Die große Retrospektive aus der Sammlung, „Ewald Mataré: KOSMOS“, endete mit Besucherrekord

Noch nie zuvor war mehr „Mataré“ zu sehen als bei der großen Retrospektive „Ewald Mataré: KOSMOS“, die vom 27. Oktober 2024 bis 9. März 2025 im Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung präsentiert wurde. Weit über 600 Kunstwerke und Archivalien aus der gesamten Lebenszeit des Künstlers (1887–1965) sowie alle Gattungen waren ausgestellt – auf allen Etagen und in sämtlichen Wechselausstellungsälen. Die Schau endete nun mit einem Besucherrekord: Fast 10.200 Gäste kamen in das Klever Museum, um die Werke seines Namensgebers zu sehen. Das hatten zuvor zwar schon wenige andere Ausstellungen in diesem Zeitraum erreicht (u.a. Alberto Giacometti, Mark Tansey, Govert Flinck). Mit ausschließlich Sammlung war das jedoch bislang noch nie der Fall, wodurch diese Besucherzahlen als Premiere und als ganz besonderer Glücksfall angesehen werden dürfen. 

Was waren die Faktoren für diesen Erfolg? Neben der geradezu idealen Ausgangslage mit Vermächtnis und Schenkung (weitere Infos siehe ->hier) haben folgende Punkte in der Ausstellungskonzeption sicherlich dazu beigetragen: 

  • Die Fokussierung auf die absoluten Kernkompetenzen des Museums, nämlich auf das Leben und Werk des Namensgebers Ewald Mataré, dessen künstlerischer Nachlass 1988 von seiner Tochter Sonja Mataré (1926–2020) der Stadt Kleve übergeben worden war und u.a. zur Gründung des Städtischen Museums im ehemaligen Kurhaus beitrug. Ebenfalls von Bedeutung waren die identitätsstiftenden Elemente aus der Geschichte der Stadt Kleve, die u.a. 1938 Matarés „Toten Krieger“ zerstörte und verscharrte. Hier konnte das Museum aus dem Vollen schöpfen und bislang wenig oder sogar völlig unbekannte Werke und Verknüpfungen aufzeigen. 
  • Das schöne Mittel aus sowohl ansprechender als auch anspruchsvoller Kunst der Klassischen Moderne, die nicht nur ein elitäres Publikum, sondern die Breite der Gesellschaft zu einem Museumsbesuch animierte. Für heutige Generationen geradezu brandaktuell scheint Mataré durch seine Liebe und Hingabe zu Tieren und vor allem Kühen und durch seine Verbindung zur Natur zu sein.
  • Die maßgeblichen Förderungen durch Landes- und Bundesmittel, durch die nicht nur die Ausstellung, sondern auch inhaltlich wichtige Erwerbungen, Publikationen, Personalförderungen und vorherige Restaurierungen finanziert werden konnten. Die Reihe der Fördermittelgeber ist das Who-is-Who der Kulturförderung in Deutschland und reicht vom Düsseldorfer Landesministerium bis hin zur Kulturstiftung der Länder in Berlin (eine vollständige Liste ist ->hier am Ende des Beitrags abrufbar).
  • Die Kombination von kunsthistorischem Know-how vor Ort als auch von außen. Durch Co-Kuratorin und 20. Jahrhundert-Expertin Dr. Christiane Heiser wurden die öffentlichen Aufträge Matarés so ausführlich wie noch nie zuvor museal inszeniert und präsentiert.
  • Die Installation einer reichen, gattungsübergreifenden Themen-Ausstellung, die nicht nur Kunstwerke und Archivalien berücksichtigte, sondern auch Zitate des Künstlers, ausführliche Beschriftungstafeln und Familienmitglieder miteinbezog. Die von den Farben von Matarés Atelierhaus in Meerbusch-Büderich inspirierte Ausstellungsarchitektur wurde vom renommierten Typographen Ingo Offermanns realisiert – die übrigens nachhaltig angelegt wurde und problemlos für erneute Präsentationen wieder benutzt werden kann. 
  • Ein reiches pädagogisches Programm, das die Jüngsten nicht nur punktuell im Rahmen von Einzelveranstaltungen zum Museumsbesuch animierte, sondern die gesamte Ausstellungsdauer über für kindgerechte Abwechslung sorgte. Die Worpsweder Kulturpädagogin Kathrin Klug installierte einen atmosphärischen Aufenthaltsraum für Kinder, in dem sich nicht nur Mobiliar in Kinderformat und eine Lampe mit Mataré-Kühen befand, sondern in dem auch mit Tangram geometrische Kühe gelegt und kindgerechte Texte in einfacher Sprache über das Leben und Werk Matarés gelesen werden konnten. Das Prunkstück dieses Saales bildete jedoch sicherlich die sogenannte Riesenkuh von Ewald Mataré aus der Hand der Julius Fröbus GmbH., die sowohl Kinder als auch Erwachsene zum Sitzen, Liegen oder einfach Fühlen der Form animierte. 
  • Ein umfassendes Veranstaltungsprogramm mit über 40 Angeboten, das nicht nur aus klassischen Formaten wie öffentlichen Führungen und Workshops bestand, sondern u.a. auch aus Spezialvorträgen, musikalischen Auftragskompositionen, Kurzfilmabenden, Videokonferenzangeboten und institutionellen Querformaten (z.B. zwischen Tiergarten und Museum oder „Tierisches Yoga“ der VHS-Kleve, was beim Künstler der Kühe – also Mataré – so offensichtlich war wie noch nie zuvor). 
  • Eine Intensivierung der social media-Präsenz durch im Vorfeld realisierte Kurzfilme zum Leben und Werk Matarés, die die Photographin und Filmemacherin Kirsten Becken für die Schau konzipierte. 
  • Maßgeschneiderte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, die in Kooperation zwischen Museum Kurhaus Kleve und externen Dienstleistern wie den Deutschland-Niederlande-Experten mediamixx in Kleve und die auf internationale Kunst und Kultur spezialisierte Kathrin Luz Communication in Köln realisiert wurde. 

Dass durch die Klever Schau auch noch eine Ausstellungstournee der Werke Ewald Matarés angeregt werden konnte (weitere Infos ->hier), durch die es zur größten Ausleihe der Klever Museumsgeschichte sowie zur größten Ausstellung der Werke Matarés außerhalb Kleves kommen konnte, ist sicherlich ebenfalls als Erfolg (und Sahnehäubchen obenauf) zu werten.

Dass es zudem (Vorsicht, Spoiler!) – u.a. auch durch die Klever Ausstellung angeregt – Ende diesen Jahres zu einem Mataré-Film im Fernsehen und Kino kommen wird, sicherlich ebenso. Hierzu aber erst zum gegebenen Zeitpunkt mehr …

[verfasst von Valentina Vlašić]