Kleves „Handtuchhalter mit Liebespaar“ im Louvre in Paris, 16. Oktober 2024 – 3. Februar 2025

Der Narr ist aus der Kulturgeschichte nicht wegzudenken. Vom 16. Oktober 2024 bis 3. Februar 2025 widmet ihm das Musée du Louvre in Paris eine komplette Ausstellung mit dem klangvollen Namen „Figures du Fou – Du Moyen Âge aux Romantiques“, für die es aus der Sammlung des Museum Kurhaus Kleve ein ganz besonderes Highlight als Leihgabe angefragt hat: Kleves begehrten „Handtuchhalter mit Liebespaar“ (um 1535–1540) von Arnt van Tricht. 

Der schöne Titel „Figures du Fou“ lässt sich – will man die Alliteration auch im Deutschen zumindest klanglich beibehalten – mit „Figuren des Verrückten“ übersetzen. Und diese sind auch der Schwerpunkt einer Ausstellung, in der über 300 Werke vom 13. bis zum 16. Jahrhundert aus ganz Europa zu sehen sind.

Künstler stellten die Figur des Narren wiederkehrend als sowohl humorvollen wie politisch-subversiven Kommentar gegen die Obrigkeit dar. In der Ausstellung finden sich Gemälde, Skulpturen, Stiche, Wandteppiche, illuminierte Manuskripte oder auch Alltagsgegenstände – vielfältige Exponate, die eint, dass sie die Figur des Narren in ihrem ganzen Reichtum und ihrer Komplexität widerspiegeln. 

Und die Narren waren geradezu Stars des Mittelalters und der Renaissance. Sie waren selbstbewusste und mitunter aggressive Schausteller und Unterhaltungskünstler, die das Publikum aufstachelten, anpeitschten und ablenkten. Narren nutzten gewalttätige, erotische, tragische oder parodistische Aufführungen, um zu warnen, zu spotten oder die etablierte Ordnung umzustoßen. Indem sie ihre Exzesse exhaltiert auf die Bühne holten, brachen die Narren mit den Anstandsregeln der etablierten Gesellschaft. Durch ihre einzigartige Position waren sie (zumindest im Mittelalter) die Einzigen, denen dieses Verhalten widerspruchslos zugestanden wurde. 

In seiner bildgewaltigen wie komplexen Ausstellung lädt der Louvre in Paris ein, die Figur des Narren wieder und auch gänzlich neu zu entdecken. Ein kunsthistorisches Highlight besonderer Güte und ein großes Muss, nicht nur für Klever Kunstinteressierte und Museumsgänger*innen. 

By the way: Der Förderverein des Museums, der Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V., hat aus Stolz und Freude über die Ausleihe eine eigene Baumwolltüte herausgegeben, die käuflich erworben werden kann. Weitere Infos dazu ->hier.

[Verfasst von Valentina Vlašić, Kuratorin des Museum Kurhaus Kleve, die die Ausstellung bereits im Oktober 2024 gesehen hat und begeistert war]