Stecher*in (Ausführung): Unbekannter Stecher
Beschreibender Titel: Porträt des Wundermädchens Eva Vliegen (1575–1637?), das mehr als 30 Jahre lang ohne Nahrungsaufnahme gelebt haben soll
Datierung: circa 1611 - 1700 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Graphik
Inventar Nr.: SAK 2551
Das Bauernmädchen Eva Vliegen ist in der Literatur auch als „Besje Meurs“ bekannt. Sie lebte ca. von 1575 bis ca. 1637 in Moers am Niederrhein und wird mit dem Wunder der Fastenzeit in Verbindung gebracht. Sie blieb zeitlebens unverheiratet.
Ihr besonderes Leben wird in unterschiedlichen Quellen des 17. Jahrhunderts beschrieben. Seit ihrer Jugend kämpfte sie mit ihrer Gesundheit. Einige Quellen machten ihre Stiefmutter dafür verantwortlich, die ihr das Essen verweigerte. Andere wiederum sprechen von einer Mutter, die sich noch um sie gekümmert hat, als sie bereits erwachsen war. Sie wuchs in Armut auf und musste Schweine hüten.
Im Jahr 1594 – sie war damals neunzehn Jahre alt – begann Eva Vliegen immer weniger zu essen, ab 1597 nahm sie keine Nahrung mehr zu sich. Als sie 1599 überredet wurde, eine Kirsche zu essen, wurde sie derart krank, dass man um ihr Leben fürchtete. Es wurde behauptet, dass sie vom Duft der Blumen lebte. Eva selbst sagte, dass sie jeden zweiten Tag im Morgengrauen von einem schimmernden Licht umgeben war und ihr Mund von einer honigsüßen Substanz benetzt war.
Sie machte auch Vorhersagen. Wegen dieser Wunder genoss sie großen Ruhm. Viele kamen, um sie zu besuchen. Gleichzeitig entstand auch Misstrauen. Zum Beispiel nahm der örtliche Geistliche – Eva Vliegen war Protestantin – sie zwölf Tage lang zu sich nach Hause, um sie genau zu beobachten, doch danach wurde er ein glühender Verfechter von Evas wundersamen Fasten.
1614 erschien eine Broschüre, die von einem Engel berichtete, der Eva erschien und ihr verkündete, dass Gott die Menschheit mit einem „großen Tod“ bestrafen würde, weil er die Sünden der Welt nicht mehr tragen könne. Von diesem Moment an hätte sie nicht mehr gesprochen, bis sie schließlich am 1. März 1614 gestorben sei. In Wirklich schien sie jedoch noch 1628 am Leben gewesen zu sein, wie es der Bericht des Arztes Nicolaes van Wassenaer bezeugte. In ihrem Haus wurden Lebensmittel und Getränke gefunden, woraufhin sie festgenommen wurde. Was danach mit ihr geschah, ist nicht bekannt.
Eva Vliegen verdankt ihren Ruhm in den Niederlanden heute vor allem der Tatsache, dass eine Wachsfigur von ihr seit Jahrhunderten im Amsterdamer Doolhof ausgestellt ist. Ein Mechanismus an dieser Figur machte es möglich, dass sie sich mit dem Arm die Krümel vom Mund wischen konnte. Ein an der Figur angebrachter Reim lautet:
„Dat is Bessie van Meurs, dat leugenachtig wijf / Ei zie, zij schu(d)t haar hoofd, en zweer(t) nog even stijf / In 32tig jaar heeft zij geen brood gegeten / Wel ’t leugenachtig wijf, liegt dat de stenen zweten.“
(die Übersetzung in etwa lautet: „Das ist Bessie van Meurs, diese verlogene Schlampe / Schau, sie schüttelt den Kopf und flucht ein bisschen steif / In 32 Jahren hat sie kein Brot gegessen / Nun, es ist eine verlogene Schlampe, Lüge, dass die Steine schwitzen.“).
- Kat. d. Ausst. „Der Niederrhein. Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen“, Städtisches Museum Haus Koekkoek (4. April – 30. Mai 1993), bearb. v. Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve 1993
Blattmaß 119 x 81 mm
Nummerierung: v. S. II, no. 5910 (bez. auf Etikettierung auf Passepartout)
Ernährung, Nahrung
erwachsene Frau
Bekleidungszubehör für den Hals: Kragen
Kleidung, die den ganzen Körper bedeckt
Angerhausen, Robert
Ausstellung Der Niederrhein, Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen (1993 : Kleve, Kreis Kleve)
Vliegen, Eva