Bildhauer*in (Ausführung): Johannes Wald (1980)

Johannes Wald ist Bildhauer und Konzeptkünstler, der sich mit essentiellen Fragen zum Umgang mit Skulptur befasst.

In seiner Einzelausstellung „Geste und Gefühl / attempts at forming appropriate finds“ 2014 im Museum Kurhaus Kleve hießen drei Arbeiten „studying the greek’s grace“ (2009–14) – ein Titel, der eine Hommage an Winckelmanns „Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerey und Bildhauerkunst“ darstellt. An eine Wand gelehnt stand eine Marmorplatte mit einem formschönen Faltenwurf, wie von einer antiken Skulptur. Doch der Eindruck war nur eine Illusion, die von einer Lichtbildprojektion erzeugt wurde.

Eine andere Arbeit bestand aus einem Stapel abgegriffener Blätter, die Photographien altertümlicher Statuen zeigten. Darauf waren teilweise Herkunft, Material und Datierung der Statuen notiert. Sie dienten Wald als Vorlagen zur Anfertigung, von Skulpturen aus Ton, die er nach ihrer Fertigstellung wieder zerstörte, indem er sie in den Materialkreislauf einer alten Tonkiste zurückführte.

Mit „Kontrapost“ (2013) thematisierte Wald anhand eines Sockels Stand- und Spielbein, jedoch nur anhand eines Sockels. Barfuß hatte sich der Künstler in den nassen Gips einer Sockelplatte gestellt, im Kontrapost, und danach so lange abgewartet, bis dieser hart wurde. Er stieg heraus und im Sockel blieben nur die Fußabdrücke mit der bekannten Schrittstellung.

Mit „several attempts at forming an adequate gesture of beauty“ (2014) beschäftigte sich Wald mit einem Grundproblem der Bildhauerei, der unterstellt wird, sie könne keine Bewegung veranschaulichen. Im elf mal elf Meter großen Innenhof des Friedrich-Wilhelm-Bades in Kleve arrangierte er sieben Arme aus Beton, die unterschiedliche Positionen einnahmen. Durch die Wiederholung und sanfte Variation erzeugte er eine ästhetische Wirkung, die nur in der Gesamtschau zu erfassen war.

Johannes Wald besitzt eine Faszination für das Bronzegießen. Guss- und Entlüftungskanäle, die nach dem Erkalten eigentlich abgeschnitten werden, erhebt er zu eigenständigen Werken, die den Prozesscharakter des Gussvorgangs veranschaulichen. Bei „my breath cast into an old form (Porträt eines claudischen Prinzen aus Athen)“ (2014), das in die Sammlung des Museum Kurhaus Kleve eingegangen ist, kombiniert Wald den Gusskanal mit einer konkreten Form, die beliebig ist. Zu sehen ist der Kopf einer klassischen Statue, der für die Augen der Betrachter*innen gefälliger ist als das simple Rohr mit dem Trichter.