125. Geburtstag der bedeutenden deutschen Keramikerin Ursula Fesca (1900–1975)
In seiner breiten Sammlung besitzt das Museum Kurhaus Kleve weit über hundert Kunstwerke aus allen Schaffensperioden der bedeutenden deutschen Keramikerin Ursula Fesca (1900–1975), die am 1. März 2025 ihren 125. Geburtstag gefeiert hätte. Um auf ihr Leben und Wirken sowie ihr breites Œuvre aufmerksam zu machen, widmet ihr das Museum Kurhaus Kleve den folgenden Beitrag:
Ursula Fesca wurde am 1. März 1900 im sächsischen Hohenbucko (Kreis Schweinitz) geboren und hat nach ihrer Schulzeit an der „Kunstschule des Vereins der Berliner Künstlerinnen“, einer Zeichen- und Kunstgewerbeschule in Berlin, studiert. Sie nahm 1925 ihre Arbeit bei den Steingutfabriken Velten-Vordamm GmbH in Vordamm (Mark Brandenburg) auf.
Theodor Bogler (1897–1968), der am Bauhaus in Weimar bei Lyonel Feininger (1871–1956) studiert hatte und von 1925 bis 1926 die Modell- und Formenwerkstatt der Vordammer Fabrik leitete, sowie Fescas Mentor Hermann Harkort (1881–1970), der die Bauhausidee ständig vorantrieb, förderten und beeinflussten ihr großes Talent.
Auf der „Ausstellung neuer Märkischer Keramik“ stellte Ursula Fesca erstmals ein Kinderservice mit Kinderszenen in Schablonendekor vor, das neben anderen Schmuckgefässen starke Beachtung fand. Hier ist es ihr erstmalig gelungen, die Produktionspalette einer großen Firma entscheidend zu verändern. Dies gelang ihr u.a. durch majolikaähnliche, einfarbige Mattglasuren in Rot, Blau und Schwarz, durch innovative Neuerungen bei den Schablonendekoren, der Weiterentwicklung der craquelierten Glasuren, oder Kombination von Streifendekoren und schwarzgrauen feinen Linienzeichnungen, teils geometrisch, teils floral sowie durch einige andere Veränderungen der Produktionslinie. Das Modellbuch der Vordammer Steingutfabrik von 1927/28 belegt etwa 90 Fesca-Entwürfe. Alle sind durch kräftige und gelegentlich auch etwas derbe Formen gekennzeichnet. Sie wurden mit verschiedenen Dekoren und Glasuren angeboten.
Nach dem Weggang von Bogler traf sie dort auf Hedwig Bollhagen (1907–2001), die die Leitung der Malerabteilung übernommen hatte und eine Reihe von Streifen- und Strichdekoren entwarf.
Ursula Fesca hat in der Steingutfabrik Velten-Vordamm GmbH bis 1928 gewirkt und mit ihren Arbeiten dem Werk zum Anschluss an die moderne Entwicklung verholfen. Hier sammelte sie erste Erfahrungen bei herausragenden Keramikerinnen und Keramikern. Diese Kenntnisse sollte sie später in der Wächtersbacher Steingutfabrik voll entfalten.
Reinhardt Korsukewitz, der Besitzer und Direktor der Steingutfabrik Elsterwerda, holte Ursula Fesca im Jahr 1928 als künstlerische Leiterin in seine Fabrik. Sie entwickelte dort einen im Unterschied zu Vordamm freieren künstlerischen Stil mit Mattglasuren und teils verlaufenden Linien- und Streifendekoren sowie stilisierten Blattmotiven.
