschau:

„Anfangs wurde in dem auf 20000 Mark veranschlagten Gemäuer vor allem künstlerische und kunsthandwerkliche Form- und Farbenlehre vermittelt. „Durch Vorführen guter Vorbilder soll der Geschmack der Schüler gebildet werden“ war in der Zielbeschreibung zu lesen. „Damit soll das sinnlose Anbringen unverstandener Verzierungen usw. verhindert und bei dem Handwerker der Sinn für das Echte der Form und des Materials geweckt werden, um ihm so die unmöglichen Imitationen und Geschmacklosigkeiten, die von der Massenfabrikation übernommen wurden, abzugewöhnen.“
Als Chef wurde der aus dem Saarland stammende Bildhauer Albert Comes verpflichtet. Daneben waren ein oder mehrere Zeichner und Kunstmaler im Einsatz. Auf Vorschlag von Comes wurde das schulische Angebot durch das Fach (Bau-) Keramik erweitert – eine gute Idee, wie sich schon bald herausstellen sollte.
Während der Unterricht im wenig später beginnenden Ersten Weltkrieg zum Erliegen kam, blieb die Tonverarbeitung in Gang und wurde zum überlebenswichtigen Produktionsstandbein des in „Fürst Adolf Werkstätte“ umbenannten Unternehmens. Auf Wunsch des herrschaftlichen Besitzers verlegte man sich auf die Herstellung teurer Luxuskeramik. Doch das brachte nicht den erhofften Erfolg. Daraufhin stellte Comes die Produktpalette auf für jedermann (und für jede Frau) erschwingliche Gebrauchskeramik um.
Nach längeren Anlaufschwierigkeiten begann Ende der zwanziger Jahre, die Kasse zu klingeln. Fachleute und Liebhaber lobten vor allem die zeitlos-ästhetische Form und die geschmackvollen Glasuren und Spritzdekore der FAW-Produkte. Auf Messen und Ausstellungen hagelte es Preise und Auszeichnungen. Die Tonwaren aus Bückeburg machten die Stadt deutschlandweit bekannt.“