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Künstler*in: Martha Serkin

Lebensdaten: 1906–1954

Anzahl Werke: 9

Kurzbiographie

Dieser nachfolgene Text ist komplett einer Veröffentlichung der beiden Schramberger Majolikaforscherinnen Gisela Lixfeld und Gisela Roming übernommen, den sie im Jahr 2022 in der Heimatzeitschrift D´Kräz 42 veröffentlichten.
Martha Serkin stammte aus einer bürgerlichen jüdischen Familie in Wien. Ihr Bruder war der bekannte Pianist Rudolf Serkin.
Nach der Entlassung aus der Mädchenbürgerschule ging Martha Serkin zusammen mit ihrer Schwester Amalia an die „Kunstgewerbeschule des Österreichischen Museums für Kunst und Industrie“.
Martha wurde im September 1922 an der Wienerberger Werkstättenschule für Ke- ramik aufgenommen. Diese Werkstättenschule, angegliedert an die Wienerberger Ziegelfabrik- und Baugesellschaft, war ein vollkommen neuer Schultypus zur Ausbildung von keramischen Fachleuten für die Industrie. Der Schwerpunkt lag auf der praktischen Arbeit im Labor und den Werkstätten.
Auf dem Lehrplan standen auch Chemie, Physik, Mineralogie, Geologie, Zeichnen und Malen sowie allgemeine Keramik. In sechs Semestern erhielten die Absolventen der Werkstättenschule eine der Lehre des Töpfer- (Hafner-) und Ofensetzergewerbes gleichwertige Ausbildung, so dass sie nach einjähriger Tätigkeit als Geselle auch berechtigt waren, diese Gewerbe selbständig zu betreiben.

Martha Serkin absolvierte die dreijährige Ausbildung an der Wienerberger Werkstättenschule mit Erfolg. Das Abgangszeugnis vom 4. Juli 1925 bezeichnete sie stolz als ihren „Meisterbrief“. Über die Zeit bis zu ihrem Eintritt als Keramikerin bei der Schramberger Majolikafabrik im November 1926 ist nichts bekannt.
Bemerkenswert ist, daß 1926 bei der Schramberger Majolikafabrik eine noch sehr junge Keramikerin aus Wien ohne Berufserfahrung als künstlerische Leiterin in der Nachfolge von Gret Gottschalk eingestellt wurde. Die Verbindung könnte durch ein Stellenangebot bzw. -gesuch in einer der keramischen Fachzeitschriften wie dem „Sprechsaal“ oder der wöchentlich erscheinenden „Keramischen Rundschau“ zustan- de gekommen sein. Vielleicht spielten dabei aber auch persönliche Verbindungen und Empfehlungen eine Rolle oder die Ausbildung an der Wienerberger Werkstättenschule war das entscheidende Kriterium bei der Einstellung.

Im Mai 1927 brachte die Schramberger Majolikafabrik einen Katalog mit (Luxus-) Produkten der Handmalerei heraus, der mit zwei neuen Serien aufwartete, die – nach derzeitigem Kenntnisstand – Martha Serkin zuzuschreiben sind.
Die Serie „Gobelin 1-4“ wurde auf älteren Formen präsentiert,auf denen das großflächige Dekor gut zur Geltung kommt. Es ist als Schwämme l- und Stricheldekor auch von angelernten Personen leicht auszuführen. Weitere Variationen des Dekors „Gobelin“ wurden nach Serkins Ausscheiden von den Obermalern oder anderen SMF-Mitarbeitern entworfen und an neue Formen angepasst. Ein solches Verfahren war damals allgemein zu- lässig und üblich bei Industrieprodukten, denn der Musterschutz gehörte nicht der Person, die entwarf, sondern der Fabrik.
Bei der zweiten, im Mai 1927 vorgestellten Serie waren sowohl Form als auch Dekor neu. Es waren teilreliefierte Formen,die meist mit schlichten mehrfarbigen Dekoren versehen waren („Venezia“)(„Seladon“, „Elfenbein“ und „glasurfarbig“).
Martha Serkins Dekor-Serie “Gobelin” eignete sich für viele Formen.
Die Dekore von Martha Serkin erscheinen unverwechselbar neu, frisch und modern, unkonventionell, geradezu revolutionär und vielseitig verwendbar. Von ihr sind zwar nur wenige Dekore überliefert, doch alle erscheinen ausgereift und wurden lange weiterverwendet und sogar weiterentwickelt, insbesondere für die Formen ihrer Nachfolgerin Eva Stricker.
Martha Serkin verließ die Schramberger Majolikafabrik nach anderthalb Jahren, um den evangelischen Pfarrer Reinhold Schmälzle (1901–1969) zu heiraten.
Um der Verfolgung zu entgehen, emigrierte die Familie in die Schweiz und ihr Mann bekam in St. Gallen eine Pfarrstelle. Martha arbeitete in einer eigenen kleinen Werkstatt für örtliche Ausstelleungen.

Martha Schmälzle-Serkin starb am 12. Februar 1954 in St. Gallen, eine Woche nach ihrem 48. Geburtstag und dem Tag ihrer Silbernen Hochzeit.