Bildhauer*in (Ausführung): Ewald Mataré (1887–1965)
Künstlertitel: Engel
Datierung: 1956 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Inventar Nr.: 1988-05-059
Werkverzeichnis Nr. (neu): WV P 476a
Werkverzeichnis Nr. (alt): WV P 438a
ZARTE UND ZIERLICHE GEISTGESTALT: Zart, fast zierlich formte Ewald Mataré Mitte der 1950er Jahre seinen Engel. Der 1887 in Aachen geborene und 1965 in Büderich gestorbene Düsseldorfer Kunstprofessor schuf ihn für das Münsterschatzhaus in Essen zusammen mit Portal und Balkon des schlichten, zweigeschossigen Baus. Ein Guss der kleinen, knapp 1,30 Meter großen Figur gehört zur Sammlung des Klever Museums.
Engel gelten als geheimnisvolle, übermenschliche Wesen, als rein geistige Geschöpfe, und eine ihrer Aufgaben ist es, die Gottlosen zu strafen, die Frommen zu schützen und zu bewachen. Sie leben als Schutzengel, als Rache- und Erzengel oder als Wächter des Paradieses. Luther sah in ihnen die Mitwirker „ordentlicher Gewalt“ Gottes an der Regierung der Welt und des Einzelnen, Thomas von Aquin folgerte ihr Dasein als reine Form aus der Vollkommenheit des Alls. Man kennt sie aus der Kunstgeschichte als Männer in langen weißen Gewändern, manchmal mit dem Flammenschwert und schließlich als kindlich-mädchenhafte Putten – angelehnt an den antiken Eros. Bekannt sind Giottos herrliches Mosaik aus dem Vatikan oder Memlings Engelschor (Antwerpen). Während im 19. Jahrhundert weniger aussagekräftige Engelsfiguren geschaffen wurden, gelangen im 20. Jahrhundert wieder großartige Gestalten – wie etwa Barlachs schwebender Engel am Ehrenmal im Güstrower Dom (1927).
Matarés Engel steht schlank mit erhobenem Kopf auf einer kleinen Weltkugel. Die linke Hand hält in Höhe des Herzens einen Reliquienschrein, der rechte Arm ist ausgestreckt und mahnt mit erhobenem Zeigefinger zur Ehrfurcht. Finger und Arm sind dabei überproportional lang und schmal. Körperhohe Flügel flankieren die Figur. Der Essener Engel trägt ein enges Gewand, das eigentlich nur durch den wie Nieten aufgesetzten Perlenschmuck erkennbar ist: Wie ein Ring umschließen diese das Handgelenk, ziehen sich in schwungvollen Ornamenten über Arme, Körper und Schultern und markieren so die Kleidung. Der Perlenschmuck endet schließlich wie eine Kappe auf dem Kopf. Doch das Gewand zeichnet nicht das Körperliche der zarten Figur nach, es betont die reine, geistige Form des übermenschlichen Wesens. Während die Essener Figur auf dem Münsterschatzhaus mit Blattgold belegt ist, behielt der Klever Abguss das schlichtere, aber nicht minder kleidsame Bronzegewand.
Der offen dreinblickende Engel wacht auf dem Portal des Münsterschatzhauses über den Schatz im Haus und mahnt zur Ehrfurcht vor den Reliquien und vor Gott. Aber die zarte Figur ist auch freundlicher Wegbegleiter durchs Leben. Matarés Skulptur vereint also viele den Engeln zugeschriebene Eigenschaften – Mataré schuf quasi den Typus Engel – verdichtet auf das Typische, Ursprüngliche und Wesenhafte.
- Werkverzeichnis „Ewald Mataré – Das plastische Werk“, bearb. v. Sabine Maja Schilling, Köln 1987, Nr. 438a
- Kat. d. Ausst. „Ewald Mataré – Christliche Themen im Werk des Künstlers“, bearb. v. Ulrike Hauser, Ursula Pütz, Dr. Christoph Stiegemann, hrsg. v. Dr. Christoph Stiegemann im Auftrag des Erzbistums Paderborn, aus Anlass der Ausstellung „Ewald Mataré“ im Erzbischöflichen Diözesanmuseum und Domschatzkammer Paderborn (22. September 1995 – 17. Februar 1996), Paderborn 1995, S. 131, Abb. S. 64, Nr. 19
- Kat. d. Ausst. „52 Werke aus der Sammlung des 20. Jahrhunderts“, bearb. v. Guido de Werd, Roland Mönig und Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der Eröffnung des Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung am 18. April 1997, Kleve 1997, Nr. 1
- Geisselbrecht-Capecki, Ursula, de Werd, Guido: „Ewald Mataré im Museum Kurhaus Kleve“, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus u. Koekkoek-Haus e.V., Kleve 1997, Nr. 89, 93
- Geisselbrecht-Capecki, Ursula, de Werd, Guido: „Ewald Mataré im Museum Kurhaus Kleve“, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus u. Koekkoek-Haus e.V., Kleve 1997, Nr. 89
- Gohr, Siegfried: „Ewald Mataré: Eine Werkübersicht, Düsseldorf: Akademie-Galerie - Die Neue Sammlung“, hrsg. v. d. Kunstakademie Düsseldorf, Düsseldorf 2005, Nr. 77
- Geisselbrecht-Capecki, Urslula: „Ewald Mataré in het Museum Kurhaus Kleef“, hrsg. v. Guido de Werd, Kleve 2005, Nr. 93
- Kat. d. Ausst. Peter Keller, Peter:, „Ewald Mataré in Salzburg“, bearb. v. Peter Keller, aus Anlass der 32. Sonderausstellung des Dommuseums zu Salzburg (11. Mai 2007 – 28. Oktober 2007), Salzburg 2007, Abb. S. 13, Nr. 50
- Museum Henriette Polak, Zutphen - Een keuze uit de collectie, Zutphen 1991, S. 92, Abb. S. 72, Nr. 42
- Ausleihe für Nachguss der Fassung am Essener Bischofshaus, Kunstgießerei Kayser GmbH, Rolf Kayser, Düsseldorf, 16.05.2022 - 30.05.2022
- Ewald Mataré, Sammlungspräsentation, Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve