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Bildhauer*in (Ausführung): Katharina Fritsch (1956)

Künstlertitel: Madonnenfigur

Beschreibender Titel: Madonnenfigur, aus: Gelbe Madonna

Datierung: 1987 (Herstellung)

Museum: Museum Kurhaus Kleve

Typ: Kunstwerk

Inventar Nr.: 2018-IX-II

Kurzbeschreibung

Kleinformatiges Multiple der lebensgroßen Skulptur der „Gelben Madonna“, die Katharina Fritsch bei den „Skulptur Projekten Münster 1987“ präsentierte.

Die Künstlerin goss damals aus Duroplast eine lebensgroße Replik einer Darstellung der Madonna von Lourdes. Die Künstlerin lackierte die Figur in leuchtend gelber Farbe und platzierte sie in der Salzstraße, einer belebten Einkaufstraße, zwischen dem Kaufhaus Karstadt und der Dominikanerkirche.

Die Münsteraner Bevölkerung nahm die Skulptur sehr unterschiedlich wahr und reagierte dementsprechend. Zum einen identifizierten die Passantinnen und Passanten die Figur als religiöses Motiv und legten ihr zu Ehren Blumen auf dem Boden nieder. Zum anderen erzeugte die Skulptur von Vandalismus und Zerstörungswut geprägte Reaktionen, weshalb sie noch vor der Ausstellungseröffnung durch einen Steinguss ersetzt wurde.

Katalogtext

Die Skulpturen von Katharina Fritsch sind präzise, aufwendig und symbolisch eindringlich, und sie entstehen – nicht ohne eine Prise Humor und Ironie – immer am Puls der Zeit. Ihre machtvollen Werke sowohl voller Überzeugungskraft als auch nüchterner Realität, die alle ansprechen und auf einer alltäglichen, universalen Ebene funktionieren, lösen beim Publikum eine Fülle von Assoziationen und Reaktionen aus.

Ein Beispiel dafür ist Madonna von 1987, die gelbe Replik einer klassischen Madonnenfigur aus Lourdes, die Fritsch im Rahmen ihrer Teilnahme an den „skulptur projekten münster“ in einer Einkaufsstraße in Münster platzierte – zwischen einem Kaufhaus und einer Kirche. Die quietschgelbe lebensgroße Skulptur rief, in Kombination mit dem provokanten Standort, der den Durchschnittsbürger*innen Kommerz und Kitsch augenscheinlich machte, massiven Vandalismus hervor, sodass ihre Arbeit noch vor der Eröffnung der Ausstellung zerstört und durch einen Steinguss ersetzt werden musste (der kurze Zeit später ebenfalls beschädigt wurde). Das kleinformatige Multiple dieser Arbeit („Madonnenfigur“) befindet sich in der Sammlung des Museum Kurhaus Kleve, wie auch weitere Multiples – unter anderem Pudel, Maus, Katze oder Gehirn. Die Werke fungieren wie universell verständliche Urbilder, die den Intellekt ebenso wie das Gefühl der Betrachter*innen ansprechen. Dementsprechend hat Fritsch die Farbgebung der Skulpturen angepasst, die ebenfalls klar und deutlich ist und ihren Arbeiten zusätzlich die Anmutung von Zeichen verleiht.

Dafür repräsentativ ist ihr „Weißes Bild“ in der Sammlung des Museum Kurhaus Kleve, das zu ihrer zweiten Serie der „Bilder in acht Farben“ gehört (1999–2002). Es zeigt beispielhaft das Bestreben der Künstlerin, einen visuellen Eindruck so sehr zu klären und zu vereinfachen, dass er sich unauslöschlich ins Bewusstsein der Betrachter*innen einbrennt. „Das Publikum“, sagt Fritsch, „sollte alle umfassen. Alle sollten sich meine Bilder ansehen können, und ich glaube, dass sie auch von allen verstanden werden können.“

Fritsch’ Skulpturen sind zugleich klar und nüchtern wie irritierend, humoristisch wie auch beängstigend. Sie weisen stets eine Verbindung des Emblematischen mit dem Enigmatischen auf. Ihr schwarzer „Pudel“ (1995) ist ein offensichtlich kleinbürgerliches Parademotiv, das lustig und despektierlich wirkt, in der Installation „Kind mit Pudeln“ (1995/96), das eine kreisrunde Zusammenrottung von 224 Exemplaren schwarzer Hunde um ein in der Mitte liegendes weißes Baby zeigt, jedoch höchst bedrohlich wirkt. Ihre „Maus“ (1991–98) ist putzig und niedlich, in der monumentalen Installation „Mann und Maus“ (1992), bei der eine überdimensionale schwarze Maus auf der Brust eines in einem Bett liegenden weißen Mannes sitzt, eine alptraumhafte Horrorvision.

Katharina Fritsch war bereits 1992 an der Gruppenausstellung „Der Teppich des Lebens“ im Städtischen Museum in Kleve beteiligt, als dieses noch im Haus Koekkoek untergebracht war und sich das Museum Kurhaus Kleve noch im Entstehen befand. Vier Jahre lang, von der Eröffnung 1997 bis 2001, war ihr grüner „Elefant“ (1987) im Klever Museum zu sehen. Dabei handelte es sich um die Abformung eines mächtigen lebensgroßen Elefanten im Museum König in Bonn. Fritsch platzierte das Objekt auf einem hohen ovalen Sockel, von dem aus er regungslos und majestätisch auf Besucher*innen herabblickte. Nachdem das Kunstwerk viele Jahre lang eingelagert war, bildet es 2022 auf der 59. Biennale von Venedig einen Höhepunkt.

Literatur
  • Kat. d. Ausst. „Schatzhaus und Labor – 25 Jahre Museum Kurhaus Kleve“, bearb. v. Valentina Vlašić, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (23. Juli 2022 – 29. Januar 2023), Kleve 2022, S. 54ff, Abb. S. 57, Nr. 133
Ausstellungen
  • Original & Kontext. Die Sammlung analog + digital, Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, 30.10.2021 - 27.02.2022
Material/Technik:
Multiple aus bemaltem Gips
Maße:
Objektmaß 30,48 x 6,35 x 6,35 cm
Geographischer Bezug:
Kleve (Herkunftsort)
Kleve (Standort)
Status:
Depot
Creditline:
Museum Kurhaus Kleve – Dauerleihgabe des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V., Kleve, Deutschland
Copyright:
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Kontakt:
Bei Fragen, Anregungen oder Informationen zu diesem Objekt schreiben Sie bitte eine E-Mail mit diesem Weblink an sammlung [​at​] mkk.art.