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Bildhauer*in (Ausführung): Ewald Mataré (1887–1965)

Künstlertitel: Finnisches Rind

Datierung: 1929 (Herstellung)

Museum: Museum Kurhaus Kleve

Typ: Kunstwerk

Gattung: Plastik / Skulptur

Inventar Nr.: 2016-VIII-CCLXXXII

Werkverzeichnis Nr. (neu): WV P 62a

Werkverzeichnis Nr. (alt): WV P 55a

Beschreibung

Während eines Sommeraufenthaltes in Toila / Estland im Juni 1929 beschäftigt Mataré der Wunsch, sich mit einer neuen Kuhskulptur zu befassen: „An eine Kuh traue ich mich aus rein äußeren Gründen im Augenblick nicht heran. Ich fürchte, noch nicht frisch genug zu sein, resp. noch kein geschlossenes Bild davon zu haben. Beschäftigen tut das Biest mich andauernd.“ Einen Monat später notiert er: „Ich will nun doch morgen mit einer Kuh anfangen. Ich fand gerade Holz in den gewünschten Maßen und glaube sie nun einfacher zu sehen, auch die Hörner glaube ich nun besser
hineinkomponieren zu können. Dieses Mal soll sie auf vier Beinen stehen, und ich will besonderes Gewicht auf die plastische Gestaltung von vorne legen.“ Mataré beginnt am 3. Juli 1929 mit der Arbeit am „Finnischen Rind“. Der Körper ist eiförmig, die voluminöse Seite ist nach vorne ausgerichtet. Der Vorderbau ist mächtig und ruht auf zwei kurzen Beinen, der Kopf ist nach vorne gestreckt und spitz, mit mächtigen Hörnern. Der hintere Teil wiederum läuft spitz zusammen, er wird getragen von schmalen hohen Hinterbeinen. Die Skulptur erinnert an urwüchsige Steppenrinder. Das „Finnische Rind“ ist gleichzeitig mächtig und zierlich, behäbig und graziös, das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels von Linie und Form: „Meine Kuh geht weiter, diesmal habe ich mich fast ganz auf eine Naturstudie eingestellt, um dann vielleicht hinterher eine solche zu machen, deren Form mehr herausgeschält ist. Letzten Endes setzt sich so ein Tier aus zwei Schwingungen zusammen, die man aus einer Vorder- oder Hinteransicht und in einer Seitenansicht zusammensetzen kann, aber diese finden … Aber wenn mir nur einstweilen gelingt, den Körper in diese eine Form zu bringen, bin ich heilfroh, an den Kopf und die Beine gar nicht zu denken. Mir bleibt eben nichts übrig, als mir selbst eine Tradition zu schaffen, von der aus ich das Tier immer wieder in Angriff nehmen muss. Hier ist mir nun die Beobachtung resp. das Draußenzeichnen erschwert, weil Regen und besonders der Wind die ganzen Tage stören. Immer fange ich zu früh an, aber das sieht man erst beim Weiterarbeiten, doch was zuerst nicht klar liegt, kann nie und nimmer später hineinkommen, ich muss wiederholen, wie ein Tischler seinen Stuhl macht, so muss eine Plastik gemacht werden, alles sogenannte Gefühlsmäßige ist Unsinn und führt zum Sich-selbst-Verlieren. Die Eiform bei der Kuh wie bei fast allen Tieren und dem das andere dazu einordnen, das ist’s. Fern von aller Romantik.“
Mataré war sich darüber bewusst, beim Bronzeguss gewisse Aspekte des Holzes und dessen Maserung überwinden zu können: „Die Kuh ließ ich nun in Ruhe, will mich jedoch wahrscheinlich an einer neuen versuchen. Ich glaube den Körper so weit in der Vorstellung zu haben, nur mit dem Kopf bin ich noch nicht ganz im Reinen, doch nähere ich mich nun seit Jahren langsam von allen Seiten diesem Biest, vielleicht gelingt es mir doch, es einzukreisen, aber es tut sich immer eine neue Seite auf, so dass ich wohl
immer drum herum gehen werde. […] Nun kommt hinzu, dass das Holz in einer fleckigen Färbung sich dem wirklichen Fell einer Kuh bedenklich nähert. Ich habe das wohl zu Anfang mit in Rechnung gestellt, doch immerhin ist es nun etwas viel. Ich glaube, dass umgegossen in Bronze das Tier wesentlich gewinnen würde, dann bin ich mit den Hörnern noch ganz und gar nicht zufrieden. Ich glaube, dass sie bedeutend länger und geschwungener sein könnten. Auch das könnte ich in Bronze versuchen. Aber das ist alles nicht wichtig, wesentlich ist jetzt zunächst der Weg, wie mir gelingt, den Leib in eine Bewegung zusammenzuziehen, jetzt habe ich den Hals und einen Teil des Leibes vor den Vorderbeinen und den anderen Teil zwischen den Beinpaaren in zwei getrennte Partien angegeben, wenigstens von der Seite gesehen, und das muss verschwinden, denn auch hinten die Fläche, wie der Leib in die Beine übergeht, ist Vermanschung, entweder harte Trennung durch wirkliches Ansetzen oder organisches Übergehen; die Hörner sind mir nach wie vor ein besonderes Problem, doch an der nächsten Kuh will ich vor allem die eben gerügten Fehler fortlassen.“
Oft verändert Mataré noch im letzten Stadium vor dem Bronzeguss einzelne physiognomische Details wie die Hörner – deren proportional ausgewogene Form ihn bei den meisten Kühen seiner frühen Periode sehr in Anspruch nimmt. „Das ist das erste Mal, dass ich an einer Plastik aufhören muss, weil das Holz zerbrach, die Hörner, die dieses Mal ganz weit auslagern sollten, brachen mir ab, ehe des Groben zuviel fort geklopft war. Nun muss ich also noch einmal anfangen. Wo nur jetzt so schnell neues Holz bekommen? Das ist ein toter Punkt, wäre ich weiter mit dieser neuen Arbeit gewesen, hätte mir die Erfahrung hieran genützt, aber ich war noch nicht aus dem Rohesten heraus, die unangenehmste Arbeit noch nicht getan“, und „Ich habe solchen Ärger mit den Hörnern meiner Kuh, zweimal brachen sie ab, aber nun sind sie da.“