Nach Auflösung der Kunstabteilung im Jahr 1928/29 hatten die Verantwortlichen des Schlierbacher Werkes für Wächtersbach eine neue Innovationskraft als künstlerische Nachfolge gesucht, die das durch die Wirtschaftskrise angeschlagene Unternehmen wieder in die Gewinnzone führen sollte. Ursula Fesca hatte bereits in zahlreichen Artikeln in der Fachpresse und bei Ausstellungen auf sich aufmerksam gemacht und so war das Talent der inzwischen bekannten Keramikgestalterin den Verantwortlichen der Wächtersbacher Steingutfabrik nicht verborgen geblieben. Ursula Fesca wurde im August 1931 in der Wächtersbacher Steingutfabrik, Schlierbach als künstlerische Leiterin eingestellt.
Ihre ersten Entwürfe für Teegeschirre – die Modelle „Amsterdam“, „Haarlem“, „Köln“ und „Bonn“ – setzten neue Akzente in der Produktion. Sie gelten heute noch als Designklassiker und genießen in den Kreisen von Sammler*innen und Keramiker*innen höchste Wertschätzung. Zahlreiche nationale und internationale Museen haben sie gekauft und in ihre Sammlungen integriert.
In der Zeit des Nationalsozialismus waren die extravaganten und zum Teil futuristisch anmutenden Formen des Bauhauses nicht mehr gefragt. Die Reichskulturkammer nahm zunehmend Einfluss auf Produktion und Zeitgeschmack. Die avantgardistischen Modelle galten oftmals als „entartet“ und aus diesem Grund wandte sich Fesca einer anderen Produktlinie zu. Florale, oftmals schlichte (Rillen-) Dekore bestimmten nun die Produktion der sog. „Volksdeutschen Heimatkunst“.
Um 1939 verließ Ursula Fesca ihre neue Heimat im Brachttal und kehrte erst nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aus Berlin zurück nach Schlierbach. In der Steingutfabrik wurden zunächst nur Gegenstände mit schlichten Dekoren und Gebrauchsgeschirre produziert. Essgeschirre mit grüner Ränderung waren für die unmittelbare Nachkriegszeit typisch. Ende der 1950er Jahre entwarf Fesca das Dekor „Pisa“. Das in einem sehr aufwändigen Herstellungsverfahren produzierte Dekor erfreute sich bundesweit großer Beliebtheit und entwickelte sich rasch zur Designikone der 1950er Jahre.
Schnell konnte Ursula Fesca mit ihren frischen Form- und Dekorentwürfen an ihre Erfolge der frühen 1930er Jahre anknüpfen. Mit ihrer Einstellung in der Wächtersbacher Steingutfabrik entstand eine neue und kreative Kontinuität, die dem Unternehmen zu neuem Aufschwung verhelfen sollte. Die talentierte Kunstkeramikerin hatte genügend Ideen hierzu und das nötige Know-How mit nach Schlierbach gebracht. Für deren Umsetzung hatten auch der Modelleur Walter Reuel, der bereits 1928 in die Steingutfabrik eingetreten war und der Chemiker Franz Eggert, den sie bei ihrer Tätigkeit in Elsterwerde kennen und schätzen gelernt hatte, gesorgt. Ihr Wirken beeinflusste die gesamte Produktionslinie der Wächtersbacher Steingutfabrik bis weit in die 1960er Jahre maßgeblich.
Ursula Fesca starb am 9. Juni 1975 in Schlierbach. Dort hat sie an der Wächtersbacher Keramikfabrik über 30 Jahre lang mit ihren stilprägenden Form- und Dekorentwürfen die Produktionslinie nachhaltig geprägt. Ihre vielfältigen Glasur- und Dekorationstechniken beeindrucken noch heute.
[Text freundlicher Weise zur Verfügung gestellt von Ulrich Berting, Museum Wächtersbacher Keramik in Schlierbach, z.T. überarbeitet von Werner Steinecke, Sammler u.a. der Werke von Ursula Fesca]

Ursula Fesca, Bowle, um 1935, Museum Kurhaus Kleve – Dauerleihgabe des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V., Kleve, Deutschland; Schenkung Werner Steinecke, Bedburg-Hau