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Künstler*in: Villeroy & Boch Werk Torgau

Lebensdaten:

Anzahl Werke: 19

Biographie

Die Steingutfabrik Torgau gehörte als Zweigwerk zur Firma Villeroy & Boch. Sie wurde in den Jahren 1926/27 auf Anweisung des damaligen Generaldirektors Luitwin von Boch-Galhau senior errichtet. Dazu wurden Gebäude und Grundstück des stillgelegten Eisenhüttenwerks
Das Betriebsgelände wurde 1936 durch Ankauf erweitert.

Die Steingutfabrik Torgau wurde seit ihrem Aufbau der Villeroy & Boch Keramische Werke AG angegliedert, die dieses Werk von der Firma Villeroy & Boch Kommanditgesellschaft Mettlach gepachtet hatte. 1935, mit der Rückgliederung des Saarlandes, wurde der Pachtvertrag aufgelöst und das Werk unter Leitung der Kommanditgesellschaft betrieben.

Die Fabrik wurde 1927 mit einer Belegschaft von ca. 300 Beschäftigten und einer Leistung von ca. 1200 to im Jahr in Betrieb genommen. Sie wurde modern eingerichtet und die Produktion stieg stetig an. 1930 wurden 2 neue Tunnelöfen aufgebaut und damit eine Produktionssteigerung erreicht. Der Tunnelofen entsprach dem neuesten Stand der Technik und arbeitete weitaus effektiver als der bisher gebräuchliche Rundofen. 1938 beschäftigte die Fabrik schon ca. 1100 Arbeiter mit einer Leistung von ca. 9000 to im Jahr.

Der Betrieb stellte sanitärkeramische Erzeugnisse (Waschbecken, Toiletten) und gebrauchskeramische Erzeugnisse (Teller, Tassen etc.) her. Die Produkte wurden im Inland abgesetzt, aber auch in großem Maße ins Ausland exportiert. Zu den wichtigsten Exportländern zählten Dänemark, Norwegen, Schweden und Rumänien. Außerdem wurden geringere Posten auch in viele andere europäische Länder exportiert. Vor Kriegsausbruch wurden auch Erzeugnisse der Steingutfabrik Torgau nach Amerika, Afrika und Asien geliefert. Diese Lieferungen wurden bis 1940 eingestellt.
Der Betrieb stellte bis Herbst 1941 seine Erzeugnisse auf der Leipziger Messe im Grassi-Museum aus.

Mit Kriegsbeginn wurden in Torgau von den 1160 zu dieser Zeit beschäftigten Gefolgschaftsmitgliedern 500 abgezogen, einesteils zum Heeresdienst und zum anderen Teil zum Einsatz in kriegswichtigen Industrien. Das hatte eine Produktionssenkung auf 65% zur Folge. Der Betrieb wurde auch später oft zu Aushebungen herangezogen. Die Beschaffung von Arbeitskräften wurde zum Hauptproblem. Es kam zum Einsatz von Kriegsgefangenen und Arbeitskräften aus dem Gefängnis. Im Oktober 1940 betrug der Arbeiterbestand an französischen Kriegsgefangenen, deutschen Militärgefangenen und Zivilgefangenen etwa 250 Personen. Die französischen Kriegsgefangenen waren auf einem außerhalb des Fabrikgeländes gelegenen Grundstück der Fabrik in besonderen Baracken untergebracht und standen unter Aufsicht. Die anderen Gefangenen waren nur während der Arbeitszeit in der Fabrik und wurden von Wachmannschaften beaufsichtigt. Später kommt es auch zum Einsatz von russischen Kriegsgefangenen und Ostarbeitern.

rsichert, die Feuer- und Haftpflichtversicherung lief beim Gerling-Konzern.

Durch Fliegerangriffe wurde der Betrieb nicht betroffen

Am 14. April 1945, bei Räumung der Stadt Torgau, wird die Fabrik stillgelegt. Die Produktionseinrichtungen wurden durch die Kampfhandlungen nicht in Mitleidenschaft gezogen, dafür aber die Büroräume verwüstet und geplündert. Am 14. Mai erteilte die sowjetische Militärkommandantur die Genehmigung für die Wiederinbetriebsetzung der Fabrik. Die ehemalige Arbeiter begannen mit Aufräumungsarbeiten und der Vorbereitung zur Wiederaufnahme einer Produktion. D. Trotz Schwierigkeiten bei der Beschaffung der Rohstoffe und dem Transport wurden monatlich 141 to Erzeugnisse hergestellt. Vom September 1945 bis November 1945 wurde der Betrieb von der sowjetischen Besatzungsmacht zu 75% demontiert. Die Produktion musste abermals stillgelegt werden, da die Arbeiter die Demontagearbeiten durchführen mussten. Das Werk in Dresden wurde zu 100% demontiert. Nach der Demontage wurde mit dem einen verbliebenen Tunnelofen eine kleine Produktion von 20 to monatlich aufgenommen, die bis Februar 1946 auf 73 to gesteigert werden konnte. Hauptsächlich wurden sanitäre Erzeugnisse für Reparationsleistungen hergestellt.

Gemäß Anordnung 311 vom 21. April 1946 der Sowjetischen Militäradministration wurde die Steingutfabrik Torgau in die Verfügungsgewalt der Provinz Sachsen übernommen, also enteignet. Nach wiederholtem Einspruch des Generaldirektors Luitwin von Boch-Galhau und weil man keine faschistische Belastung der Kapitalseigner nachweisen konnte, wurde die Enteignung im August 1946 rückgängig gemacht. Dem vorausgegangen war auch ein Schreiben des Betriebsrates mit der Bitte um Rückgängigmachung der Enteignung. Im März 1948 wurde die Fabrik dann endgültig enteignet, obwohl starke Beteiligung an ausländischem Kapital vorhanden war. Der Betrieb wurde der Vereinigung
volkseigener Betriebe - Land Sachsen - Kaolin, Glas, Keramik unterstellt.

In der Zeit zwischen Aufhebung der ersten Enteignung und der endgültigen Enteignung wurde der Betrieb aus Firmenmitteln wiederaufgebaut und
beträchtliche finanzielle Unterstützungen an das Werk Dresden, welches nach
vollständiger Demontage unter dem neuen kommunistischen Fabrikdirektor Beyer
wiederaufgebaut wurde, geleistet.

Quelle: Internet Staatsarchiv Leipzig

Der VEB Steingutwerk Torgau stellte Steingut für den Haushalt, Sanitärkeramik und Tonwaren her, sowohl für den Binnenmarkt als auch für den Export.
Es wurden wie in anderen verstaatlichten keramischen Betrieben auch, z.T. die alten Modelle aus den 20er und 30er Jahren weiter benutzt.
Hauptberufe waren Former und Keramdekorierer.
1990 übernahm Villeroy & Boch das Werk von der Treuhandanstalt. Seitdem hat Villeroy & Boch zwei Produktionsstandorte in Deutschland, das Stammwerk in Merzig und das Werk in Torgau.