
Zeichner*in (Ausführung): Jan de Beijer (1703–1780)
Beschreibender Titel: St. Lambertus in Birgelen
Datierung: 1738 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Inventar Nr.: SAHz 146
Als einer der produktivsten und bedeutendsten topographischen Zeichner der Niederlande im 18. Jahrhundert gilt der in der Schweiz als Sohn eines Werbeoffiziers der holländischen Armee geborene Jan de Beijer. Seit 1709 ist die Familie de Beijer in Emmerich nachweisbar, wo Jan seine Jugend verbrachte und das reformierte Gymnasium besuchte. Über seine Frühzeit als Zeichner ist wenig bekannt, erstmals wird er 1731 in einem Reisetagebuch seines Lehrers Cornelis Pronk, bei dem er von etwa 1722–1731 in Amsterdam lernte, erwähnt. Die ersten erhaltenen Zeichnungen stammen aus dem Jahr 1732. Um 1751/1752 scheint de Beijer dann nach Amsterdam gezogen zu sein. Mit dem aus Rees stammenden Maler Johann Moritz Quinkhardt (1688–1772) stand de Beijer in Kontakt. Nach einer älteren Quelle, soll er auch bei ihm gelernt haben.
In Amsterdam gründete de Beijer eine Zeichengesellschaft, der Hendrik Pothoven, Abraham de Haen, Simon Fokke, Juriaan Andriessen, Hendrik Spilman und John Greenwood angehörten. Diese gesellige Gruppe unternahm jährlich eine Reise. Bis um 1769 in Amsterdam tätig, verbrachte de Beijer, der unverheiratet blieb, sein Lebensende wohl im Hause seines älteren Bruders Johan Andries in Emmerich.
Nachdem de Beijer 1732–1735 am Niederrhein gezeichnet hatte, reiste er in den Jahren 1732–1746 vor allem nach Brabant und Limburg. 1751/52–1769 zeichnete er in der Umgebung von Amsterdam und Utrecht. Nach den Skizzen von Städten, Dörfern, Schlössern, Klöstern und Landhäusern entstanden im Atelier später ausgearbeitete Zeichnungen für Sammler und Verleger.
Um 1740 bekam de Beijer wohl seinen ersten Auftrag, Vorlagen für einen Bildband zu liefern. Nach seinen Zeichnungen entstanden Stiche für das „Verheerlykt Nederland“ (Amsterdam, Isaak Tirion, 1745–1774), für Pieter Langendijks „De Stad Kleef“ (1747), für Johann Heinrich Schüttes „Kleefsche Waterlust“ (1752) und für „Het Verheerlykt Kleefschland“ (Gerrit Tielenburg, Amsterdam, 1758–1762). Neben den authentischen Zeichnungen de Beijers befinden sich in der Sammlung Angerhausen einige Kopien nach de Beijers Vorlagen, die von unbekannten Künstlern bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts geschaffen wurden.
St. Lambertus, eine Kirche des 13. Jahrhunderts, erhebt sich auf dem Bergrücken über dem Dorf Birgelen (Kreis Geilenkirchen), das in der Ebene zu sehen ist. Ein Brunnen säumt den Weg, der zur Kirche hinaufführt. De Beijer hat einen Betenden vor einem Altärchen festgehalten, zwei weitere Wanderer nähern sich auf dem Weg. Über die Häuser des Dorfes in der Ebene ragt eine Vogelstange für das Schützenschießen empor. Im Hintergrund rechts ist die Silhouette des Schlosses Elsum zu erkennen.
Diese spätgotische Wasserburg erhielt im Jahre 1714 eine neue Vorburg. Jan de Beijer hat die Anlage im Jahre 1738 gezeichnet (Verbeek, Jan de Beijer: Nr. 21), daher ist anzunehmen, dass er auch in diesem Jahr die Lambertuskirche besuchte. Eine Radierung eines unbekannten Künstlers nach dieser Vorlage befindet sich in einer Rheinberger Privatsammlung (Romers, Jan de Beijer: Nr. 1345).
Der Legende nach sollen im sogenannten „Birgeler Pützchen“, einer Quelle unweit der Lambertuskirche, die Heiligen Willibrord und Lambertus getauft haben. Angeblich hat der irische, am Niederrhein tätige Missionar Willibrord die Lambertuskirche bereits nach 700 an der Stelle eines alten Römerheiligtums gegründet und seinem Vorgänger Lambertus geweiht. Die Kirche, eine der ältesten Kultstätten an der Rur, war lange Zeit Wallfahrtsort. Nach ihrem Abbruch 1867 wurde an ihrer Stelle eine Grabkapelle der Herren von Leykam, im 19. Jahrhundert Herren auf Schloß Elsum, errichtet.
Eine von drei heute bekannten Zeichnungen, die de Beijer wahrscheinlich im Jahre 1738 im Herzogtum Jülich anfertigte. Neben dieser Zeichnung existieren eine Zeichnung von der Wasserburg Elsum in der Gemeinde Birgelen, die von de Beijer signiert und 1738 datiert ist und eine Ansicht der alten Pfarrkirche von Steinkirchen (beide Amsterdam, Rijksprentenkabinet. Verbeek, Nr. 27 und Nr. 150).
Es ist anzunehmen, dass de Beijer auf derselben Reise auch die Vorlage für diese Zeichnung anfertigte. Im Vordergrund rechts die auf der Anhöhe liegende aus dem 13. Jahrhundert stammende St. Lambertuskirche der Ortschaft Birgelen, die zu Füßen des Bergrückens erkennbar ist. Ein Sandweg, an dem ein Brunnen steht, führt zur Kapelle hinauf. In der Bildmitte im Hintergrund ragt das Schloss Elsum zwischen den Bäumen empor.
(Aus: „Mit der Feder gesehen“. Jan de Beijer 1703–1780)
- Kat. d. Ausst. „Der Niederrhein. Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen“, Städtisches Museum Haus Koekkoek (4. April – 30. Mai 1993), bearb. v. Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve 1993, S. 276, Abb. S. 276, Nr. J 10a
Betitelung: Kerk t´Birgelen (verso bez. o.M.)
Berg, hoher Hügel
Wald
Wanderer
Wolken
Malerei, Zeichenkunst und Graphik
Angerhausen, Robert
Ausstellung Der Niederrhein, Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen (1993 : Kleve, Kreis Kleve)
Museum Kurhaus Kleve. Ewald-Mataré-Sammlung
Beyer, Jan de