Wichtige Schenkung für das Museum Kurhaus Kleve: eine Laurentius-Statue des Kalkarer Bildhauers Henrik van Holt, um 1530–1540

Vor drei Jahren konnte der Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. mit Hilfe bedeutender Stiftungen die einzigartige Gruppe der „Heiligen Drei Könige“ des Kalkarer Bildhauers Henrik Douverman erwerben, ein Glanzlicht der spätmittelalterlichen Kunst am Niederrhein. Aus Begeisterung und Dankbarkeit für den großen Einsatz des Freundeskreises, der diesen Erwerb möglich machte, hat ein Mäzen nun eine wichtige Skulptur des Bildhauers Henrik van Holt (tätig 1500–1546), der viele Jahre neben Douverman in Kalkar gearbeitet hat, an den Freundeskreis gestiftet.

Mit der Schenkung schließt sich eine große Lücke in der Sammlung des Klever Museums. Während die wichtigsten Bildhauer der Spätgotik am Niederrhein, wie Meister Arnt, Dries Holthuys, Henrik Douvermann und Arnt van Tricht, jeweils mit mehreren wichtigen Werken in der Sammlung des Museums vertreten sind, besaß das Klever Museum bis jetzt von Henrik van Holt nur die „Zwei Könige“, Fragmente einer Wurzel-Jesse-Darstellung, von dem der Mittelteil mit dem schlafenden Jesse im Busch-Reisinger-Museum in Cambridge (Mass.) aufbewahrt wird.

Bei der Stiftung handelt es sich um eine 95 cm hohe Heiligenfigur aus Eichenholz, die ursprünglich gefasst gewesen ist. Der Heilige ist als Diakon gekleidet, in einer priesterlichen Kasel mit reich bestickten Borten über einer Albe als Untergewand. Die Handschrift des Bildhauers van Holt ist in dem prägnanten Gesicht mit den leicht schräg gestellten Augen mit den gratigen Brauen, dem spitz zulaufenden Mund und der Form der Haarlocken leicht erkennbar.

Henrik van Holt hat in Kalkar, in der Stadt, in der er wohnhaft war, kaum Aufträge erhalten. Im benachbarten Xanten erhielt er für den St. Viktorsdom vom Kapitel sowohl wichtige Aufträge in Stein (eine Serie von Schlusssteinen im Gewölbe, 1514) wie in Holz (die Heiligenbüsten im Hochaltar, 1540). Hier finden sich zahlreiche stilistische Parallelen mit archivalisch gesicherten Werken, die die künstlerische Einordnung leicht machen. Besonders im Marienaltar in Xanten, der von Henrik Douverman um 1540 unvollendet zurückgelassen wurde, und von seinem Kollegen van Holts fertig gestellt wurde, erkennt man zum Beispiel in der Figur des Hohepriesters in der Szene der „Zurückweisung des Opfers des Joachim“ eine enge Verwandtschaft.

Über die Herkunft der Skulptur ist nur bekannt, dass diese sich um 1900 in der berühmten Sammlung des neugotischen Gocher Bildschnitzers Ferdinand Langenberg (1849–1931) und später bei dessen Nachfahren befunden hat. Damals fehlte bereits das Attribut in seiner rechten Hand, ein Rost, das auf das Martyrium des Hl. Laurentius hinweist, der im Jahre 258 in Rom auf einem Rost gebraten wurde, so dass er den Märtyrertod starb. Laurentius hatte von Papst Sixtus II. die Kostbarkeiten der Kirche bekommen, die er unter den Armen Roms verteilte, obwohl Kaiser Valerianus diese für sich beanspruchte und sich dann an Laurentius rächte.

Der Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. freut sich besonders, dass nach dem Erwerb von Douvermans „Heiligen Drei Königen“ (2016–2018) und der beiden Figuren der „Hl. Luzia“ von Meister Arnt und des „Hl. Cosmas“ eines unbekannten Bildhauers (2019) nun erneut ein bedeutendes Werk spätmittelalterlicher Skulptur für das Museum Kurhaus Kleve gewonnen werden konnte.

Die Skulptur wurde in den beiden letzten Jahren von der Restauratorin Marita Schlüter, Everswinkel, restauriert. Sie entfernte behutsam eine dunkle Beize, mit der die Figur von Ferdinand Langenberg nach der Mode des späten 19. Jahrhunderts überzogen worden war, so dass die bildhauerischen Feinheiten nun besonders zur Geltung kommen.

Im Jahr 1996 wurde die Skulptur auf der großen Ausstellung „Gegen den Strom. Meisterwerke niederrheinisches Skulptur in Zeiten der Reformation 1500–1550“ im Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen (Nr. 55) ausgestellt.

[Valentina Vlašić]