
Dichter*in (Ausführung): Adriaen Valéry (um 1570 oder 1575 - 1625)
Stecher*in (Ausführung): Unbekannter Stecher
Beschreibender Titel: Die Berufung des Moritz von Oranien
Historischer Titel: Nederlandsche Gedenck-klanck, kortlick openbarende de voornaemste geschiedenissen van de 17 Nederl. Prov. ‘t sedert den aenvang der inlandsche beroerten ende troubelen tot 1625. Verciert met verscheydene platen ende stichtelijcke Rimen ende Liedekens, gestelt op musyck
Serientitel: Adriaen Valéry: Niederländischer Gedenkklang
Datierung: 1585 (Entwurf), 1626 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Graphik
Inventar Nr.: SAK 2346
1626 erschien in Haarlem das Geschichtswerk des Adriaen Valéry, posthum durch seinen Sohn herausgebracht und illustriert mit allegorischen Darstellungen zu wichtigen Ereignissen des niederländischen Befreiungskrieges, die mit Reimen und Bildlegenden versehen waren. Adriaen Valéry, seit 1600 tätig in Veere als Stadtwächter, Steuerbeamter, Notar und Festungsmeister, seit 1617 im Rat der Stadt, machte sich vor allem als Dichter einen Namen. So arbeitete er an der Liedersammlung der Zeeuschen Nachtegael (Middelburg, 1623) mit. In seinen letzten Lebensjahren begann er mit dem Werk über den niederländischen Befreiungskrieg, dessen Besonderheit die Einflechtung von patriotischen Liedern der jungen Republik sind. Mit Ausnahme einiger Volkslieder stammen die Liedtexte von Valéry selbst. Für die Musik griff er auf bekannte Komponisten wie unter anderem John Dowland zurück. Für den begleitenden Bericht schöpfte er aus den Quellen van Meteren, Baudartius, Le Petit und anderen. Das Werk ist heute nur noch in wenigen vollständigen Exemplaren erhalten.
Eine ähnliche Komposition wie SAK 2345 diente zur Illustrierung des vorliegenden Blattes mit der Berufung des Moritz von Oranien zum Statthalter der nördlichen Niederlande und Kapitän-General von Holland und Seeland im November 1585. Der holländische Löwe (1) mit den Herrschaftsinsignien reicht Moritz (2), der hinter sich das staatliche Heer (6) versammelt hat, das Schwert der Gerechtigkeit (3). Hinter dem Löwen entsprießt der Orangenbaum, Sinnbild der Oranierfamilie. Um seinen Stamm ist ein Spruchband mit der Devise des Prinzen „Tandem fit surculus Arbor“ (der Zweig wird am Ende doch zum Baum) zu sehen. Baumstamm und Zweig sind als Sinnbild für das Fortbestehen des Hauses Nassau-Oranien nach der Ermordung Wilhelms von Oranien 1584 zu sehen. Die trauernden Provinzen (5) haben sich links um den Sarg Wilhelms (4) versammelt. Am Himmel leuchtet im Strahlenkranz das Jahwe-Tetragramm.
Nach der Ermordung seines Vaters wurde Moritz 1585 Statthalter in den nördlichen Niederlanden und Kapitän-General von Holland und Seeland, 1590 von Utrecht, Gelderland und Overijssel, 1620 von Drenthe und Groningen. 1594 schenkte die kinderlose Walpurgis von Moers die Grafschaft Moers an Moritz von Oranien, der 1597 die Spanier vertrieb und 1600 sein Erbe antrat. 1618 erbte er von seinem älteren Bruder das Prinzentum Oranien, die Grafschaft Breda, Buren und Leerdam. Als Reorganisator und Oberbefehlshaber des niederländischen Heeres, siegreicher Feldherr gegen die Spanier und „Verteidiger des Vaterlands“ machte er sich einen unsterblichen Namen.
- Kat. d. Ausst. „Der Niederrhein. Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen“, Städtisches Museum Haus Koekkoek (4. April – 30. Mai 1993), bearb. v. Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve 1993, S. 115 f., Abb. S. 115, Nr. C 10c
- Weltreich und Provinz – Die Spanier am Niederrhein 1560-1660, Städtisches Museum Schloss Rheydt, Mönchengladbach, 26.09.2021 - 06.03.2022
Beschriftung: (Legende in Niederländisch links und Versen unten Mitte)