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Ursula Diepgen

Radierer*in (Ausführung): Ewald Mataré (1887–1965)

Künstlertitel: Weiblicher Halbakt (Bildnis U.D.)

Alternativer Titel: Weiblicher Halbakt (Bildnis der Ursula Diepgen)

Datierung: 1954 (Herstellung)

Museum: Museum Kurhaus Kleve

Typ: Kunstwerk

Gattung: Graphik

Inventar Nr.: 1988-05-183

Werkverzeichnis Nr.: WV H 396

Katalogtext

Zum Halbakt Ursula Diepgen, 1954. Eine verloren gegangene und wieder aufgefundene Textstelle aus einem Interview mit Ursula Diepgen-Margá (21.10.1927 – 17.06.2018) in Sounion, Attika, Griechenland im Jahr 2001
von Prof. Heinrich Dreidoppel

(siehe auch „Ursula Diepgen-Margára / Eine deutsche Journalistin in Griechenland. Ein Interview von Heinrich Dreidoppel“, 2002)

„1953 hat Ewald Mataré, Bildhauer, der Lehrer von Beuys, von mir ein Porträt, eine Radierung gemacht. Ich ging also in Matarés Atelier in der Kunstakademie und saß ihm Modell. Nach jeder Stunde gingen wir in die Düsseldorfer Altstadt, einen Kaffee zu trinken. Bei dieser Gelegenheit kam irgendwann die Rede auf mein eigenes Zeichnen und Malen, worauf ich erklärte, dass ich überhaupt nicht zeichnen könne. Völlig unmöglich, sagte er, alle Menschen können zeichnen, zum Beispiel die Tasse, die hier stehe, die könnte ich doch abzeichnen. ‘Das Einzige, das ich zeichnen kann’, sagte ich, ‘sind die Mexikaner auf dem Motorrad und diese Sachen.’ (lacht) Als ich ihm das vorführte, hat er wahnsinnig gelacht, da er das noch nicht kannte.

HD: Ach, die Dudel? (Dudel – von engl. doodle, dt. Gekritzel.)

UDM: Ja, genau.

HD: Wie kam es dazu, dass Mataré Dich porträtierte?

UDM: Marita Löwen, mit der ich mich 1946 im Abiturkurs befreundet hatte, war eine Freundin von Matarés Tochter, Sonja Mataré. Und die machte eines Tages ein Fest und lud mich netter Weise dazu ein. Während wir feierten, kam der Vater Mataré dazu, sagte ‚Guten Abend’ und setzte sich neben mich auf ein Sofa. Er guckte mich an und sagte, er möchte mich gerne einmal zeichnen. ‘Von mir aus gerne’, (lacht) habe ich gesagt. Er hat dann gleich einen Termin mit mir in der Kunstakademie gemacht.

HD: Ich kann das gut verstehen. Auf den Photos von damals siehst Du den Engeln auf dem Kölner Altarbild von Stephan Lochner ähnlich.

UDM: (lacht) Ja, das glaub’ ich. Ich habe so ein Kölner Madonnengesicht gehabt, – jetzt sicher nicht mehr. Es gibt ja auch diesen wunderschönen Heine-Vers aus der Dichterliebe (längere Pause) – ‘Im Kölner Dom da steht ein Bildnis, auf goldenem (…?) gemalt, in meines Lebens Wildnis hat’s immer hereingestrahlt. Es schweben – ich glaube – Engelein um unsere liebe Frau, die Augen, die Lippen, die Wängelein, die gleichen der lieben Frau’ (lacht) (die beiden letzten Strophen aus dem dreistrophigen 6. Lied aus Heinrich Heines ‘Lyrischem Intermezzo, eines Sammlung von 65 Gedichten, die 1827 im ‘Buch der Lieder’ erschienen waren).

HD: Erstaunlich ist – ich denke, es muss für Dich damals erstaunlich gewesen sein – dass er Dich barbusig porträtiert hat.

UDM: Ja, damit hatte ich nicht gerechnet, aber (lacht) es war mir nicht unangenehm, er war ja ein berühmter Künstler. Schön war die Reaktion (lacht) meines Vaters auf das Bild. Er guckte es sich an und sagte: Bah, besonders intelligent siehst Du ja nicht darauf aus.’ (Gelächter) Es war ganz eindeutig, er wollte etwas Negatives sagen, wollte aber nicht sagen, wie ich es hätte zulassen können, mich barbusig porträtieren zu lassen (lacht) Vielleicht sehe ich ja auch tatsächlich nicht besonders intelligent darauf aus, aber das war ja auch nicht Matarés Intention. Aber sonst, meine Mutter zum Beispiel nahm daran überhaupt keinen Anstoß. Das ist eben Kunst, das weiß man doch, dass Kunst etwas anderes ist. Das war also 1953, und 56 bin ich nach Griechenland gegangen. Immer wenn ich in Deutschland war, habe ich Mataré einen Besuch abgestattet, erst alleine, und dann mit Wassilis zusammen. Das war immer unheimlich nett.“

