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Bildhauer*in (Ausführung): Elna Brüx (1923–2015)

Künstlertitel: Der Tod und das Mädchen

Datierung: 1960 - 1964 (Herstellung)

Museum: Museum Kurhaus Kleve

Typ: Kunstwerk

Gattung: Plastik / Skulptur

Inventar Nr.: 2022-04-01

Objektbeschreibung

„Der Tod und das Mädchen“ ist ein weit verbreitetes Sujet, das in der bildenden Kunst, Musik und Literatur schon seit der Zeit der Renaissance behandelt worden ist. Hans Baldung Grien schuf um 1517/1525 den „Tod und das Mädchen“ sowie den „Tod und die Frau“ (beide heute im Kunstmuseum Basel), zwei intensive Gemälde, auf denen der Knochenmann noch Gewalt anwendet, um die Schöne in das Grab zu locken oder um ihr einen Kuss zu rauben.
Bei Egon Schieles „Tod und Mädchen“ von 1915 (heute im Belvedere, Wien) nehmen die Protagonist*innen eine Platzhalterfunktion ein, um die tragische Liebe des Künstlers zu seiner Geliebten zu veranschaulichen.
Franz Schubert vertonte 1817 mit „Der Tod und das Mädchen“ ein gleichnamiges Gedicht von Matthias Claudius, in dem die Hauptpassagen wie folgt lauten:

Das Mädchen:
„Vorüber! Ach vorüber!
Geh wilder Knochenmann!
Ich bin noch jung, geh Lieber!
Und rühre mich nicht an.“

Der Tod:
„Gib deine Hand, du schön und zart Gebild!
Bin Freund, und komme nicht, zu strafen:
Sei gutes Muts! ich bin nicht wild,
Sollst sanft in meinen Armen schlafen.“

Der Tod tritt stets als der Verführer oder Geliebte des Mädchens in Erscheinung. Das ‘unschuldige, naive’ Mädchen verkörpert zumeist das blühende Leben und erscheint unter einem erotischen Aspekt als Verführerin. Nicht umsonst wird beispielsweise im Französischen der Orgasmus des Menschen als ‘La petite Mort’ bezeichnet. Bei Hans Baldung Griens „Tod und Mädchen“ von 1517, um den erotischen Aspekt zu unterstreichen, handelt es sich z.B. um die erste bildliche Darstellung von Schamhaar überhaupt. Das Mädchen erscheint stets im Kontrast zum Tod oder Knochenmann, der das „Memento mori“ veranschaulicht, die Bedrohung des Daseins durch den unausweichlichen Tod.

Auch bei Elna Brüx’ vorliegender, äußerst imposanter Arbeit gehen der Tod und das Mädchen eine intensive und enge Beziehung ein. Im Zentrum steht das Mädchen, dem jedoch – und diese Annahme wird durch die Darstellung der Augen und Stirnfalten offensichtlich – die Leichtigkeit des Seins abhanden gekommen ist – und die vielmehr als Frau erscheint, denn als junges naives Mädchen. Eine erotische Komponente erhält ihre Darstellung durch die Beschneidung des Motivs: An der unteren Kante sind die aufragenden Brüste des Mädchens zu erkennen, die offensichtlich nackt sind, aber von Elna Brüx nur in der Andeutung gezeigt werden.
Während das Mädchen die Betrachter*innen frontal anblickt, erscheint hinter ihr der Tod im Profil, der durch seinen Skelettkopf erkennbar ist. Er schmiegt sich eng an die Seite des Mädchens und scheint sie in gewisser Weise zu liebkosen. Doch der Frau haftet eine beinahe körperlich spürbare Erstarrung und Traurigkeit an, die tiefenpsychologisch womöglich auf die Biographie der Künstlerin umgemünzt werden könnte.

Elna Brüx gehört zu einer Riege von Künstlerinnen aus Kleve des 20. Jahrhunderts, die heute – völlig zu Unrecht – in Vergessenheit geraten sind und deren Schaffen unbedingt neu entdeckt werden müsste. Als Elna Wick wurde sie 1923 in Hamburg-Wandsbek geboren, als Tochter des Kunstmalers Robert Wick, der eher lokale Berühmtheit erlangte und heute ebenfalls vergessen ist. Zu gewisser Prominenz gelangte Elna Brüx’ älterer Bruder, Armin Wick (1914–2008), der vor allem als Schauspieler und Regisseur Anerkennung erlangte und ein schillerndes Leben führte.

