Inventor*in (nach): Hendrick Goltzius (1558–1617)
Kupferstecher*in (Ausführung): Unbekannter Stecher
Dichter*in (Mitarbeit): Franco Estius (1544 - um 1594)
Historischer Titel: Daphne verwandelt sich in einen Lorbeerbaum (Buch I., Blatt 14), aus: „Die Metamorphosen des Ovid“
Datierung: 1589 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Graphik
Inventar Nr.: SAK 3560 (14)
Um Apollo wegen seiner Herablassung zu bestrafen, schoss Amor der Legende zufolge zwei Pfeile: einen auf Apoll, der sich daraufhin unsterblich in Daphne, eine wunderschöne Nymphe, verliebte; den anderen – den Pfeil, der Liebe verhinderte – auf Daphne. Das Drama nahm seinen Lauf:
Apollo – der Heilgott, der sich selbst nicht heilen konnte, da die Liebe größer war – liebte Daphne, doch Daphne konnte sich ihm nicht hingeben und floh. Von Apollo zudringlich verfolgt, bat sie Peneus, ihren Vater, und einen Flussgott, um Hilfe. Dieser verwandelte sie in einen Lorbeerbaum, der von Apollo anstatt ihrer liebkost wurde. Der Kupferstich zeigt Daphnes Metamorphose: Just in dem Augenblick, als Apollo sie im Liebeswahn ergreifen will, verwandeln sich ihre Arme und ihr Kopf bereits in Zweige. Der Legende zufolge soll der Lorbeerbaum deshalb auch immergrün geworden und sein Kranz als Schmuck siegreichen Feldherrn übergeben worden sein. Apollo musste letzten Endes vor der Stärke Amors kapitulieren.
Die insgesamt zweiundfünfzig Kupferstiche aus der Werkstatt des Hendrick Goltzius gehören zu der umfassendsten Stichfolge, die der Haarlemer jemals konzipiert hat. Es ist ein Projekt, das er über mehrere Jahrzehnte hinweg betrieben hat. Die Motivik zeigt die mythologisch basierte Lebens-, Liebes- und Leidenswelt der Götter und Menschen zur Zeit der römischen Antike, die von dem bedeutenden römischen Dichter Ovid (Publius Ovidius Naso; 43. v. Chr.–17 n. Chr.) in seinem berühmten Hauptwerk und opulenten Sagenzyklus „Die Metamorphosen“ ab ca. 1 n. Chr. bis etwa 8 n. Chr. verfasst wurden. Der volle Umfang der „Metamorphosen“ umfasst fünfzehn Bücher mit insgesamt 250 Sagen und 12.000 Hexametern, je Buch etwa 700 bis 900 in Hexametern verfassten Versen. Die zu Kleinepen zusammengefassten Dichtungen sind chronologisch und in Zyklen geordnet. In ihrem vollen Umfang reichen sie von der Schöpfung des Universums, über die Sintflut, Göttersagen und Heldenepen bis hin zur Geschichte Trojas, Roms und Cäsars Leben und Tod. Ovid thematisiert die Beziehungen zwischen Göttern und Menschen, göttliches Begehren zumeist sterblichen Frauen gegenüber, menschlichen Gehorsam oder Ungehorsam und die Folgen in der Form von Belohnung und Bestrafung, die meist in der Form von Verwandlungen („Metamorphosen“) von statten gehen. Ursprünglich hatte Goltzius beabsichtigt, sämtliche Illustrationen – jeweils zwanzig Blätter pro Buch, 300 in total – anzufertigen, konnte sich dem Projekt allerdings nach seiner Italienreise nicht mehr in diesem Umfang widmen. Deshalb überließ er die Übersetzung der Stiche seiner Werkstatt. Für die Bücher I und II kommen dafür Jacob Matham, Jan Saenredam, Jan Muller, Jacques de Gheyn II und Pieter de Jode in Frage. Buch III umgesetzt haben vermutlich Robert de Baudous, Jan Saenredam und Nicolaes Clock.
- Kat. d. Ausst. „Hendrick Goltzius & Pia Fries: Proteus & Polymorphia“, Bestandskatalog der Kupferstiche von Hendrick Goltzius im Museum Kurhaus Kleve, bearb. v. Valentina Vlašić, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (8. Oktober 2017 – 11. Februar 2018), Kleve 2017, S. 194, Abb. S. 192, Nr. 39.I.N
Blattmaß 175 x 250 mm
Nummerierung: 14 (bez. u.l. im Rand des Bildes)
Bäume
die (nackte) menschliche Figur; Ripa: Corpo humano
Waffen eines Bogenschützen
Natur
Liebende; Liebespaar; den Hof machen, umwerben, flirten
Angerhausen, Robert
Ausstellung Der Niederrhein, Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen (1993 : Kleve, Kreis Kleve)
Goltzius, Hendrick
Ovidius Naso, Publius