Zeichner*in (nach): Jan van Call (1656–1706)
Stecher*in und Verleger*in (Ausführung): Peter Schenk der Ältere (1645 (1660?) - 1711 (1719?))
Verleger*in (Mitarbeit): Peter Schenk der Ältere (1645 (1660?) - 1711 (1719?))
Beschreibender Titel: Ansicht von Kleve, Blick vom Papenberg und Bergendael, aus: Conspectus Berolini et Cliviae, Amsterdam
Historischer Titel: Conspectus Cliviae urbis prospicienti…
Historischer Titel: Gezicht van Kleef van de nieuwe Fontein…
Datierung: um 1680 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Inventar Nr.: SAK 0186
Der Amsterdamer Verleger Petrus Schenk d. Ä. (Elberfeld 1661-1711 Leipzig) veröffentlichte die Reihe von neun Ansichten der Stadt Kleve zwischen 1688 und 1701 in einem dem Kurfürsten Friedrich Wilhelm gewidmeten Band zusammen mit sieben Veduten von Berlin, das der Große Kurfürst im 17. Jahrhundert zu einer Residenz europäischen Ranges ausbaute. Als Vorbild für Alleen und Parkanlagen diente die Neugestaltung von Kleve unter seinem Statthalter Johann Moritz. Jan van Call, von dem die meisten der Vorlagen stammen, weilte bis 1688 in Nimwegen und zeichnete wohl damals die Klever Parkanlagen. Die Reihe enthält Ansichten der Stadt Kleve aus den verschiedenen Himmelsrichtungen und von den durch Johann Moritz angelegten Gärten (Alter Park 1650/53, Amphitheater ab 1652/53, Tiergarten ab 1656). Van Call hat auch die meisten der Berliner Veduten gezeichnet. Ebenfalls ist van Call Urheber des von Petrus Schenk zwischen 1694-1697 herausgegebenen Admirandorum Quadruplex Spectaculum mit Ansichten aus dem Rheintal. Im Jahre 1702 wurde der Zyklus aus Conspectus Berolini et Cliviae erneut in einer großangelegten achtteiligen Reihe europäischer Städte unter dem neuen Titel Petrus Schenks Ooge Lust in Amsterdam herausgegeben. Sie enthielt hundert Stiche von Rijswijk, Rotterdam, Leiden, Versailles, Berlin und Kleve. Letztere beiden Städte fanden sich in den letzten drei Heften der Lieferung wieder, die Berlin-Serie um zwei Stiche erweitert. In der Sammlung Angerhausen befindet sich von der Ausgabe 1702 das Heft betitelt Lutetiae Parisiorum, das Ansichten von Paris und Versailles enthält.
Die Ansicht des Amphitheaters (s. obere Abb.) fasst die Hauptachse am Springenberg in eine streng symmetrische Komposition. Von vorne nach hinten sind zu sehen: Eiserner Mann, Römerbrunnen, Manneken Pis (mit fälschlicherweise der Fontäne des Römerbrunnens), Minerva, dahinter die hölzerne Galerie. Das Rijksmuseum Amsterdam besitzt eine Zeichnung des Amphitheaters von Jan van Call mit leicht veränderter Sichtachse, die Schenk wohl als Vorlage gedient hat. Die mittlere Abbildung zeigt den Blick auf den Sternberg mit den drei Sichtachsen Amphitheater, Elten, Griethausen. Schenk hat der Symmetrie wegen wahrscheinlich zwei verschiedene Vorlagen van Calls miteinander verbunden, denn der Hintergrund mit dem auf Elten fluchtenden Kanal ist vom Sternberg aus so nicht zu sehen.
Bis 1656 hatte der Architekt Jacob van Campen seinen Entwurf für eine Neugestaltung des Springenberges vorgelegt, wo bereits 1652/53 Johann Moritz halbrunde Terrassenstufen und Wasserbecken anlegen und Trophäen wie den im Vordergrund sichtbaren „Eisernen Mann“ aufstellen ließ. Van Campen, der 1657 verstarb, entwarf diesen paradiesischen Ort mit Fontänen, Trophäen und einem Pavillon mit halbrunder Galerie nach dem Vorbild italienischer Gartenanlagen der Villen des Andrea Palladio und Pietro Ligorio (Villa Tivoli). 1660 wurde die Figur der Minerva, das Geschenk der Stadt Amsterdam, im Amphitheater aufgestellt (heute Städtisches Museum Haus Koekkoek), 1666 die hölzerne Galerie hinter ihr errichtet. Auf der unteren Abbildung ist vor der Kulisse der Stadt der alte Park zu sehen, den Johann Moritz 1650-1653 bei seinem Landhaus Freudenberg anlegen ließ.
- Kat. d. Ausst. „Der Niederrhein. Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen“, Städtisches Museum Haus Koekkoek (4. April – 30. Mai 1993), bearb. v. Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve 1993, S. 211 f., Abb. S. 211, Nr. H 26
Blattmaß 226 x 285 mm
Betitelung: Gezicht van Kleef van de nieuwe Fontein, / op den Kant van Bergendaal, by de dorre Prieel. (bez. u.r.)
Signatur: Pet:Schenk exe:Amstelod: C.P. (bez. u.l.)