Bildhauer*in (Ausführung): Ewald Mataré (1887–1965)
Künstlertitel: Zeichen eines Steppenrindes
Datierung: 1946 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Plastik / Skulptur
Inventar Nr.: 1999-VIII-XXXV
Werkverzeichnis Nr.: WV P 292a
In einem frühen Stadium seiner Arbeit, 1925, bemerkt Mataré, „es gibt keine ‘Richtigkeit’ in der Plastik, nichts, was sie mit dem gemeinsam hätte, an was sie rein gegenständlich in der Natur erinnerte. Und doch wieder nichts außerhalb der Natur. Erlebe ich die Formen eines Tieres, eines menschlichen Körpers in der Natur, so setzt gleich die Umwertung in plastische Begriffe ein, und es entsteht ein vollkommen neues Gebilde, während in der Natur die einzelnen Teile zusammengefügt sind, um einen bestimmten Zweck zu dienen, fügen sich auch die einzelnen Teile der Plastik zu einem bestimmten Ganzen zusammen, dessen Zweck gänzlich von dem verschieden ist, den die Natur mit ihrer Verbindung in der Wirklichkeit anstrebt.“ Zwischen diesen Zeilen seines Tagebuchs und der Erstellung des „Zeichens eines Steppenrindes“ liegen einundzwanzig Jahre, und doch treffen sie auf diese kleine Plastik zu. Das „Zeichen eines Steppenrindes“ ist ein schmuckschnallenhaftes Emblem, das durch seine hohe Abstraktion und sein ausgewogenes Linienspiel auffällt. In ihm vereinen sich Form, Material und das ausgewogene Verhältnis von Proportion und Gestaltung zu einem Symbol, zu einer Metapher für die Gattung „Kuh“.
Bereits 1941 erstellt Mataré ein erstes „Steppenrind“ (siehe das Werkverzeichnis der Plastik, Nr. 197), in Schiefer geritzt und in Holz eingelegt, das als Vorläufer des „Zeichens eines Steppenrindes“ angesehen werden kann. Dieses „Steppenrind“ weist einen hohen Grad der Typisierung auf, sein Körper ist rund und geballt, und alle eingekerbten Elemente wie Hörner oder Schenkel ordnen sich dem Gesamtgefüge unter. Während dieses „Steppenrind“ jedoch noch naturalistisch wirkt, ist das „Zeichen eines Steppenrindes“ ein Skulptur gewordenes Ornament im Handschmeichlerformat. Es ist die Symbiose von künstlerischer Auffassung und handwerklich makelloser Umsetzung. Der Schwung der Hörner, den Mataré bereits in zahlreichen Holzschnitten dargestellt hat (bei zum Beispiel „Weide“, siehe dazu das Werkverzeichnis der Holzschnitte, Nr. 210b, oder etwa „Zeichen einer Weide“, Werkverzeichnis der Holzschnitte, Nr. 343), wiederholt sich im buckelig gekrümmten Rücken der Figur.
- Werkverzeichnis „Ewald Mataré – Das plastische Werk“, bearb. v. Sabine Maja Schilling, Köln 1987, S. 217, Abb. S. 217, Nr. 292a
- Hanns Theodor Flemming: Ewald Mataré, München: Prestel 1955, Nr. 37
- Geißelbrecht-Capecki, Ursula / de Werd, Guido: Ewald Mataré im Museum Kurhaus Kleve, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus u. Koekkoek-Haus e.V., Kleve 1997, Nr. 71