
Inventor*in (nach): Cornelis Cornelisz. van Haarlem (1562–1638)
Kupferstecher*in (Ausführung): Jan Harmensz. Muller (1571–1628)
Dichter*in (Mitarbeit): Franco Estius (1544–um 1594)
Verleger*in (Mitarbeit): Hendrick Goltzius (1558–1617)
Historischer Titel: Ulysses und Irus
Datierung: 1589 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Inventar Nr.: SAK 2606
„Odysseus“, Sohn des Laërtes und der Antikleia, Ehemann der Penelope und Vater des Telemachos, ist eine der zentralen Figuren der griechischen Mythologie. In Homers „Odyssee“ ist er der Mittelpunkt eines archaischen Großepos. Er besaß hohe intellektuelle Fähigkeiten, durch die er sich von anderen Figuren des griechischen Heroenmythos abhob. Zu seinen positiven Eigenschaften gehörten u.a. die Erfindung des hölzernen Pferdes, die Einholung des Achilleus bzw. seines Sohnes Neoptolemus von der Insel Skyros, die Rückholung des Philoktetes oder der Raub des Palladions. Als Heimat des Odysseus galt die griechische Insel Ithake im Ionischen Meer. Bereits im ersten europäischen Literaturwerk, der „Ilias“, war Odysseus eine wichtige Gestalt. Doch zentrale Bedeutung erhielt er erst im zweiten homerischen Epos mit dem Titel „Odyssee“. Hier kehrte er nach langer Irrfahrt eingangs vom Ende der Welt (bei Kalypso) zurück. Das vorliegende Blatt widmet sich dem letzten Teil dieses Kapitels, bei dem es in seiner Heimat um die allmähliche Rückgewinnung seiner früheren Stellung als Vater, Ehemann und Herrscher geht. Freier belagerten seine Heimstätte und buhlten um die Gunst seiner schönen Frau Penelope, die – da sie Odysseus liebte und ihm nicht untreu werden wollte – sie vertröstete. Odysseus wurde durch die ihm zugetane Athene in einen alten Bettler verwandelt, um ohne neugierige Blicke Einlass in sein eigenes Haus zu erlangen. Just, in dem Augenblick, als Odysseus auf der Schwelle stand, pöbelte ihn der berüchtigte Bettler Arnaios an, der – da er für jedermann Botendienste verrichtete, überdies verfressen und anmaßend war – den Spottnamen „Iros“ trug. Er versuchte dem vermeintlichen alten Bettler Odysseus den Platz streitig zu machen. Als sich Odysseus nicht vertreiben ließ, schlugen die anwesenden Freier einen Faustkampf vor, dessen Sieg Iros anfänglich für sich wähnte. Als Odysseus jedoch seinen Mantel von sich schlug und darunter sehnige, kräftige Arme und Beine zutage kamen, wurde es Iros angst und bang. Odysseus besiegte ihn und wurde mit Speisen und Getränken der Freier belohnt. Die beschriebene Szenerie ist im vorliegenden Kupferstich exakt im Moment des Höhepunktes dargestellt. Odysseus erscheint im Moment seines Sieges nicht mehr als Greis, sondern als muskulöser Mann, der im Rückenakt auftritt. Interessanterweise wurde sein Lendenschurz nachträglich mit Kohle hinzugefügt. Das Blatt wurde von Goltzius lediglich verlegt, von seinem Künstlerkollegen und Freund Cornelis Cornelisz. van Haarlem erstellt und von seinem Werkstattmitarbeiter Jan Harmensz. Muller in Kupfer gestochen.
- Kat. d. Ausst. „Hendrick Goltzius & Pia Fries: Proteus & Polymorphia“, Bestandskatalog der Kupferstiche von Hendrick Goltzius im Museum Kurhaus Kleve, bearb. v. Valentina Vlašić, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (8. Oktober 2017 – 11. Februar 2018), Kleve 2017, S. 235, Abb. S. 236, Nr. 44
- Kat. d. Ausst. „Der Niederrhein. Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen“, Städtisches Museum Haus Koekkoek (4. April – 30. Mai 1993), bearb. v. Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve 1993
- Hendrick Goltzius und Pia Fries: Proteus und Polymorphia, Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, 01.10.2017 - 28.01.2018
Blattmaß 455 x 359 mm
Beschriftung: bez. u.M. außerhalb des Bildes im Rand: Sponsos Penelopes …