Literatur
  • Kat. d. Ausst. „Ewald Mataré – Der ‘Tote Krieger’ in Kleve“, bearb. v. Guido de Werd und Inge Zacher aus Anlass der gleichnamigen Ausstellungen im Städtischen Museum Haus Koekkoek Kleve (29. September – 24. November 1985) und im Stadtmuseum Düsseldorf (15. Januar – 2. März 1986), hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek Kleve und Stadtmuseum Düsseldorf, Kleve 1985, Abb. S. 72, Nr. 59
  • Kat. d. Ausst. „Farbräume und Bildstrukturen – Arbeiten auf Papier deutscher Künstler von 1950 bis heute“, bearb. v. Guido de Werd, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek Kleve und den Freunden des Städtischen Museums Haus Koekkoek Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Städtischen Museum Haus Koekkoek (15. Oktober – 3. Dezember 1995), Kleve 1995
  • Kat. d. Ausst. „Kleinplastik des 20. Jahrhunderts“, bearb. v. Guido de Werd u. Roland Mönig, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus e.V. aus Anlass der Ausstellung „Von Rodin bis Trockel – Kleinplastiken aus der Nationalgalerie Berlin und aus einer rheinischen Privatsammlung“ im Museum Kurhaus Kleve (10. Mai – 23. August 1998), Kleve 1998
  • Kat. d. Ausst. „Miniaturen und Inkunabeln“, bearb. v. Guido de Werd, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (13. Dezember 1998 – 21. März 1999), Kleve 1998
  • Kat. d. Ausst. „Gartenlust. Europäische Gartenkunst in alten Ansichten 1600–1900“, bearb. v. Guido de Werd, Annika Forjahn und Christine Knupp-Uhlenhaut, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve aus Anlass der gleichnamigen Ausstellungen im B.C. Koekkoek-Haus Kleve (18. Juli – 26. September 2004), Peschkenhaus Moers (20. August – 20. November 2005), Schloss Dyck, Jüchen (2006), Kleve 2005
  • Kat. d. Ausst. „Rotes Quadrat & schwarze Rakete. Druckgraphik aus einer Privatsammlung“, bearb. v. Valentina Vlašić, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (17. Juli – 6. November 2011), Kleve 2011
  • Kat. d. Ausst. „Die Sammlung Wörner: Von Haltung und Leidenschaft – Werke aus 500 Jahren Kunstgeschichte“, bearb. v. Valentina Vlašić, Hannah Eckstein und Leo Friedrichs, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (23. Oktober 2016 – 29. Januar 2017) und B.C. Koekkoek-Haus (6. November 2016 – 29. Januar 2017), Kleve 2016
Ausstellungen
  • Ewald Mataré, Sammlungspräsentation, Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve
Material/Technik:
Bronze
Maße:
Objektmaß 19,5 x 31,6 x 14,2 cm
Signatur/Beschriftung:
Signatur: M (bez. auf rechten hinteren Flanke (Pobacke))
Geographischer Bezug:
Toila (Entstehungsort)
Finnland (Herkunftsort)
Kleve (Standort)
Status:
Ausstellung
Creditline:
Museum Kurhaus Kleve – Dauerleihgabe des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V., Kleve, Deutschland; Nachlass Rose und Gustav Wörner, Wuppertal
Copyright:
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Kontakt:
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