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Bildhauer*in (Ausführung): Ewald Mataré (1887–1965)

Beschreibender Titel: Gipsmodell für Fassadengestaltung „Haus Atlantis“, Bremen

Datierung: 1963 (Herstellung)

Museum: Museum Kurhaus Kleve

Typ: Kunstwerk

Gattung: Kunstgewerbe

Inventar Nr.: 1988-05-080

Werkverzeichnis Nr. (neu): WV P 620

Werkverzeichnis Nr. (alt): WV P 573

Objektbeschreibung

Durch Abbildungen des Künstler sind 3 (nicht erhaltene) Gipsmodelle bekannt, davon eins mit blauer Tinte überzeichnet. Mataré legte drei dieser Modelle am 17. Februar 1963 Edgar H. Puvogel vor. Beim überzeichneten Modell handelte es sich wahrscheinlich um das von Puvogel favorisierte und daraufhin weiterentwickelte Modell. Am 24. April stellte Mataré in Bremen zwei neue Gipsmodelle vor:
„Fassadenentwurf I.“ (März / April 1963; Modell 1:50; Gips, bemalt; H. 48,5 cm, B. 43,2 cm, T. 3 cm; Archiv Böttcherstraße, Bremen) und „Fassadenentwurf II.“ (März / April 1963; Modell 1:50; Gips, bemalt; H. 48,5 cm, B. 43,2 cm, T. 2 cm; Archiv Böttcherstraße, Bremen). Als „Fassadenentwurf II.“ bevorzugt wurde, entwickelte Mataré hieraus im August 1963 einen endgültigen Entwurf. Am 25. September 1963 legt Mataré den „Fassadenentwurf III.“ (August 1963; Modell 1:50; Gips, bemalt, restauriert; H. 47 cm, B. 43 cm; Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung) in Bremen vor. Dieses Modell ist das endgültige Entwurfsmodell. Ein Foto dieses Modells diente dem Maurerbetrieb Heinrich Holsten, Bremen, als Arbeitsplan.

Zusätzlich gibt es folgende Entwurfsskizzen zur Fassade, entstanden zwischen Dezember 1962 und August 1963:
1.) Schwarze Kreide auf Postkarte, 15 x 10,5 cm, Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung
2.) Blaue Tinte auf Postkarten-Karton, 11,3 x 17,5 cm, bezeichnet „Fassade Versuch Bremen Böttcherstraße“, verso Briefentwurf, Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung
3.) Blaue Tinte auf Papier, 29,7 x 23 cm, bezeichnet „Bremen Böttcherstraße“, verso Teil eines Architektur-Plans Michaelskirche, Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung
4.) Blaue Tinte auf Briefpapier, 29,7 x 21 cm, Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung
5.) Feder auf Papier, H. 29,8 cm, B. 23,2 cm, Nachlass des Künstlers

Die Böttcherstraße in Bremen war seit 1904 sukzessive von Ludwig Roselius (1874 - 1943), dem Gründer einer „Kaffee-Handelsgesellschaft“, den bald das Produkt HAG weltberühmt gemacht hatte, erworben worden. Die baufälligen Häuser waren niedergerissen und unter Beteiligung zahlreicher Künstler*innen und Kunsthandwerker*innen wiedererrichtet worden. Bremer Tradition und die Vorliebe für gebrannte Ziegel mit sparsamem Haussteindekor hatten dabei eine große Rolle gespielt. Elemente der Gotik und der Renaissance mischten sich großzügig. 1931 wurde „Haus Atlantis“ durch den Worpsweder Bildhauer Bernhard Hoetger (1874 - 1949) vollendet. Er hatte die Böttcherstraße mit Laubengängen, Türmen, Giebeln und Skulpturenschmuck zu einem Gesamtkunstwerk gestaltet. Seine erdachte Architektur war dem Jugendstil verhaftet. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Fassade des „Hauses Atlantis“ jedoch schwer beschädigt. Mataré hatte sich mit seinem Entwurf somit der Geschichte einer Straße unterzuordnen, was insoweit geschah, dass er die Gestaltung in die norddeutsche Tradition des Backsteinbaus stellte. Weiter war er einer seit 1937 bestehenden Denkmalpflege verpflichtet, der das Bauensemble unterlag.
Der genaue Verlauf der Planungsarbeiten und der Ausführung durch die Bremer Baufirma Heinrich Holsten wird in „Matarés Haus Atlantis“ (Ausst.-Kat. Bremen 2005a, S. 39–47) ausführlich beschrieben. Ebenso wird auf Matarés Ringen um die nordische Idee und seine eigene Interpretation des Atlantis-Themas eingegangen. Die kristallinen Glasleuchten der Fassade stammen von der Firma Walter-Peter und Sohn Jürgen Christ, Düsseldorf.

Tagebucheintrag

Büderich, 23.05.1962:
„[…] werde diese Reise dahin als Rundreise benutzen, um auch in Bremen das Modell für die Fassade in der Böttcherstraße abzuholen […]“

07.06.1962:
„[…] Am Dienstag nach Pfingsten fahre ich nach Bremen …“

20.07.1962:
„[…] In einigen Tagen, wenn ich etwas Abstand habe – beginne ich mit den Entwürfen für Bremen, Böttcherstraße …“

24.10.1962:
„[…] Ich lasse noch ein paar Tage verstreichen und gehe dann an die Bremer Fassade. […]

30.10.1962:
„[…] Ich muss nun an den Entwurf für Bremen’s Böttcherstraße gehen. […]“

