Bildhauer*in (Ausführung): Ewald Mataré (1887–1965)
Künstlertitel: Abstraktes Kälbchen
Datierung: 1945 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Plastik / Skulptur
Inventar Nr.: 2021-12-03 (071)
Werkverzeichnis Nr. (neu): WV P 291a
Werkverzeichnis Nr. (alt): WV P 274
Das „Abstrakte Kälbchen“ ist – mit der „Abstraktion einer liegenden Kuh“ – Matarés am stärksten verfremdete Skulptur. Beim „Abstrakten Kälbchen“ lässt er das Naturvorbild weitgehend hinter sich. Die Skulptur in der Größe einer ausgestreckten Hand ist halbkreisförmig und flach. Sie wirkt wie eine halbierte Diskusscheibe. Ein schräg gestelltes Dreieck links lässt sich als Kopf identifizieren, zwei rechteckige und erhaben aufgesetzte Teile am Körper als Vorder- und Hinterbeinpartie. Eine dreieckige Ausbuchtung in der Mitte der vorderen Kante markiert den Bauchbereich, der von den angezogenen Beinen eingerahmt wird. Vier eingeritzte Linien am Rücken deuten die Fellzeichnung an, genauso wie mehrere parallele Kerben im Kopfbereich. Zwei einzelne eingedrückte Punkte am Kopf können, auch aufgrund ihrer eindeutigen Position, als Augen angesehen werden.
Das „Abstrakte Kälbchen“ setzt sich aus einem homogenen Spiel geometrischer Formen zusammen. Fließende Linien korrespondieren mit eckigen, glatte Flächen mit solchen, die durch Einkerbungen strukturiert sind. Die sehr flache Skulptur versinnbildlicht das Liegen. Sie wurde konzipiert, um mit der ebenen Fläche hingelegt zu werden. Der Betrachter muss auf sie von oben herab blicken.
In seinem Tagebuch beschreibt Mataré im Juni 1944 seine Suche nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten:
„Durch Vorbild und Erziehung gewohnt, das Tier immer nur von seiner, ich möchte sagen, anatomischen Seite zu betrachten, oder es als Maler auf Licht und Schatten hin zu sehen, erschwert natürlich ungeheuer meine Betrachtungsweise, die von diesen Dingen ganz absehend dem Wesen auf den Grund gehen möchte, und, in einer Kurve eingefangen, dem wirklichen Tier Ausdruck verleiht. Mein Weg hat also mit dem sogenannten Darstellen nichts zu tun und will keine ‘Werte’ schaffen, sondern erleben. Ist es nicht
eine Zauberformel, nach der man sucht?“
- Werkverzeichnis „Ewald Mataré – Das plastische Werk“, bearb. v. Sabine Maja Schilling, Köln 1987, S. 212, Abb. S. 212, Nr. 274
- Kat. d. Ausst. „Konzentration und Offenheit. Ewald Mataré und Joseph Beuys“, bearb. v. Volker Harlan, Arie Hartog, Detlef Stein, Veronika Wiegartz und Jürgen Fitschen, aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Gerhard-Marcks-Haus, Bremen (20. November 2005 – 19. Februar 2006), Bremen 2005, S. 11, Abb. S. 11, Nr. 17
- Kat. d. Ausst. „Ewald Mataré – Plastik. Eine rheinische Privatsammlung“, bearb. v. Valentina Vlašić u. Guido de Werd, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (14. März 2010– 20. Juni 2010), Kleve 2010, Abb. S. 81, Nr. 28
- Auswahl- / Bestandskatalog „Mein Rasierspiegel – Von Holthuys bis Beuys“, hrsg. v. Guido de Werd im Auftrag des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Abschiedsausstellung des scheidenden Gründungsdirektors Guido de Werd im Museum Kurhaus Kleve (9. September 2012 – 13. Januar 2013), Kleve 2012, S. 342, Abb. S. 345, Nr. 3.42
- Die Erfindung der Abstraktion, Akademie-Galerie – Die Neue Sammlung, Düsseldorf, 20.10.2016 - 29.01.2017
- Was war Europa?, 29.06.2018 - 02.06.2019