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Bildhauer*in (Ausführung): Ewald Mataré (1887–1965)

Künstlertitel: Stehende Kuh / Windkuh

Datierung: 1923 (Herstellung)

Museum: Museum Kurhaus Kleve

Typ: Kunstwerk

Gattung: Plastik / Skulptur

Inventar Nr.: 2020-X-V (20)

Werkverzeichnis Nr.: WV P 15a

Katalogtext

Der Titel „Windkuh“ bezeichnet das Aussehen dieser leichtfüßigen und doch imposanten Kuh von Ewald Mataré. Es scheint, als könne sie durch ihre geringe Körperbreite jeder Sturmböe trotzen. In seinem Tagebuch schreibt er am 2. August 1923 über die Holzskulptur, die der Bronze zugrunde liegt: „Das Brett, aus dem ich sie schnitzte, war so flach, dass es unmöglich zu einer Rundplastik reichte, und so blieb mir nur der Weg, die beiden Längsseiten als Reliefwirkung herauszuarbeiten.“ Dementsprechend schmal und zerbrechlich wirkt die Kuh von der Vorder- und Rückseite. Die Vorder- und die Hinterbeine sind ohne Zwischenraum aneinander angelegt und erscheinen wie zwei zierlich anmutende Verbindungslinien zur Plinthe, auf der der Kuhkörper ausgewogen ruht. Von seinem im Tagebuch geäußerten Vorhaben, die Skulptur in einen Rahmen packen zu wollen, so dass man sie nur von den Seiten betrachten kann, ist der Bildhauer wieder abgekommen – zu stark war seine Überzeugung, dass eine Plastik nicht auf eine Perspektive reduziert werden darf und von allen Seiten zugänglich sein muss.

Die „Windkuh“ ist ein Schlüsselwerk im Schaffen des Künstlers. Sie entstand im Sommer 1923 in List auf Sylt. Nachdem er seine Ausbildung in Berlin bei Lovis Corinth und Arthur Kampf in der Malerei abgeschlossen hat, wendet er sich zu Beginn der 1920er Jahre dem Holzschnitt und der Bildhauerei zu und erst 1922 entstehen seine ersten freien Plastiken. Die „Windkuh“ ist Matarés erste Skulptur einer Kuh. Sie ist bereits fundamental in der Idee und klar in der Ausarbeitung. Sie wirkt majestätisch und zeitlos, stoisch und ausgeglichen. Mataré verzichtet bei ihr auf Details und individuelle Züge.

In seinem Tagebuch notiert er am 27. Juli 1923 über die Holzplastik: „Niemals geht eine Arbeit zum Teufel, niemals wird man ermüden, wenn das Fundamentale in der Arbeit gewaltig empfunden und ausgedrückt liegt, ohne Grundriss und Fundament kann kein Gebäude ausgeführt werden.“

Tagebucheintrag

List auf Sylt, 16. Juli 1923:
„[…] Ich schnitze eine Kuh plastisch in Holz, bin aber mit dem Holz nicht zufrieden, es ist weich und in der Maserung charakterlos, doch bin ich immerhin froh, eine Arbeit vor mir zu haben, an der ich länger arbeiten kann.“

27. Juli 1923:
„Ich habe die Kuh nun zu Ende geschnitzt, bin aber mit der flauen Arbeit nicht zufrieden. Doch habe ich eine Menge wieder begriffen, erstens man kann nicht entschieden, nicht hart genug anfangen, weicher, versöhnlicher wird man ganz von selbst, die anfangs unerläßliche Entschieden­heit muß ich mir besonders einprägen, weil ich zum Gegenteil neige, und langsam von dem Wagen, Unbestimmten überzugehen strebe. Das ist ein entschiedenes Manko bei meinem Vorgehen. Anfang, Weg und Ziel sind dasselbe in der Kunst, und was zu Anfang nicht vorhanden ist, werde ich auch schwerlich unterwegs oder gar am Ende noch schaffen. Niemals geht eine Arbeit zum Teufel, niemals wird man ermüden, wenn das Fundamen­tale in der Arbeit gewaltig empfunden und ausge­drückt liegt, ohne Grundriß und Fundament kann kein Gebäude ausgeführt werden. […]“

Objektbeschreibung

Von den 9 bekannten Güssen der „Stehenden Kuh / Windkuh“ (wobei einige Exemplare Nachlass-Güsse sind) wurde ein Exemplar 1928 von der Nationalgalerie Berlin angekauft, das 1938 auf der Verkaufsausstellung aus deutschem Museumsbesitz in Schloß Niederschönhausen Berlin-Pankow angeboten wurde. Im gleichen Jahr wurde ein Exemplar auf der Auktion Fischer in Luzern versteigert und dabei von Karl Valentin erworben. Eine Fassung befindet sich heute im Museum of Modern Art in New York.

Literatur
  • Werkverzeichnis „Ewald Mataré – Das plastische Werk“, bearb. v. Sabine Maja Schilling, Köln 1987, S. 149, Abb. S. 149, Nr. 15a
  • Hanns Theodor Flemming: Ewald Mataré, München: Prestel 1955, Nr. 6
  • Kat. d. Ausst. „Ewald Mataré: Die Berliner Jahre 1907 – 1932“, bearb. v. Valentina Vlašić, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (29. März – 28. Juni 2015), Kleve 2015, S. 151, Abb. S. 138, Nr. 94
Material/Technik:
Bronze
Maße:
Objektmaß 19 x 33 x 8,5 cm
Geographischer Bezug:
List auf Sylt (Entstehungsort)
Schleswig (Standort)
Status:
Depot
Creditline:
Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf, Dauerleihgabe des Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung; Dauerleihgabe des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V.; Vermächtnis Sonja Mataré, Meerbusch-Büderich
Copyright:
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Kontakt:
Bei Fragen, Anregungen oder Informationen zu diesem Objekt schreiben Sie bitte eine E-Mail mit diesem Weblink an sammlung [​at​] mkk.art.