%
Menu
  • Sortierung
    • × Name
    • × Geburtsjahr
    • × Anzahl Werke

Künstler*in: Gertrud Kraut

Lebensdaten:

Anzahl Werke: 15

Biographie

Gertrud Kraut absolvierte anfangs den typischen Lebenslauf einer Tochter aus gutem Bürgertum: Zunächst Höhere Töchterschule in Hannover und Pensionat in Bad honnef. Dann erfolgte ab 1909 eine Ausbildung an der Debschitz-Schule in München. Einer der „Arbeitgeber“ für die Schule war Hermann Bahlsen, der für seine H. Bahlsens Keks-Fabrik in Hannover regelmäßig Aufträge an die Münchner Bildungseinrichtung und Keramische Werkstätte vergab. Um 1912/1913 gewann Gertrud Kraut, die die Keramikklasse der Debschitz-Schule leitete, einen von Bahlsen ausgelobten Wettbewerb. Als ihr Schulleiter 1914 dann die Leitung der Städtischen Kunstgewerbe- und Handwerkschule in Hannover übernahm, zog Kraut ebenfalls nach Hannover, wo sie sich als selbständige Kunstgewerblerin niederließ.

Nach dem Ersten Weltkrieg gründete Gertrud Kraut im Jahr 1919 ihre erste eigene Keramikwerkstatt im Töpferdorf Duingen. Im dortigen Töpfereimuseum gab es in den letzten Jahren mehrere Ausstellungen zu ihren Arbeiten.
Dort stellten die Töpfer nach Krauts Entwürfen Zierkeramik her, wie beispielsweise Vasen, Dosen und Kleinplastiken, die Kraut anschließend auf kunsthandwerklichen Ausstellungen verkaufte.

Um 1920 hatte Gertrud Kraut in Hannover im Elternhaus der späteren Keramikerin Hedwig Bollhagen die 13-Jährige und andere Kinder in Zeichnen, Basteln und Kunstbetrachtung unterrichtet. Bollhagen besuchte anschließend Gertrud Kraut in Duingen, um ihrem Vorbild dort beim Arbeiten „über die Schulter zu schauen“ – und sollte ab 1926 eine von „Töpfermutter“ Krauts bekanntesten Schülerinnen werden.
Nach etwa zwei Jahren erfolgreichen Arbeitens verlegte Gertrud Kraut ihre Werkstatt 1922 nach Hameln. Die Zusammenarbeit mit Rawitscher gestaltete sich schwierig und so gründete sie in Hameln Ende 1925 eine eigene Werkstatt, in der ihre Entwürfe mit GK gezeichnet wurden.
Geschäftsführer war Dr. Georg Rawirtscher, dessen Frau Anni eigene Entwürfe beisteuerte. Das Unternehmen vergrößerte sich später und übernahm Fertigungsmethoden der Industrie. Es wurde insbesondere durch ihr qualitätvolles wie auch fortschrittliches Design bekannt und bis 1966 fortgeführt. Klaus Delius und seine Frau Hildegard waren die späteren Motoren des Betriebes.
Noch über das Jahr1935 hinaus fertigte allerdings Gertrud Kraut weiter künstlerische Entwürfe für die Hamelner Töpferei an, so dass ihre Entwürfe sich durchaus hinter der „D“ - Kennzeichnung der Hamelner Töpferei verbergen können.
1931 verlegt Gertrud Kraut ihre Werkstatt wegen finanzieller Schwierigkeiten nach Hannover und gibt mit ihrem Umzug ins evangelische Damenstift Wülfinghausen (1933) ihre Produktion auf. Sie hält Vorträge und schreibt über die Geschichte der Fayence, organisiert kunsthandwerkliche Verkaufsausstellungen in Hannover bis weit in die 50er Jahre hinein.
Ihr Urteil über die in dieser Sammlung vertretene dekorierte Industriekeramik (Spritzdekor) war vernichtend: Steingut könnte eigentlich recht hübsch sein, ist aber fast immer scheußlich. ( Zitiert nach Dieter Högermann, Der Trödler Heft 1/2010 S.12)