
Inventor*in (nach): Raffaello (genannt Raffael) Sanzio da Urbino (1483–1520)
Kupferstecher*in (Ausführung): Hendrick Goltzius (1558–1617)
Dichter*in (Mitarbeit): Franco Estius (1544–um 1594)
Verleger*in (Mitarbeit): Claes Jansz. Visscher d.J. (1587–1652)
Historischer Titel: Der Triumph der Galathea
Datierung: 1592 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Inventar Nr.: SAK 2610
Stimmungsvoll begleiten Franco Estius’ Verse die vorliegende opulente Darstellung: „Die Meernymphe Galathea wird bei gischtender Flut durch die erythraeischen Wellen getragen, milchweiß auf einer goldgelben Muschel. Kymodike und Glaucus und der muschelhornblasende Triton und die Delphine, die die Göttin ziehen, durchpflügen das blaue Meer ringsum. Galathea, Tochter der Doris, verlacht die begehrliche Liebe des Zyklopen und freut sich daran, dass der geliebte Acis nach seinem Tode fortlebt.“ Es handelt sich um eine eindrucksvolle und großformatige Illustration aus den „Metamorphosen“ des Ovid: Der ungelenke Kyklop Polyphemos verliebte sich in die Nereide „Galathea“ (die Glänzende). Sie jedoch machte sich über ihn lustig, lachte über sein Flehen und seine Geduld, machte ihm im gleichen Atemzug Hoffnungen, bevor sie schließlich lachend in den Wogen des Meeres verschwand. Denn in Wahrheit liebte sie den Hirten Acis, den Polyphemos schließlich aus Eifersucht mit einem Felsblock tötete. Galathea jedoch, so die Überlieferung, verwandelte sein Blut unterhalb des Vulkans Aetna in eine sprudelnde Quelle und holte ihn so als Flussgott wieder ins Leben zurück. Goltzius’ Kupferstich zeigt somit ihren „Triumph“. Eine weitere Information gibt die unterste Bildunterschrift in lateinischer Sprache wieder: „Dieses Werk ist mit seinen eigenen Farben von Raffael von Urbino in Rom an einer Wand des Palazzo Agostino Ghigis gemalt worden und ebendort von Hendrick Goltzius abgezeichnet und später in Kupfer gestochen worden.“ Der vorliegende Kupferstich „Triumph der Galathea“ nimmt Raffaels berühmtes, gleichnamiges Fresko zur Vorlage, das dieser 1512 für eine Gartenvilla des Agostino Chigi (heute Villa Farnesina) im römischen Stadtteil Trastevere geschaffen hat. Goltzius schuf ein brillantes, bemerkenswertes Werk in Kupfer. Während das Original vor allem in den Gewändern weitaus dunklere Farbwerte besitzt – beispielsweise trägt Galathea bei Raffael einen dunkelroten Umhang –, passte Goltzius auf seinem Kupferstich die Kleidungsstücke derart an, dass sie kompositorisch dem Gesamteindruck entsprechend aufgehellt erschienen. Die von Goltzius gezeichnete Vorlage ist verloren gegangen.
- Otto Hirschmann, Verzeichnis des graphischen Werks von Hendrick Goltzius 1558-1617, zweite Auflage, Braunschweig: Klinkhardt & Biermann 1976, Nr. 313
- Kat. d. Ausst. „Hendrick Goltzius & Pia Fries: Proteus & Polymorphia“, Bestandskatalog der Kupferstiche von Hendrick Goltzius im Museum Kurhaus Kleve, bearb. v. Valentina Vlašić, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (8. Oktober 2017 – 11. Februar 2018), Kleve 2017, S. 183f, Abb. S. 182, 185, Nr. 36
- Kat. d. Ausst. „Der Niederrhein. Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen“, Städtisches Museum Haus Koekkoek (4. April – 30. Mai 1993), bearb. v. Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve 1993
- Hendrick Goltzius und Pia Fries: Proteus und Polymorphia, Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, 01.10.2017 - 28.01.2018
Bildmaß 530 x 410 mm