26.12.1962:
„[…] Ich arbeite an dem Entwurf für Bremen. Es ist eine verteufelte Sache, in einem solchen Milieu von Hötger’s Gnaden etwas Rechtes zuwege zu bringen. Die Jahre des ‚Jugendstils‘ sind endgültig vorüber, aber wir leben heute in einer ähnlichen Welt, vielleicht nur umgekehrt, aber nicht weniger heftig von der Mitte der Bahn. Ich kann nichts Exzentrisches schaffen, und so werde ich immer eher trocken, aber das ist in meiner Natur. […]“

03.01.1963:
„Ich arbeite an dem Entwurf für Bremen, ohne eine bisher glückliche Hand. Immer bin ich befangen durch das ganze Milieu, in dem ich mich da befinde, und es ist wohl so, dass irgend etwas Exzentrisches obwalten muss, ehe der Entwurf bestehen kann, eine ganz ernste Situation wird sich schwerlich behaupten.“

15.01.1963:
„[…] Beendet habe ich vor einigen Tagen die Entwürfe für Bremen, ich bin damit auf guten Wegen, nur fragt sich, ob der Auftraggeber sich nicht eine völlig andere Lösung gedacht hat. […]“

25.02.1963:
„[…] Ich bin nun an den Entwürfen für Bremen und glaube nach erneutem Anlauf zu einem guten Resultat gekommen zu sein. Herr Puvogel aus Bremen war hier und schien gegen meine Art des Vorgehens nichts einzuwenden zu haben. Mir ist lieb, wenn dem so ist. […]“

07.04.1963:
„[…] An den Entwürfen für Bremen nicht weitergearbeitet, gehe ich am 28. D. M. hin, um die neuen Vorschläge zu besprechen. […]“

Ostern 1963:
„[…] Arbeite an einem neuen Entwurf für Bremen. Es muss ja nun bald etwas Endgültiges herauskommen. […]“

30.07.1963:
„[…] Im Magen liegt mir noch immer die Fassade für Bremen, ich muss sie endlich fest anpacken. […]“

04.08.1963:
„[…] Dazwischen wird an der Fassade für Bremen gearbeitet. Es fällt mir schwer, die Mauerung der Backsteine darzustellen, mir liegt viel daran, der Mauerung einen Duktus zu geben, eingedenk der Tradition im nordischen Raum. […]“

27.08.1963:
„[…] Endlich einen Entwurf für den Backsteinbau in Bremen. Nun kommt es auf den Maurermeister an, wie sehr der auf meine Ideen eingeht, auch kann ich keinen Entwurf in natürlicher Größe anfertigen, zumal die einzelnen Steine in verschiedenen Mustern gesetzt werden sollen. In Bälde muss ich hin, um alles zu besprechen. […]“

15.09.1963:
„[…] Nächste Woche geht’s nach Bremen wegen der Fassade in der Böttcherstraße. Ich kämpfe mit einer großen Müdigkeit, die mir bei der Arbeit sehr hinderlich ist. Ich muss es hinnehmen, es ist das Alter!“

29.09.1963:
„[…] Meine Reise nach Bremen war gut verlaufen. Mein Entwurf wurde auf’s Beste angenommen, auch von dem Maurermeister hier, nach dem Langweiligen rings umher herzlich begrüßt. Recht ist mir nicht, dass man erst im September nächsten Jahres mit dem Bauen beginnen will!!! Ich muss durch erneute Aussprache einen wesentlich früheren Beginn erzwingen, lässt sich dies nicht erreichen, so würde ich evtl. von dem schönen Auftrag zurücktreten. […]“

26.10.1963:
„[…] Da sich der Auftrag für Bremen bis zum Baubeginn September ‘64 hinausschiebt […]“

16.02.1964:
„[…] Vorgestern in Bremen wegen meiner Fassade in der Böttcherstraße, dort die genauen Pläne hingebracht und durchgesprochen. […]“

10.04.1964:
„[…] Gestern kam ich von Bremen zurück, ich sprach dort mit dem Maurermeister Holsten, der meine Fassade mauern soll. Das will alles genauestens überlegt sein, soll es nachträglich nicht zu Missverständnissen führen. […]“

Zitat vom 12. März 1965, als Mataré sich nach schwerer Krankheit ein letztes Mal auf die Baustelle nach Bremen begibt:
„Ich glaube, sie ist mir recht gut gelungen.“ (Guttmann 1965, S. 8)

„Wenn die Gerüste nur erst fort wären, damit ich sehen kann, wie die neue Fassade aussieht!“ (Mataré 1965c)

Literatur
  • Werkverzeichnis „Ewald Mataré – Das plastische Werk“, bearb. v. Sabine Maja Schilling, Köln 1987, S. 279, Abb. S. 279, Nr. 573
  • Geißelbrecht-Capecki, Ursula / de Werd, Guido: Ewald Mataré im Museum Kurhaus Kleve, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus u. Koekkoek-Haus e.V., Kleve 1997, Nr. 94
  • Geisselbrecht-Capecki, Ursula / de Werd, Guido: „Ewald Mataré im Museum Kurhaus Kleve“, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. (zweite, überarbeitete Auflage), Kleve 2003, Nr. 98
  • Daniel Schreiber, Ewald Mataré und das Haus Atlantis - Eine Kunstgeschichte zwischen Hoetger und Beuys, Bremen: Kunstsammlungen Böttcherstraße 2005, Nr. 27
  • Ewald Mataré in het Museum Kurhaus Kleef, Ursula Geisselbrecht-Capecki; Guido de Werd, Kleve 2005, Nr. 98
Material/Technik:
Gips, bemalt
Maße:
Objektmaß 47 x 43 cm
Geographischer Bezug:
Kleve (Standort)
Bremen (Ort mit spezifischem Bezug)
Status:
Depot
Creditline:
Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, Deutschland
Copyright:
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Kontakt:
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