Neuerwerbung für das graphische Kabinett: Heinrich VIII. ab sofort neben seiner Ehefrau Anna von Cleve in der Klever Sammlung vertreten
Dank spontaner Zusage der Übernahme der Finanzierung durch den Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. konnte das Museum Kurhaus Kleve im Juli 2024 eine zwar kleine, aber inhaltlich bedeutende Neuerwerbung für sein graphisches Kabinett tätigen: ein delikates Schabkunstblatt mit einem Porträt des Tudor-Königs Heinrich VIII. (1491–1547).
Zu sehen ist ein imposantes Porträt des berühmten englischen Renaissancefürsten im repräsentativen Ornat, das vom Kupferstecher Richard Houston Mitte des 18. Jahrhunderts angefertigt wurde – und zwar direkt nach dem berühmtesten Porträt des Königs, das 1536/1537 durch den hoch angesehenen Renaissancemaler Hans Holbein d.J. nach dem lebenden Herrscher entstanden ist. Es ging durch einen Brand 1698 verloren und ist heute nur noch in einer Kopie von 1667 überliefert.
Warum ist ein Porträt eines englischen Königs von Bedeutung für die Klever Sammlung? Weil das englische Königshaus im 16. Jahrhundert engste familiäre Verbindungen zu Kleve aufwies, denn Heinrichs vierte Ehefrau war die berühmte Anna von Cleve (1515–1557), die dieser 1540 ehelichte, nachdem er ein Porträt von ihr (ebenfalls durch Hans Holbein d.J. erstellt) begutachtete. Leider ließ er sich jedoch noch im selben Jahr von ihr scheiden, als er sie in natura traf und – sprichwörtlich – der Funken zwischen den beiden nicht übersprang.
Vor allem durch die Sammlung Robert Angerhausen, aber auch durch gezielte Erwerbungen der späteren Jahrzehnte befindet sich nahezu der komplette Stammbaum des Klever Herzoghauses in der Sammlung des Museum Kurhaus Kleve. Dazu zählen neben der bereits erwähnten Anna von Cleve – die vor allem in mehreren Fassungen des Kupferstichs von Wenzel Hollar (nach dem erwähnten Porträt des Hans Holbein d.J.) enthalten ist – auch Porträts ihres Bruders Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg (1516–1592), ihrer Schwester Sybilla von Cleve (1512–1554) sowie deren Ehemanns Johann Friedrich I. von Sachsen (1503–1554) als auch ihrer Neffen und Söhne des Wilhelm, der Thronfolger Karl Friedrich (1555–1575) und Johann Wilhelm (1562–1609).
Bislang fehlte in dieser Reihe immer ein repräsentatives Porträt des Ehemanns der Anna von Cleve, das bislang nur in Publikationen enthalten war. Nun gibt es die Möglichkeit, bei einer Neuinstallation der graphischen Sammlung auch den berühmt-berüchtigten Tudor-König Heinrich VIII. in diese Reihe aufzunehmen. Besucher*innen kann dadurch nicht nur schlüssig die Verbindungen Kleves nach England zur Zeit des „Lands im Mittelpunkt der Mächte“ aufgezeigt, sondern auch ein wichtiges Kapitel Klever Geschichte vermittelt werden.
Eine weitere Fassung des Blattes befindet sich u.a. in der National Portrait Gallery in London (siehe ->hier), wodurch sich das Klever Stück in bester Gesellschaft weiß und die hiesige graphische Sammlung international aufgewertet wird.
[Valentina Vlašić]