Künstler*in: Paul und Anna Wranitzky (P.A.W.)
In der Gegend von Znaim/Znojmo gab es im Böhmischen auf den Dörfern wegen der Tonvorkommen viele Töpfer*innen, die ihre Waren in die größeren Zentren in der erreichbaren Entfernung (Dresden/Prag) brachten. Es war aber eine Herausforderung für die vielen kleinen Betriebe, den Anforderungen der Moderne, vor allem in Hinsicht auf die Dekore und die größeren Stückzahlen zu bewältigen. Die österreichische Verwaltung ließ also wie in anderen Teilen der K-und-K-Monarchie eine Fachschule gründen: Fachschule für Tonindustrie und verwandte Gerwerbe; der Standort war Znaim.
Paul Wranitzky (Geburtsdaten unbekannt) gründete genau zu dieser Zeit im Mai 1874 zusammen mit seiner Frau Anna (geboren 1850 in Stannern bei Iglau; 1867 Heirat mit Paul Wranitzky, gestorben 1919) eine Tonwarenwarenfabrik. Die Kürzel seines Namens und des Namens seiner Frau – „P.A.W.“ – waren das Firmenzeichen.
Als Paul Wranitzky 1884 starb, hatte die Firma 87 Mitarbeiter*innen. Anna führte die Firma anschließend als Mutter von 6 Kindern allein fort. Als sie 1919 starb, hatte sie die Firma schon an die nächste Generation weitergegeben, Paul Wranitzky junior. Nach dessen Tod 1933 blieb die Firma im Familienbesitz. Auch nach der Vertreibung der Deutschen blieb die Familie weiter dort und wurde von einem ehemaligen Mitarbeiter geleitet und vom Staat verwaltet. Später war sie dann in einen größeren Industriekomplex eingebettet.
Sie produzierte dann sogar noch erfolgreiche Kinder- und Puppengeschirre und erst nach der Integration wurden nur noch Blumentöpfe und Balkonkästen produziert. 1989 wurde die Produktion ganz eingestellt.
Die Produkte der Blütezeit aus dem Zeitraum 1900–1930 sind anhand der fast immer vorhandenen Marke und der Modell- und Größennummern heute leicht zu identifizieren. Sie weisen immer roten Ton sowie Jugendstildekor mit stilisierten Blüten auf. Meist wurde das Dekor in Schlicker- oder Gießbüchsenmalerei ausgeführt.
(Werner Steinecke, Bocholt)