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Künstler*in: Staatliche Keramische Fachschule, Bunzlau

Lebensdaten:

Anzahl Werke: 1

Biographie

Die Eröffnung der Königlichen Keramischen Fachschule erfolgte im Jahre 1897. Unter der Leitung von Dr. Wilhelm Pukall von der Königlichen Porzellan Manufaktur – KPM – aus Berlin und später von Eduard Berdel begann man die künftigen Töpfer sowohl im Bereich der Technologie als auch der Kunst und der Ästhetik zu unterrichten. Die Konkurrenz für das Bunzlauer Braunzeug aus dem Bereich der neu entstehenden Steinzeugwerke war gewaltig. Die handwerklich orientierten Betriebe der Bunzlauer Region konnten da nicht mithalten. Dem musste fürs Überleben der Betriebe etwas entgegengesetzt werden. Es gab zwar einige größere Betriebe, die auch schon soviel exportierten, dass sie seit den achtziger Jahren, wie es vorgeschrieben war, die Produkte mit Markenstempeln versahen wie H. Reinhold oder die Töperei Werner. Aber die moderne Entwicklung des Glasurenauftrags und der neuen Formen. wie sie von Westeuropa auch Deutschland ergriffen hatte, war in Bunzlau noch nicht angekommen. Die althergebrachte Töpferscheibe wich der Gusstechnik. Es erschienen neuartige, oft avantgardemäßige Formen, Techniken und Dekormuster. Außer der veredelten Lehmglasur mit Vergoldungen wurde mit ausdrucksvollen Laufglasuren, Kristall- und Lüsterglasuren, mit Galvanisierungen, Glasurintarsien, Malereien mit dem Aerographen (Malhorn) und mit Mattglasuren experimentiert. Bald darauf kam die Aufspritztechnik mit Malhorn und Schablone zur Anwendung. Mit dem Pinsel trug man geometrische und abstrakte Muster auf. Zu der Zeit signierten immer mehr Töpferwerkstätten ihre Erzeugnisse mit einem in den Boden gepressten Zeichen oder Stempel. Hugo Reinhold spielte eine wichtige Rolle bei der Umsetzung von Projekten der Keramische Fachschule in Bunzlau.

1897 – 1918 | Königliche Keramische Fachschule | Leitung: Dr. Wilhelm Pukall
1922 – 1944 | Staatliche Keramische Fachschule | Leitung: Eduard Berdel


Mehrere Bunzlauer Hersteller nahmen die Zusammenarbeit mit der Keramikschule auf. Sie nutzten nicht nur die erarbeiteten Formen und Muster, sie machten sich auch das Wissen und die Erfahrung der Lehrkräfte zu nutzen. Diese Werkstätten entwickelten sich rasch. Ihre auf vielen Ausstellungen, Messen und Wettbewerben gezeigten und ausgezeichneten Erzeugnisse wurden zu exklusiver Ware, die man in der ganzen Welt schätzte. Oft waren es kurze Produktionsserien oder Einzelstücke der Künstler, echte Kunstwerke. Indem die Erzeugnisse aus den Werkstätten von Robert Burdack, Hugo und Ernst Reinhold, Julius Paul & Sohn, Carl und Edwin Werner die handwerkliche Tradition mit den modernen Grundsätzen für Schönheit und Funktionalität verbanden, wurden sie zu einer besonderen „Visitenkarte“ Bunzlaus als einem bedeutenden Zentrum der Keramikherstellung.
1901 übernahm der preussische Staat die Finanzierung der Fachschule, die bis zum Zusammenbruch der Monarchie 1918 die Bezeichnung Königliche Keramische Fachschule Bunzlau führte und sich danach Staatliche Keramische Fachschule Bunzlau nannte.

Nach der Inflation 1922 machte die Keramik wieder eine Krise durch. Das wenige Geld der Käufer wollte diese nun nicht für Tonwaren ausgeben. Der Geruch der Armut hing noch immer an diesem Geschirr. Es wurde nach neuen Methoden der Industrialiesierung der Herstellung gesucht. Die Technik des „Scharffeuer-Email“, bei dem Glasur und der Tonbrei miteinander verschmolz wurde nun entwickelt. Einen besonderen Innovationsschub bekam die Schule durch die Übernahme des Lehrauftrags von Prof. Arthur Hennig.Durch seine langjährige Tätigkeit in der keramischen Industrie brachte Hennig fundierte keramisch-technische Erfahrungen und die Kenntnis der Abläufe und An- forderungen des industriellen Fertigungsprozesses in den Unterricht ein. Andererseits konnte er den Schülern aufgrund seiner intensiven Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Malerei die Bekanntschaft mit modernen Kunstströmungen und die Möglichkeiten ihrer Umsetzung in die Keramik vermitteln.
Da Hennig der Dekorierung von Keramik keinen eigenständigen Wert beimaß, sondern Dekor lediglich als Mittel ansah, die Form zu unterstreichen, hatte die Be- schäftigung mit der formalen Gestaltung in seinem Unterricht eine zentrale Bedeu- tung. Eine weitere innovative und impulsgebende Leistung Hennigs als Fachschullehrer stellt die Entwicklung eines neuen Dekorkonzeptes mittels der Spritztechnik dar. Bei der Spritzdekortechnik wurde mit dem Aerographen, einer durch Preßluft wirksamen Spritzpistole, die flüssige Glasurfarbe entweder frei mit weichen Übergängen oder durch die Auflage von Schablonen in Muster gelenkt auf die Keramik gesprüht; diese zwei Methoden ließen sich effektvoll kombinieren. Das Verfahren war Mitte der zwanziger Jahre keineswegs neu und wurde auch in anderen Bereichen, vor allem in der Maler- und Anstreicherbranche, häufig für künstlerische Dekorationen verwendet. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts fand die Spritzerei Anwendung in deutschen keramischen Betrieben, auch mit der Abdeckung durch Schablonen wurden bereits Anfang des 20. Jahrhunderts Versuche angestellt.183 Schablonen für keramische Formen wurden vorwiegend aus Staniol, Zinkblech oder Bleiblech geschnitten; es wurde aber auch mit leichter anzupassenden Exemplaren aus Gips oder imprägniertem Papier gearbeitet.