Restaurierung bislang unbekannter Skizzen und Entwürfe „Kunst am Bau“ von Ewald Mataré (1887–1965)
Mit der essentiellen Unterstützung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaften des Landes Nordrhein-Westfalen und der Ernst von Siemens Kunststiftung konnte in den Jahren 2022 bis 2024 die in der Geschichte des Museum Kurhaus Kleve größte Restaurierungsmaßnahme eines hochbedeutenden Objektkonvoluts in Angriff genommen: die Restaurierung bislang unbekannter Skizzen und Entwürfe „Kunst am Bau“ des Namensgebers des Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Ewald Mataré (1887–1965).
Zur kunsthistorischen Bedeutung des Objektkonvoluts
Die Originalentwürfe der Baudenkmäler, die einen Sonderstatus im Werk von Ewald Mataré einnehmen, wurden nach dem Tod der Tochter des Künstlers, Sonja Mataré (1926–2020), und wichtigsten Mäzenin für das Klever Museum beim Sichten des Ateliers 2021 entdeckt. Sie zählen zum Spätwerk von Mataré, als er ab 1945 an der Düsseldorfer Akademie wiedereingestellt wurde und bis 1957 die Bildhauerklasse leitete. Während dieser Jahre wurden ihm prominente, ehrenvolle Aufträge im In- und Ausland anvertraut, für die er Werke der angewandten Kunst außerordentlichen Ranges schuf.
Die kunsthistorische Bedeutung dieses Konvoluts an bislang gänzlich unbekannten Bauzeichnungen ist unbestritten. Darunter befinden sich u.a. die Originalskizzen für die Türen des Rathauses oder für das Wappen des Kreisamtes in Aachen, ein Entwurf zur Fassadengestaltung des Kölner Gürzenich, mehrere Entwürfe für die Türen des Notariats Pikalo in Düren, mehrere Entwürfe für Windfahnen für Kirchen im Rheinland (St. Georg, St. Michael usw.), mehrere Fensterentwürfe für einen Kriegerfriedhof in Rovaniemi in Finnland. Ebenfalls darunter befindet sich eine Entwurfszeichnung für einen Teppich, der vor einigen Jahren hochpreisig von der Akademie-Galerie in Düsseldorf angekauft worden ist.
Alle Werke zeichnet Matarés sicheres Formgefühl und eine von ihm entwickelte Systematik des Ornaments aus, bei dem immer wiederkehrende Grundmotive in graphische Formen variiert werden. Großzügige Rhythmen wechseln sich mit abstrahierten Kompositionen und gegenständlichen Symmetrien ab. Die Werke weisen eine ornamentale Flächenfüllung auf, in denen sich Matarés gestaltende Phantasie verdichtet.
Maßnahmen 2022–2024
Nach Einholung von Angeboten wurde mit der Maßnahme die Firma „Ratinger Restauratoren. Atelier für Papier- und Buchrestaurierung“ in Ratingen beauftragt. Die dortigen Sachbearbeiterinnen wurden angeleitet von Restauratorin Sabine Güttler.
Teil 1 der Restaurierungsmaßnahme im Jahr 2022 bestand aus folgenden notwendigen Vorarbeiten für die Restaurierung:
- Transport Kleve-Ratingen,
- Entrollen,
- Vereinzeln,
- Photographieren,
- Schadenskartierung,
- Dokumentation.
Bei einem zweiten Teil der Restaurierungsmaßnahme in den Jahren 2023–2024 wurden folgende Aufgaben realisiert:
- Testreihen (Anfärben, Klebetest, Ergänzungen …),
- Restaurierung,
- Dokumentation,
- Verpackung,
- Transport Ratingen-Kleve.
Konkrete Restaurierungsmaßnahmen
Die auf unterschiedlichen Materialien ausgeführten Entwürfe waren in einer Ecke des Ateliers im Wohnhaus von Ewald Mataré in Meerbusch-Büderich jahrzehntelang aufrechtstehend gelagert, eng zusammengerollt, ohne angemessenen Schutz und vermutlich eher vernachlässigt bewahrt.
Um einen Überblick über die vorliegenden Schäden zur erhalten und erforderliche Maßnahmen planen zu können, mussten die teils mehrere Meter langen Arbeiten zunächst entspannt werden. Erst nach Überwindung der extremen Rollneigung konnten die häufig ineinander verhakten Blätter zerstörungsfrei voneinander getrennt und erforderliche Maßnahmen geplant werden.
Neben unterschiedlichsten Verschmutzungen, zahlreichen mechanischen Schäden mit teils ungeeigneten Reparaturmaterialien sowie Fehlstellen durch Insektenfraß, stellten insbesondere die teils abpudernden Zeichenmaterialien wie Kreide und Kohle auf den verschiedenen Untergründen (wie Transparentpapier, Schwarz-Weiß-Photographien, Folie und Malerpapier) eine besondere Herausforderung dar. Verschiedenste Sorten von Klebebändern waren zum Zusammenhängen von Einzelblättern, für Ergänzungen oder als Reparaturen angebracht, deren Klebstoffe zum Teil durchschlugen oder ihre Funktion alterungsbedingt vollständig verloren hatten.
Vor der notwendigen Malschichtfixierung war zunächst oberflächlich anhaftender Schmutz zu reduzieren, ohne dabei jedoch wichtige Arbeitsspuren zu entfernen. Erst im Anschluss konnte partienweise geglättet, Risse geschlossen und Fehlstellen mit passend eingefärbtem Papier ergänzt werden. Säurehaltige und selbstklebende Reparaturbänder sowie deren Rückstände wurden entfernt und angemessen ersetzt. Zur dauerhaften Lagerung der teils großformatigen Entwürfe wurden abschließend individuelle Konzepte erarbeitet und umgesetzt.
Mit dem Erhalt dieser wichtigen Arbeitsmittel und Wiederherstellung der Lesbarkeit unter beständigem Abwägen zwischen restauratorisch notwendigem Eingriff und konservatorischer Sicherung von Originalsubstanz konnte ein wesentlicher Beitrag zum Verständnis der Arbeitsweise Ewald Matarés geleistet werden.
Nachhaltigkeit
Bei der Restaurierung wurde ein Fokus auf den Einsatz umweltverträglicher, langlebiger Materialien und ressourcenschonender Techniken gelegt. Materialien wurden eingesetzt, die nicht nur reversibel, sondern auch biologisch abbaubar und recyclingfähig sind. Schädliche Substanzen wurden gänzlich vermieden, wie auch der Einsatz energiereicher Techniken. Konnte bei gewissen Maßnahmen nicht gänzlich auf energieeffiziente Geräte verzichtet werden, wurde auf Geräte mit regenerativen Energiequellen geachtet.
Der Transport der Werke und ihre künftige dauerhafte Lagerung fanden unter Beachtung der Nachhaltigkeit statt. Die Werke wurden daher in säurefreien Transportboxen aus Karton transportiert, die sich – angekommen im Museum – auch direkt zur dauerhaften, konservatorisch sicheren Lagerung eignen.
Präsentation
Eine Auswahl des Konvoluts wurde im Rahmen der groß angelegten Ausstellung „Ewald Mataré: KOSMOS“ dem Publikum präsentiert, die am 27. Oktober 2024 eröffnen wurde und bis 9. März 2025 zu sehen war.
[verfasst von Sabine Güttler und Valentina Vlašić; online gestellt von Valentina Vlašić]