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Zeichner*in (Ausführung): Joseph Beuys (1921–1986)

Historischer Titel: Ohne Titel (Christusfigur)

Alternativer Titel: Zeichnung von Wellen oder Blütenkelchen (?), einer Blätterzeichnung, womöglich von Hanns Lamers (verso abgebildet)

Datierung: um 1950 (Herstellung)

Museum: Museum Kurhaus Kleve

Typ: Kunstwerk

Gattung: Graphik

Inventar Nr.: 1991-VI-VII

Beschreibung

DAS LEIDEN AM KREUZ: „Ich habe auch Kreuze gemacht, die das goti­sche Element bewusst betonen, und welche, die ganz bewusst den romani­schen Ausdruck repetieren. Später habe ich mich davon befreit und versucht, das nur von den Kräften her neu zu fassen“, sagte Joseph Beuys 1970. Das Kreuz taucht im Werk des Klevers immer wieder auf – bis hin zum Braun­kreuz.
In frühen Arbeiten ist es oft genug reduziert auf den Gekreuzigten selbst: Die kleine Zeichnung (um 1950) aus der Sammlung des Klever Museums etwa zeigt eine Christusfigur mit ausgezehrtem Körper und zu einem Gabel­kreuz ausgestreckten Armen. Sie füllt die linke Hälfte des Blattes, der Arm streckt sich zur Diagonalen ins obere rechte Eck. Es ist der leidende, von Gott verlassene Erlöser am Kreuz, mit geneigtem Kopf die Pein kaum ertra­gend. Die Rippen springen aus dem ausgemergelten Körper hervor, strähnig das Haar, schmerzverzerrt-leidend die Gesichtszüge, geschlossen die Augen.
In der kleinen Zeichnung zeigt sich Christus im Todeskampf, im Augen­blick des Zweifels. Noch ist der Heiland nicht der Erlöser, sondern der schwache Mensch, der aber auserkoren ist, die Schwelle des Todes zu über­schreiten, dabei zugleich den Tod zu überwinden und in eine bessere Zu­kunft zu weisen.
„[…] du musst erst deinen Glauben verlieren, so wie Chri­stus für einen Augenblick seinen Glauben verloren hat, als er am Kreuz war. Das heißt, der Mensch muss diesen Vorgang der Kreuzigung, der vollen Inkarnation in die Stoffeswelt durch den Materialismus hinduch, selbst auch erleiden. Er muss selbst sterben, er muss völlig verlassen sein von Gott […]. Erst wenn nichts mehr ist, entdeckt der Mensch in der Ich-Erkenntnis die christliche Substanz und nimmt ganz real wahr“, sagte Beuys in einem lnterview mit Friedhelm Mennekes über sein Bemühen, das Christliche in ein Bild zu fassen. Rechts neben der Christusfigur auf dem oben und unten abgerissenen sowie rechts und links ungleichmäßig beschnittenen Blatt ist zart ein Kruzifix skizziert in der Form, wie Beuys sie um 1950 schuf: der Gekreuzigte an einem imaginären Balkenwerk. Die Zeichnungen entstan­den, wie Franz Joseph von der Grinten es treffend beschreibt, „auf kurzem direktem Wege […]. Sie durchlaufen keine harmonisierende Instanz, die sie dem auf Schönheit gerichteten Blick angenehm machen würden“. Und trotz­dem – oder gerade deswegen – sind Beuys’ Zeichnungen so spannend und fesselnd.

Literatur
  • Kat. d. Ausst. „Joseph Beuys – Gruß an Kleve“, bearb. v. Guido de Werd, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung (21. April – 9. Juni 1991), Kleve 1991, Nr. 14
  • Kat. d. Ausst. „Joseph Beuys und das Mittelalter“, hrsg. v. Hiltrud Westermann-Angerhausen in Zusammenarbeit mit Dagmar Täube, erschienen aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Museum Schnütgen, Köln (24. Januar – 27. April 1997), Ostfildern-Ruit 1997, Nr. 20
  • Kersting, Rita: „Für Kleve gewonnen 1987–1992“, mit einem Vorwort von Paul Kratz und einem Beitrag von Guido de Werd, hrsg. v. den Freunden des Städtischen Museums Haus Koekkoek Kleve e.V., Kleve 1992, Nr. 19
  • Kat. d. Ausst. „52 Werke aus der Sammlung des 20. Jahrhunderts“, bearb. v. Guido de Werd, Roland Mönig und Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der Eröffnung des Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung am 18. April 1997, Kleve 1997, Nr. 6
  • Auswahl- / Bestandskatalog „Mein Rasierspiegel – Von Holthuys bis Beuys“, hrsg. v. Guido de Werd im Auftrag des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Abschiedsausstellung des scheidenden Gründungsdirektors Guido de Werd im Museum Kurhaus Kleve (9. September 2012 – 13. Januar 2013), Kleve 2012, S. 293, Abb. S. 247, Nr. 2.3
  • Kat. d. Ausst. „Joseph Beuys – Werklinien“, bearb. v. Valentina Vlašić, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Ausstellung im Museum Kurhaus Kleve (1. Mai – 4. September 2016), Kleve 2016, S. 274, Abb. S. 189, Nr. 30
Ausstellungen
  • Joseph Beuys. Frühe Jahre 1947-1955, Domschatzkammer, Köln, Köln, 24.03.2022 - 24.07.2022
  • Joseph Beuys. Werklinien, Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, 01.05.2016 - 04.09.2016
Material/Technik:
Bleistift auf Papier
Maße:
Blattmaß 19 x 12,5 cm
Passepartoutmaße 620 x 480 mm
Rahmenmaß 63 x 50 x 3 cm
Signatur/Beschriftung:
Signatur: Beuys (bez. o.r.)
Signatur: JB (bez. u.r.)
Andere: Blätterzeichnung (verso bez., vermutlich von Hanns Lamers)
Geographischer Bezug:
Kleve (Standort)
Status:
Depot
Creditline:
Museum Kurhaus Kleve – Dauerleihgabe des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V.; Schenkung der Sparkasse Kleve
Copyright:
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Kontakt:
Bei Fragen, Anregungen oder Informationen zu diesem Objekt schreiben Sie bitte eine E-Mail mit diesem Weblink an sammlung [​at​] mkk.art.