Zeichner*in (nach): Govert Flinck (1615–1660)
Stecher*in (Ausführung): Cornelis van Dalen der Jüngere (1638–1664)
Beschreibender Titel: Porträt des Johann Moritz von Nassau-Siegen
Datierung: 1658 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Inventar Nr.: SAK 1724
Im Amsterdamer Atelier des aus Kleve stammenden Rembrandtschülers Govert Flinck entstanden Porträts des klevischen Statthalters Johann Moritz von Nassau-Siegen (1604-1679), die heute nur noch in Kopien überliefert sind. Der Stecher Cornelis van Dalen d.J. schuf nach einem dieser Porträts diesen Stich, zu dem die Vorzeichnung im Rijksprentenkabinet in Amsterdam erhalten ist.
In einem Oval ist Johann Moritz vor der Dillenburg, dem Stammschloß des Hauses Nassau und seinem Geburtsort, dargestellt. Er trägt Schwert und Rüstung sowie das Johanniterkreuz an einer Schärpe über der Brust und auf seinem Mantel. Der Fürst ist von den Wappen seiner Herrschaften umgeben, den Abschluss bildet oben sein Wappen vor Johanniterkreuz und Fürstenkrone. Die Schilde werden von Putten und Negerkindern getragen, die als Anspielung auf seine Statthalterschaft in Brasilien zu vestehen sind. Ein Schriftband unter dem Bildnis trägt seine Devise Qua Patet Orbis, soweit der Erdkreis reicht. Waffen liegen zu beiden Seiten des Bildnissockels, auf dem seine Titel und ein Epigramm des Joost van den Vondel eingeschrieben sind. Vondel verfasste es aus Anlass der Kaiserwahl von 1658, zu der Johann Moritz als Gesandter des brandenburgischen Kurfürsten geschickt wurde. Es beschreibt seinen Mut, seine Tatkraft und vor allem seine Weisheit.
Die Statthalterschaft des Johann Moritz von Nassau-Siegen in Kleve von 1647 bis 1679 brachte eine lang ersehnte Phase des Friedens.
Johann Moritz erhielt seine Ausbildung in Siegen, an den Universitäten von Basel und Genf und an der Ritterschule in Kassel. 1621 begann er den Dienst als Soldat in der generalstaatischen Armee und konnte sich bei der Eroberung der Schenkenschanz unter Friedrich Heinrich von Oranien 1635-1636 auszeichnen. Hier lernte er auch den späteren Kurfürsten Friedrich Wilhelm kennen. 1636-1644 trat er seine Statthalterschaft für die niederländische westindische Kompanie in Brasilien an. 1645 wurde er Kommandant der staatiscben Festung Wesel, 1647 klevischer Statthalter für Brandenburg. Die Stadt Kleve baute er zu einer barocken Residenzstadt und einem Kulturzentrum am Niederrhein aus. 1652 wurde er durch Kaiser Ferdinand III. in den Fürstenstand erhoben, 1654 als Herrenmeister des Johanniterordens, Ballei Brandenburg, eingesetzt. 1665 oberster Befehlshaber der staatischen Armee im erfolgreichen Feldzug gegen Münster wurde er am Höhepunkt seiner Karriere 1668 Generalfeldmarschall der Niederlande. Er zog gegen das Heer Ludwigs XIV., das 1672 in das Niederrheingebiet einfiel, 1674 nahm er als 70jähriger an der entscheidenden Schlacht von Seneffe teil. 1679 starb er in seiner Einsiedelei „Berg und Tal“ bei Kleve.
- Auswahl- / Bestandskatalog „Mein Rasierspiegel – Von Holthuys bis Beuys“, hrsg. v. Guido de Werd im Auftrag des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Abschiedsausstellung des scheidenden Gründungsdirektors Guido de Werd im Museum Kurhaus Kleve (9. September 2012 – 13. Januar 2013), Kleve 2012, S. 526, Abb. S. 460, Nr. 6.53
- Kat. d. Ausst. „Govert Flinck – Reflecting History. Mit einer künstlerischen Intervention von Ori Gersht“, bearb. v. Tom van der Meulen und Valentina Vlašić, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (4. Oktober 2015 – 17. Januar 2016), Kleve 2015, S. 179, Abb. S. 179, 181, Nr. 50 b
- Kat. d. Ausst. „Der Niederrhein. Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen“, Städtisches Museum Haus Koekkoek (4. April – 30. Mai 1993), bearb. v. Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve 1993, S. 140, Abb. S. 136, Nr. E 3
Betitelung: IOHANNES MAURITIUS / PRINCEPS NASSAVIAE, COMES … (bez. auf Sockel unterhalb des Porträts)
Beschriftung: QVA PATET ORBIS (bez. auf Schriftband unter Porträt)
Wappen (als Symbol der obersten Gewalt)
militärische Kleidung und andere Ausrüstung (Uniformen, Mütze, Rüstung, Helm etc.)
Johann Moritz, Nassau-Siegen, Fürst
Angerhausen, Robert
Ausstellung Der Niederrhein, Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen (1993 : Kleve, Kreis Kleve)