Inventor*in (nach): Hendrick Goltzius (1558–1617)
Stecher*in (Ausführung): Hendrick Goltzius (1558–1617)
Beschreibender Titel: Porträt von Jan Goltz II., des Vaters des Künstlers
Datierung: 1578 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Graphik
Inventar Nr.: SAK 2070
Die kühle Autorität von „Jan Goltz II.“ (um 1534/35–nach 1609), der den Betrachter mit stechendem Blick von diesem Porträt heraus anblickt, lässt auf ein nicht unbedingt liebevolles Vater-Sohn-Verhältnis zu seinem Erstgeborenen Hendrick Goltzius schließen. Diese erste Annahme wird jedoch durch die Widmung auf der Kartusche, die von einer gewissen Zuneigung des Sohnes zum Vater zeugt, widerlegt: „Auch wenn man alles vernichten und vertreiben kann, die Liebe bleibt ewig“.
Das vorliegende, 1578 geschaffene Porträt ist eines der ersten, das von Hendrick Goltzius erhalten ist, zudem das erste, das der Künstler von seinem Vater erstellt hat. Es zeigt den Glasmaler aus Duisburg, bei dem Goltzius in den ersten Jahren zur Lehre ging, bevor ihn dieser in die Hände von Dirck Volckertsz. Coornhert in Xanten gab.
Goltzius präsentiert seinen Vater mit langem Vollbart, barhäuptigem Kopf und schlichter Kleidung. Eine erschreckende Lebendigkeit gewinnt sein Antlitz durch die präzise gezeichnete Augenpartie mit ausdrucksstarken Falten und einem musternden und fest taxierenden Augenpaar, das dem Porträtierten eine stille Autorität verleiht. Unterhalb des kreisrunden, schlichten Rahmens, in dem Betitelung und Datierung angebracht sind, zeigt Goltzius verzierende und verspielte Ornamentik. Die Widmung ist auf einer plastisch und verschnörkelt wiedergegebenen Kartusche angebracht, auf der Fabelwesen sitzen – darunter in der linken Ecke ein kleiner Affe, der das Wappen der Familie in den Händen hält. Ein weiteres Porträt seines Vaters, das Goltzius vermutlich ebenfalls 1578 angefertigt hat und ihn mit längerem, natürlich wachsendem Haar zeigt, befindet sich heute in der Königlichen Kupferstichsammlung in Kopenhagen. In den 1570er und 80er Jahren bildeten zahlreiche, vornehmlich kleinformatig ausgeführte Porträtaufträge die Haupteinnahmequelle von Hendrick Goltzius’ Tätigkeit.
- Otto Hirschmann, Verzeichnis des graphischen Werks von Hendrick Goltzius 1558-1617, zweite Auflage, Braunschweig: Klinkhardt & Biermann 1976, Nr. 191
- Kat. d. Ausst. „Hendrick Goltzius & Pia Fries: Proteus & Polymorphia“, Bestandskatalog der Kupferstiche von Hendrick Goltzius im Museum Kurhaus Kleve, bearb. v. Valentina Vlašić, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (8. Oktober 2017 – 11. Februar 2018), Kleve 2017, S. 240, 245, Abb. S. 243, Nr. 50
- Kat. d. Ausst. „Der Niederrhein. Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen“, Städtisches Museum Haus Koekkoek (4. April – 30. Mai 1993), bearb. v. Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve 1993
Datierung: ANNO 1578 (bez. o.M.)
Betitelung: IOHAN GOLS. VAN KEISERSWERDT SEINES ALTERS. 44. (bez. im Rund des Medaillons)
Beschriftung: Wan man als khan, außrouten und vertreiben / Moiß doch die lieb, ewig bleiben. (bez. u.M. auf Kartusche)