Maler*in (Ausführung): Unbekannter Künstler
Beschreibender Titel: Situations Plan, aus: Album der Schwanenburg zu Kleve (Blatt 1 von 8)
Datierung: 1815 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Graphik
Inventar Nr.: 1994-01-01 (Blatt 1)
Blatt 1
Die erste Zeichnung trägt den Titel „Situations Plan“. Diese zeigt rechts einen Grundriß der Burg mit den umliegenden Gärten und Gebäuden und ist exakt nach Norden (oben) orientiert. Der zugehörige Maßstab (,,Maasstab zum Situations Plan und den Längen des Nivellements Profils“) ist angedeutet in (1 / 40) Rhein. Ruthen. (eine Rhein. Ruthe = 3,77 m). Links vom Lageplan ist die Legende geschrieben.
Erklärung der Zeichen und Buchstaben:
[grau] Mit Dächern versehene Schloss-Gebäude.
[hellgrau] Zum Schloss gehörige jedoch mit keinen Dächern versehene Gebäude u. Mauern.
[dunkelgrau] An den Maurer Meister Peters verkaufte Gebäude und Mauern, welche noch nicht abgebrochen worden.
[rot] Den Clever Bürger*innen gehörige Gebäude.
[ocker] Gepflasterte Straßen und Gehöfte.
[gelb] Mit keinem Pflaster versehene Straßen und Gehöfte.
[gelb] Gärten.
[blau] Gewässer.
A. Der Schwanen Thurm
B. Gewölbe ohne Dach
C. Colonade
D. Treppen-Haus
E. Haupt-Gebäude des Schlosses
F. Flügel worin der Antiquitäten Saal
G. Anbau daneben
H. Terrasse worunter ein Keller Eingang
J. Spiegel Thurm
K. Gefängnissen
L. Colonade
M. Stall des Gefangen Inspectors
N. Abtritte
0. Ruinen der französischen Kirche
P. des sogenannten Rappardschen Hauses
Q. Terrasse vor desen Ruinen
R. Halb eingefallenes Haus an den Nossack
S. Thurm, in Kirmes Thal, welcher zur Aufbewahrung des Pulvers benutzt wird
T. Platz wo der St. Johannens Thurm gestanden hat
U. Vorhoff des Schlosses
V. Innerer Schloss-Hoff
W. Erster Hoff bei den Gefängnissen
X. Zweiter Hoff bei den Gefängnissen
Y. Schloss Garten
Z. Vom Peters neu aufgeführte Mauern
A’ Hartenberg Thor
B’ Wüster zum Schloss gehörigen Platz daneben
a Erstes Schloss Thor
b Zweites Schloss Thor
c Unbedachtes Gebäude daneben
d u. e Ruinen des eh: Langen Saals
f Ruinen des eh: Karner Gebäudes
NB Die Thöre und Ruinen von Litt: a bis einsch. f sind an den Maurer Meister Peters verkauft
Darunter wird die Höhe des Komplexes angegeben (,,Nivellements Profil nach der Linie …“). Auf diesem Querschnitt ist die Niveau-Linie A-B, die von Südwest nach Nordost angedeutet ist, zweimal mehr oder weniger leicht geknickt. Diese Brüche liegen beim Eingang des ersten und des zweiten Innenhofes. Der Punkt, auf dem der Boden und die gedachte horizontale Schnittlinie zusammenfallen, liegt beim zweiten Eingang des Innenhofes. Die Zeichnung der Burg ist ein imaginärer „Dächerplan“. Deutlich sind die aufstehenden und überdeckten Teile in Grau angedeutet. Von den anderen Teilen, insbesondere westlich des Schwanenturms, stehen nur noch die Mauern (hellgrau). Auch die Galerie des zweiten Innenhofes hat kein Dach mehr. Der südlichste Teil der Burg mit dem ersten und zweiten Schloßtor liegt ganz in Trümmern. Die dunkelgraue Farbe auf diesen Teilen deutet an, daß der Maurer Peters diese Teile zum Abbruch für Baumaterialien erworben hat. Auch die Ostmauer des 1771 abgerissenen Palas oder Langen Saales (d und e) steht noch zum Teil, wartend auf Maurer Peters. Augenfällig ist, daß zwischen Schwanenburg (A) und Spiegelturm (Y) fast keine Bebauung mehr vorhanden ist. Vom ziemlich großen, jetzt dachlosen Gebäudekomplex am Eingang der Burg ist ein Teil als französische Kirche verwendet worden (0). Seit ca. 1790 - 1810 hat diese wallonische Gemeinde in Kleve bestanden. Um die Burg herum sind die Straßennamen angedeutet und ebenfalls die Eigentümer der Parzellen am Hang des Burgberges und am Kermisdahl. So liest man von Südwest im Uhrzeigersinn: ,,Garten der v. Oferschen Erben“ (die 1780 von Bürgermeisster v. Ofen gekaufte Reitbahn der Burg); „Rademacher; Garten der Böhmers; Reformirte Kirche; Erbpacht Garten des Isermann; Wasser Thor; Garten des Dittmann; Kaarsche Erben; Erbpachts Bleiche des Nogung.“
Vom späteren Schicksal seit dem Jahr, in dem diese Zeichnung gemacht ist, legen die kurzen roten Striche in den dachlosen Mauerteilen Zeugnis ab. Sie deuten darauf hin, daß diese Teile verschwunden sind, wahrscheinlich im Jahre 1817, als der von Buggenhagen als Antiquitätensaal eingerichtete Audienz-Saal (F) einstürzte. Auch dieser ist mit roten Strichen versehen. Das ist nicht der Fall bei dem Tor am Kermisdahl (S), das eine zeitlang als Pulverturm diente und im Jahre 1820 abgerissen wurde.
- Lemmens, Gerard: Das Schloß zu Kleve. Ein Album aus dem Jahre 1815, hrsg. v. d. Freunden der Schwanenburg Kleve e.V., Kleve 1994