
Inventor*in und Stecher*in (Ausführung): Hendrick Goltzius (1558–1617)
Historischer Titel: Mars und Venus, von Vulkan überrascht
Datierung: 1585 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Inventar Nr.: SAK 2613
Obwohl auf diesem Kupferstich ein großes Figurengedränge herrscht, ist die zentrale Handlung unmittelbar ersichtlich: Es geht um das berühmte mythologische Liebespaar auf dem Bett, überliefert sowohl in Homers „Odyssee“ (VIII, 266 – 365) als auch in Ovids „Metamorphosen“ (IV, 171 - 189). Venus und Mars liegen, direkt nach dem Geschlechtsakt, ausgestreckt auf dem Bett. Die Göttin der Liebe ist splitternackt und räkelt sich lasziv. Ihr linker Arm ist um Mars gelegt, der – bis auf ein Tuch über seiner Lendengegend – ebenfalls nackt neben ihr liegt. Zu ihren Füßen befindet sich ein Amorknabe, der im Begriff ist, einen Pfeil aufzuspannen, um ihn in den Himmel, gen den von Apollo herausgeforderten Merkur zu schießen. Umgeben ist der Amorjunge von abgelegten Waffen des Kriegsgottes Mars.
Die Darstellung hat mehrere Bedeutungsebenen: Allen voran kann sie als Allegorie auf den Sieg der Liebe über den Krieg gedeutet werden. Mars, der Kriegsgott, wurde von Venus, der Göttin der Liebe, aller Waffen beraubt. Nun liegt er in friedlicher, liebender Absicht neben ihr und verkörpert das „Ideal-Schöne“ fern aller Wehrhaftigkeit. Venus hat Mars gezähmt, die Liebe hat über die Gewalt gesiegt.
Doch die Darstellung thematisiert auch Betrug und Missetat: Apollo, der Gott des Lichts, beobachtet die Affäre der beiden und informiert den Gott Vulkan, mit dem Venus verheiratet ist. Vulkan ertappt die beiden nun beim Liebesspiel im eigenen Bett. Im muskulösen Rückenakt ist er auf dem Kupferstich zu sehen, wie er soeben das Bettlaken von den beiden Liebenden herunterzieht. Im Hintergrund ist er in Verkleinerung zu sehen, wie er eine Waffe schmiedet, um sich damit an den beiden für ihre Hinterlist zu rächen.
Die obere Hälfte nehmen die Götter des Olymp ein, die das Geschehen verfolgen, (v.l.n.r.) Neptun, Merkur, Jupiter, Apollo und Herkules. Die Moral der Geschichte ist, dass im Schein der Sonne – für die Apollo zuständig ist – jedwedes Verbrechen, sei es auch Ehebruch, zum Vorschein kommt. Als Vorlage für diesen Kupferstich diente Goltzius das Gemälde „Venus und Mars von Merkur gewarnt“ von Bartholomäus Spranger, das sich heute im Kunsthistorischen Museum in Wien befindet. Auch Maarten van Heemskercks
heute verloren gegangenes Gemälde „Vulkan zeigt Mars und Venus im Netz den Göttern“ (um 1540) könnte als Vorlage gedient haben. Die spiegelverkehrte Vorzeichnung von Goltzius für dieses Blatt befindet sich im J. Paul Getty Museum in Los Angeles.
- Otto Hirschmann, Verzeichnis des graphischen Werks von Hendrick Goltzius 1558-1617, zweite Auflage, Braunschweig: Klinkhardt & Biermann 1976, Nr. 137
- Kat. d. Ausst. „Hendrick Goltzius & Pia Fries: Proteus & Polymorphia“, Bestandskatalog der Kupferstiche von Hendrick Goltzius im Museum Kurhaus Kleve, bearb. v. Valentina Vlašić, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (8. Oktober 2017 – 11. Februar 2018), Kleve 2017, S. 125, Abb. S. 124, Nr. III.26
- Kat. d. Ausst. „Der Niederrhein. Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen“, Städtisches Museum Haus Koekkoek (4. April – 30. Mai 1993), bearb. v. Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve 1993
- Hendrick Goltzius und Pia Fries: Proteus und Polymorphia, Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, 01.10.2017 - 28.01.2018
Blattmaß 423 x 306 mm
Beschriftung: Vt Phoebus nitido … / … sinit esse nefas. (bez. unter dem Bild am Rand mit zwei Distichen)
die Götter in der klassischen Mythologie
die Geschichte der Venus (Aphrodite)
Liebespaar
Beziehungen zwischen den Geschlechtern
Angerhausen, Robert
Ausstellung Der Niederrhein, Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen (1993 : Kleve, Kreis Kleve)
Goltzius, Hendrick