Beschreibung

„Ursula Diepgen wird 1927 als siebtes Kind einer katholisch-bürgerlichen Großfamilie in Köln geboren. Ihre Schulzeit fällt in die Nazidiktatur. 1945 besucht sie die von amerikanischen Presseoffizieren in Aachen gegründete ‘Erste deutsche Journalistenschule’. Nach ihren ersten Berufserfahrungen in Bad Nauheim baut sie mit einem jungen Kollegen das Düsseldorfer Landesbüro der deutsch-amerikanischen Nachrichtenagentur DENA auf, die 1949 mit dem deutsch-britischen Pressedienst dpd zur dpa fusioniert. Seit 1956 arbeitet Ursula Diepgen als dpa-Auslandskorrespondentin in Athen. 1957 heiratet sie den griechischen Journalisten Wassílis Margáras, der während des Zweiten Weltkrieges Instruktor der Kommunistischen Partei Griechenlands war und in den Bergen Partisanenzeitungen redigierte. Im Bürgerkrieg wurde er verhaftet und war seit 1945 acht Jahre in Gefängnissen und auf Verbannungsinseln. Das Journalistenehepaar nimmt engagierten Anteil an der bewegten Geschichte Griechenlands, von den Anfängen der Reformbemühungen seit Ende der 50er Jahre über die Militärdiktatur bis hin zur Erneuerung der Demokratie unter Karamanlís und Andréas Papandréou. Ihre Wohnung in Athen und ihr Sommerhaus in Sounion werden zu geselligen Zentren für ihre zahlreiche deutsche und griechische Verwandtschaft. „Eine mutige Frau mit Augenmaß in schwieriger Zeit“, so wurde Ursula Diepgen-Margára von dpa-Chefredakteur Hans Benirschke charakterisiert. Für ihre Verdienste um die Pressefreiheit in Griechenland während der Militärdiktatur erhielt sie das Bundesverdienstkreuz. Ihre Biographie in der Form eines anekdotenreichen, um Recherchefunde ergänzten Interviews ist sowohl ein Beitrag zur Geschichte des Journalismus in Nachkriegsdeutschland als auch in Griechenland. Es ist auch ein sehr persönliches Dokument zur Zeit- und Familiengeschichte, das viele Einblicke in die Alltagskultur Griechenlands bietet.“

aus: Ursula Diepgen-Margára, Eine deutsche Journalistin in Griechenland. Ein Interview von Heinrich Dreidoppel, Sounion/Berlin 2002/2008

Kurzbeschreibung

Dargestellt ist hier Ursula Diepgen-Margára (21.10.1927 – 17.06.2018), eine Journalistin, die u.a. das Düsseldorfer Landesbüro der deutsch-amerikanischen Nachrichtenagentur DENA aufbaute, aus dem 1949 die heute noch bekannte dpa wurde. Seit 1956 arbeitete sie als dpa-Auslandskorrespondentin in Athen. Sie war die Tante des regierenden Berliner Bürgermeisters Eberhard Diepgen, der von 1984 bis 1989 sowie von 1991 bis 2001 im Amt war.

Literatur
  • Werkverzeichnis „Ewald Mataré – Holzschnitte“, bearb. v. Sonja Mataré u. Guido de Werd aus Anlass der Ausstellungen im Städtischen Museum Haus Koekkoek Kleve (8. September – 28. Oktober 1990), im Märkischen Museum der Stadt Witten (17. Februar – 14. April 1991) und im Gerhard-Marcks-Haus Bremen (23. Juni – 18. August 1991), Kleve 1990, S. 491, Nr. 396
Material/Technik:
Zinkätzung auf Kupferdruckpapier (kein Holzschnitt)
Maße:
Bildmaß 680 x 450 mm
Blattmaß 795 x 580 mm
Signatur/Beschriftung:
Beschriftung: Ursula Diepgen gezeichnet July 1954 Mataré (bez. o.M.)
Nummerierung: WV 396 323 (bez. u.r.)
Geographischer Bezug:
Meerbusch-Büderich (Entstehungsort)
Kleve (Standort)
Status:
Depot
Creditline:
Museum Kurhaus Kleve - Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, Deutschland
Copyright:
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Kontakt:
Bei Fragen, Anregungen oder Informationen zu diesem Objekt schreiben Sie bitte eine E-Mail mit diesem Weblink an sammlung [​at​] mkk.art.