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Künstler*in: Fachschule Höhr-Grenzhausen

Lebensdaten:

Anzahl Werke: 2

Biographie

Das Kannenbäckerland hat eine Keramiktradition, die bis weit ins Mittelalter hineinreicht. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es bereits größere Betriebe, die industrielle Fertigungen machten, aber die Produkte waren z. g. T. Einmachtöpfe, Pfeifen und Flaschen für Selterswasser. Die aufwändigen Schmucktechniken der Renaissance z.B. waren fast verloren gegangen, die Produktion war künstlerisch nicht sehr ausgeprägt. Und die Massenware war von anderen Materialien wie Glas bedroht. Den Verantwortlichen im Herzogtum Nassau war das durchaus bewusst und die Vorbilder der Böhmischen Industrie, die viel weiter fortgeschritten war, auch durch ihre Keramikfachschulen in Teplitz und Znaim, geben den Ausschlag etwas Ähnliches auch hier zu versuchen.
1879 wurde eine Schule zunächst als Provisorium gegründet. Es dauert lange, ehe sie sich, vor allem wegen des Widerstandes der einheimischen Töpfer, die die Schüler und Absolventen eher als Konkurrenten sahen, etablieren konnte. Erst nach der Verstaatlichung der Schule um die Jahrhundertwende gelang das bis heute.
Die künstlerische Seite wurde etabliert. Barlach war zeitweilig dort als Lehrer tätig. Gleichzeitig hatten etliche der Großbetriebe erkannt, dass nur eine künstlerische und formale Modernisierung ihnen ein kontinuierliches Gedeihen bringen würde. Viele Jugendstilkünstler machten Entwürfe für diese Firmen. Paul Wynand war einer von ihnen. Er wurde der Nachfolger von Barlach. Für die Glasuren unterrichtete Eduard Berdel, der von der KPM Berlin kam. Alfred Kamp, ebenfalls gleichzeitig Entwerfer für Westerwälder Firmen, war gleichfalls Lehrer dort. Nach dem 1. WK wurde Berdel vom preußischen Staat zum Leiter der Bunzlauer Fachschule bestellt. Dem Nachfolger Bollenbach gelang es nicht, die Schule weiter zu entwickeln. Bei den Ausstellungen der zeitgenössischen Keramik, z.B. in Berlin 1927 „Lehrer und Schülerarbeiten“, war die Moderne in Gestalt der Art Deco Gestaltung der Oberflächen durchaus im Trend, aber die Gefäßformen zeigten sehr starkes Beharrungsvermögen und waren oft bei den traditionellen handwerklichen Formen geblieben. Im Vergleich mit den anderen Ausbildungsstätten konnte Höhr durchaus mithalten, vor allem was die Ausbildung im Labor betraf, wie Hedwig Bollhagen, eine der damaligen Schüler*innen mehrfach betonte. In den 20 er Jahren waren etliche später bekannte Keramiker*innen an der Schule wie z.B. Marguerite Friedländer-Wildenhain.
In den dreißiger Jahren allerdings war das Motto für die Gestaltung der Keramik wie auch in den anderen Bereichen künstlerischer Tätigkeit : „Das Übermoderne vermeiden“, wie der zuständige Ministerialrat Peters bei einem Besuch in Höhr verkündete. (Schöne, S. 100)
Heute ist die Schule einer der Standorte von der Hochschule Koblenz.