Elna Brüx, die schon früh ein großes Talent als Bildhauerin zeigte, teilte jedoch das Schicksal zahlreicher guter Künstlerinnen ihrer Generation: Sie heiratete früh, zog nach Kleve an den Niederrhein und gebar fünf Kinder (vier Söhne und eine Tochter), wonach sie zeitlebens zwischen ihrer Mutterrolle und ihrem Künstlerinnendasein changierte. Als Charakter war sie weder dominant noch zurückhaltend, aber eine starke Persönlichkeit (O-Ton von Isa Zins, die eine gute Freundin ihrer Tochter war), die klar, fordernd und – wenn es die Situation verlangte – auch schwierig sein konnte. Wenn sie über Kunst sprach, so Isa Zins, war sie niemals belehrend, sondern stets zutiefst freundschaftlich und wohlwollend vermittelnd. Ihrer Position – in einem nicht einfachen Frauenleben zu stecken, in dem sie keine Freiheit für ihre eigene Kunst besaß – war sie sich jedoch zeitlebens bewusst.

Verheiratet war Elna Brüx mit Walther Brüx (1917–2006), der der unangefochtene Künstler in der Familie war und heute vor allem als Bildhauer in Erinnerung geblieben ist. Er war der Sohn des klassizistischen Bildhauers Gerd Brüx (1875–1944), in dessen Werkstatt er bereits als Kind spielte und überwiegend aufwuchs. Walther Brüx war u.a. einer der Mitbegründer des „Niederrheinischen Künstlerbundes“, der sich auch politisch engagierte und als Kunstlehrer, u.a. am Collegium Augustinianum Gaesdonck und am Freiherr-vom-Stein-Gymnasium, tätig war. Mit seiner Frau Elna bewegte er sich in der niederrheinischen Künstlerszene rund um Joseph Beuys und Ilse und Hanns Lamers, die durch Photographien von Willy Maywald, Fritz Getlinger und Hildegard Weber begleitet wurde.

Während Walther Brüx formal klare, figurative Bildwerke schuf (u.a. seine Porträtköpfe von Beuys und Lamers), besaß Elna Brüx stets eine stilistisch eigenwilligere Formensprache. Ihre Werke sind eigentümlicher und weisen eine Nähe zu ursprünglicher Kunst (z.B. afrikanischen Skulpturen) auf. Ihre Werke geben nicht das Gesehene wider, sondern eine vereinfachte, geradezu zerlegte Wirklichkeit, die auf jedwede Details verzichtet. Insofern ist ihre hier besprochene Arbeit „Tod und Mädchen“ als Frühwerk zu verstehen, in der noch die Figuration überwiegt, aber erste Ansätze zu einer geometrischen Abstraktion erkennbar sind. Künstlerisch gesehen war Elna Brüx eine Perfektionistin, die auch oft Selbstzweifel plagten und die sogar eigene Werke, die nicht ihren Ansprüchen entsprachen, zerstören konnte.

Zum Ende ihres Lebens, als ihre Kinder erwachsen und außer Haus waren, lebte Elna Brüx ein zurückgezogenes, aber in sich zufriedenes Künstlerinnen-Dasein (so ihr Sohn, Manuel Brüx). Ab einem gewissen Zeitpunkt waren Verkäufe für sie nicht mehr von Belang. Nachdem sie, überwiegend erblindet und beginnend dement, bei ihren Kindern lebte, verstarb sie schließlich in einem Altersheim am Niederrhein. Auf ihren Wunsch hin lies sie sich anonym in Wesel bestatten. Es gilt, ihr großartiges bildhauerisches Œuvre unbedingt wiederzuentdecken und für eine neue Generation zu erhalten.

Material/Technik:
Bronze
Maße:
Objektmaß: circa 72 x 52 x 6 cm
Geographischer Bezug:
Kleve (Entstehungsort)
Kleve (Herkunftsort)
Kleve (Standort)
Status:
Depot
Creditline:
Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, Deutschland, Schenkung Familie Echelmeyer, Kleve
Kontakt:
Bei Fragen, Anregungen oder Informationen zu diesem Objekt schreiben Sie bitte eine E-Mail mit diesem Weblink an sammlung [​at​] mkk.art.

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