
Radierer*in (Ausführung): Romeijn de Hooghe (1645–1708)
Beschreibender Titel: Ansicht von Prinzenhof und Lustgarten in Kleve
Datierung: 1685 (Entwurf), nach 1705 (Herstellung)
Museum: Museum Kurhaus Kleve
Typ: Kunstwerk
Gattung: Graphik
Inventar Nr.: 2007-I-I
Die prachtvolle Suite von drei Panoramaansichten und acht kleineren Ansichten des Prinzenhofes, die ähnlich wie die Blätter Abraham Begheyns zu einer Tafel montiert werden sollten, stammt von dem Stecher und Verleger Romeijn de Hooghe und ist in zwei Zuständen bekannt. Ein diesen beiden zugrunde liegender erster Zustand (um 1685) muss vorausgesetzt werden. Es ist anzunehmen, dass Romeijn de Hooghe den Zyklus entweder zu Ehren des klevischen Statthalters Johann Moritz plante, ihn aber vor dessen Tod 1679 nicht mehr vollenden konnte, oder dass Arnold von Wachtendonck und seine Frau Theodora von Wendt (s. Monogramm im „Großen Parterre“ auf Blatt 5), die nach dem Tod des Johann Moritz 1679 den Prinzenhof erworben hatten, ihn dazu beauftragten. Der mittlere Zustand (wohl um 1697) (2) trägt noch das Wappen der Familie von Wachtendonck, die auf Schloss Middachten saß; alle Bezeichnungen sind auf Schloss Middachten und die IJssel umgewandelt. Der letzte Zustand (nach 1705) (3) hat wieder den Titel Kleve mit Wappen und Widmung an König Friedrich 1. in Preußen. Im Jahre 1705 wurde der Prinzenhof von den klevischen Ständen dem preußischen König geschenkt.
Die Ausfalttafel stellt eine Kombination der beiden Zustände dar: die großen Ansichten der zentralen Achse entstammen dem 3. Zustand (mit Beschriftungen auf Kleve), die kleinen Ansichten entstammen dem 2. Zustand (mit Beschriftung auf Middachten).
Das Mittelfeld zeigt in schräger Aufsicht einen Einblick in den Platz vor dem Prinzenhof und seine Bauten: links vom Hauptgebäude der Küchentrakt, rechts die Stallungen. Im Hintergrund erstreckt sich entlang des Kermisdals auf der rechten Seite der Lustgarten, dahinter schließt sich die um 1690 erbaute Konradsburg des Johann Konrad Freiherr von Strünckede an. Auf der gegenüberliegenden Seite des Kermisdals ist das Freudental zu sehen, wo Johann Moritz seinen ersten Park anlegen ließ.
Dem Panoramablick auf die Dörfer der Niederung oben, schließt sich unten die Gesamtansicht von Prinzenhof, Lustgarten und der kunstvollen Terrassengestaltung des Kermisdalufers an, im Hintergrund Stiftskirche und Wingertturm. Die kleinen Detailansichten zeigen den reizvollen barocken Lustgarten: der Terrassengarten (rechts der Eingang zum Grabgewölbe, das sich Johann Moritz 1656 anlegen ließ) (1), der sogenannte „Große Stern“ (2), die Südwand (3), die Orangerie mit der Galerie der Kaiserbüsten, der Wintergarten und das Teehaus im Hintergrund (4), das sogenannte „Große Parterre“ vor dem Prinzenhof mit Wappen und Monogramm der Familie Wachtendonck-Wendt aus Buchsbaum (5), der Vorhof des Prinzenhofs mit Küchen- und Wirtschaftstrakt (6), die Nordwestecke des Lustgartens mit Nassauer Tor, Teehaus und Wintergarten (7), der Blick auf die Terrassen am Kermisdahl und den Prinzenhof von Süden (8).
1664 hatte der Große Kurfürst seinem Statthalter Johann Moritz das Gelände am Kermisdahl zum Geschenk gemacht, wo dieser sich nach Modernisierung der Schwanenburg seit 1671 eine Residenz, nach Plänen von Maurits Post (1645-1677) und Daniel Dopff (1655-1718), errichtete. Wie bei des Statthalters Haager Stadtschloss, dem Mauritshuis, fügte sich ein mit Architekturen, Skulpturen und kunstvollem Baumverschnitt gezierter Garten an, der bereits seit 1664 angelegt worden war.
Mit den Klever Stiftsherren führte Johann Moritz einen Streit und nötigte sie zuzulassen, dass er einen Verbindungsweg zur Nassauer Allee und zu seinem Landhaus Freudenberg über deren Stiftsimmunität baute. In einer Nacht- und Nebelaktion riss er zu diesem Zwecke die Lateinschule ab.
- Kat. d. Ausst. „Soweit der Erdkreis reicht – Johann Moritz von Nassau-Siegen 1604–1679“, bearb. u. hrsg. v. Guido de Werd aus Anlass der Ausstellung im Städtischen Museum Haus Koekkoek Kleve (20. September – 11. November 1979), Kleve 1979, S. 127-142, 408-413, Abb. S. 178, 225-226, 409 - 413, Nr. G 29 - G 39
- Gorissen, Friedrich: Conspectus Cliviae. Eine rheinische Residenzstadt in der niederländischen Kunst des siebzehnten Jahrhunderts, hrsg. mit Unterstützung des Landschaftsverbands Rheinland, Kleve 1964, Abb. Nr. 103, Nr. 97-106
- Auswahl- / Bestandskatalog „Mein Rasierspiegel – Von Holthuys bis Beuys“, hrsg. v. Guido de Werd im Auftrag des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Abschiedsausstellung des scheidenden Gründungsdirektors Guido de Werd im Museum Kurhaus Kleve (9. September 2012 – 13. Januar 2013), Kleve 2012, S. 396, Abb. S. 378f, Nr. 4.28
- Kat. d. Ausst. „Der Niederrhein. Zeichnungen, Druckgraphik und Bücher aus der Sammlung Robert Angerhausen“, Städtisches Museum Haus Koekkoek (4. April – 30. Mai 1993), bearb. v. Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Städtischen Museum Haus Koekkoek, Kleve 1993, S. 214, Abb. S. 216ff, Nr. H 28
- Kunst des Mittelalters und des Barock rund um den Katharina von Kleve-Saal im Gebäudeteil Friedrich-Wilhelm-Bad, Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, 09.09.2021
Blattmaß 220 x 265 mm
Stadtansicht; Landschaft mit von Menschen errichteten Anlagen
Handlungen der Engel (im Himmel)
Wappenschild, heraldisches Symbol
Profanarchitektur; Gebäude; Wohnräume
der Mensch (allgemein)
Tiere
öffentliche Gärten, Park
spazieren
Museum Kurhaus Kleve. Ewald-Mataré-Sammlung