Zeichner*in (Ausführung): Jan de Beijer (1703–1780)
Historischer Titel: Gezigt uit de Het Off, en de Cantzelij te Cleef, over de Rijbaan te sien
Beschreibender Titel: Blick auf die Schwanenburg in Kleve von Süden
Datierung: 1746 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Graphik
Inventar Nr.: SAHz 177
Als einer der produktivsten und bedeutendsten topographischen Zeichner der Niederlande im 18. Jahrhundert gilt der in der Schweiz als Sohn eines Werbeoffiziers der holländischen Armee geborene Jan de Beijer. Seit 1709 ist die Familie de Beijer in Emmerich am Rhein nachweisbar, wo Jan seine Jugend verbrachte und das reformierte Gymnasium besuchte. Über seine Frühzeit als Zeichner ist wenig bekannt, erstmals wird er 1731 in einem Reisetagebuch seines Lehrers Cornelis Pronk, bei dem er von etwa 1722-1731 in Amsterdam lernte, erwähnt. Die ersten erhaltenen Zeichnungen stammen aus dem Jahr 1732. Um 1751/52 scheint de Beijer dann nach Amsterdam gezogen zu sein. Mit dem aus Rees stammenden Maler Johann Moritz Quinkhardt (1688-1772) stand de Beijer in Kontakt. Nach einer älteren Quelle, soll er auch bei ihm gelernt haben. In Amsterdam gründete de Beijer eine Zeichengesellschaft, der Hendrik Pothoven, Abraham de Haen, Simon Fokke, Juriaan Andriessen, Hendrik Spilman und John Greenwood angehörten. Diese gesellige Gruppe unternahm jährlich eine Reise. Bis um 1769 in Amsterdam tätig, verbrachte de Beijer, der unverheiratet blieb, sein Lebensende wohl im Hause seines älteren Bruders Johan Andries in Emmerich.
Nachdem de Beijer 1732-1735 am Niederrhein gezeichnet hatte, reiste er in den Jahren 1732-1746 vor allem nach Brabant und Limburg. 1751/52-1769 zeichnete er in der Umgebung von Amsterdam und Utrecht. Nach den Skizzen von Städten, Dörfern, Schlössern, Klöstern und Landhäusern entstanden im Atelier später ausgearbeitete Zeichnungen für Sammler und Verleger.
Um 1740 bekam de Beijer wohl seinen ersten Auftrag, Vorlagen für einen Bildband zu liefern. Nach seinen Zeichnungen entstanden Stiche für das „Verheerlykt Nederland“ (Amsterdam, Isaak Tirion, 1745-1774), für Pieter Langendijks „De Stad Kleef“ (1747), für Johann Heinrich Schüttes „Kleefsche Waterlust“ (1752) und für „Het Verheerlykt Kleefschland“ (Gerrit Tielenburg, Amsterdam, 1758-1762). Neben den authentischen Zeichnungen de Beijers befinden sich in der Sammlung Angerhausen einige Kopien nach de Beijers Vorlagen, die von unbekannten Künstlern bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts geschaffen wurden.
Den Vordergrund dieses Blickes auf die Schwanenburg nimmt der Turnierplatz ein, auf dem sich ein einsamer Reiter übt. Der Spiegelturm, die Spitze des Schwanenturms und der Johannisturm ragen, von links nach rechts gesehen, über den mittelalterlichen Baukomplex. Vorne schließt sich das von Maximilian Pasqualini 1560 errichtete Herzog-Wilhelm Tor an. Die 1570 von dessen Sohn Johann Pasqualini erbaute Galerie verbindet das Tor mit der Kanzlei, die ganz rechts in der Zeichnung angeschnitten wird. Links unterhalb des Burgkomplexes liegt das Tor, das der holländische Architekt Pieter Post 1664 im Zuge der barocken Umhauten der Burg unter Johann Moritz entwarf. Innerhalb dieser Veränderungen erhielt auch der Schwanenturm das Zifferblatt. Nach einer Zweitfassung de Beijers entstand 1758 ein Stich im „Verheerlykt Kleefschland“ (Amsterdam, Gerrit Tielenburg, 1758-1762).
- Lemmens, Gerard: Das Schloß zu Kleve. Ein Album aus dem Jahre 1815, hrsg. v. d. Freunden der Schwanenburg Kleve e.V., Kleve 1994, Abb. Abb. 7
- Kat. d. Ausst. „Der Niederrhein. Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen“, Städtisches Museum Haus Koekkoek (4. April – 30. Mai 1993), bearb. v. Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve 1993, S. 279, Abb. S. 279, Nr. J 10f
- Eine Klasse für sich. Adel an Rhein und Ruhr, Stiftung Ruhr Museum, Essen, 13.12.2021 - 31.07.2022
Rahmenmaß 50 x 63 x 3 cm
Betitelung: Het Off, en de Cantzelij te Cleef, over de Rijbaan te sien, dt: 11.Maj 1746 (verso bez. )