Der bei Pieter Barbiers, einem anerkannten Landschaftsmaler in Amsterdam, geschulte Hendrik van Cranenburgh gilt mit seiner Hinwendung zur Natur, verstanden als Lehrmeisterin und Erneuerin der Kunst, als ein Vorläufer der romantischen Landschaftsmalerei. Der Künstler, der 1782 eine Stelle als Bankbeamter in Amsterdam annahm, beschäftigte sich in seinem Werk vor allem mit dem Kopieren nach alten Meistern. Als er 1832 in Amsterdam starb, hinterließ er eine ansehnliche Sammlung von Gemälden und Zeichnungen holländischer Künstler.
1782 unternahm Hendrik van Cranenburgh mit Freunden eine Reise durch das Gelderland, Westfalen und an den Niederrhein, auf der diese Skizzenbücher entstanden. Sie sind gefüllt mit für einen Land· schaftsmaler charakteristischen Motiven: Waldpartien, Baumstudien, Bauernhäusern, Wassermühlen, landwirtschaftlichem Gerät sowie einigen Panoramaausblicken. Es handelt sich meist um Detailzeichnungen, die später im Atelier für Gemälde verwendet werden sollten. Einige Blätter zeigen Architekturmotive und Städteansichten. Die Reiseroute hielt der Künstler auf der letzten Seite des größeren Skizzenbuches am 12. August 1782 fest. Nach dem Besuch des Gelderlandes und des Münsterlandes waren die Stationen am Niederrhein Isselburg, Anholt, Praest, Emmerich, Hoch· und Niederelten, Kleve, Zyfflich, Persingen und Nimwegen. Durch das Gelderland zog die Reisegesellschaft wieder zurück Richtung Amsterdam. Nur einige der besuchten Orte sind auf den Zeichnungen wiederzuerkennen. Das größere Skizzenbuch (a) enthält eine Ansicht der Burg Vischering (Blatt 4), das Rathaus und die Lambertikirche in Coesfeld (Blatt 7), die Rheinfront der Martinikirche in Emmerich (Blatt 37, s. obere Abb.), eine Ansicht der Stadt Arnheim (Blatt 44) und einen Panoramablick auf das Arnheimer Umland (Blatt 45). Im kleineren Album (b) sind eine Ansicht des Drogenapsturmes in Zutphen (Blatt 5), die Ruinen der Kirche in Ammerzoden (Blatt 7-9), die Walburgiskirche in Arnheim (Blatt 10), ein Münsteraner Stadthaus (Blatt 25), das Dorf Niederelten (Blatt 53, s. untere Abb.) und die Burg Davensberg bei Lüdinghausen (Blatt 72) zu finden.
Ein weiteres Skizzenbuch, das wahrscheinlich ebenfalls von dieser Reise stammt, wurde im November 1990 bei Christie’s in Amsterdam verkauft. Es enthält unter anderem Ansichten von Oudekerk bei Amsterdam, Eist, Elten und Antwerpen. In diesem Büchlein erwähnt Cranenburgh in einer Reisenotiz, dass er Zeichnungen nach den Bildern der Landschaftsmaler Johannes Jansson (Ambon/Indonesien 1729-1784 Leiden) und Daniel Dupré (Amsterdam 1752-1817 ebda.) kopiert hat.