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Künstler*in: Hermann Gretsch

Lebensdaten: 1895–1950

Anzahl Werke: 17

Biographie

Hermann Gretsch war einer der führenden Designer im Deutschland der Vorkriegszeit. Er studierte Architektur u.a. bei dem bekannten Architekten Paul Schmitthenner und machte anschließend auch in Stuttgart eine Ausbildung zum Keramiker an der dortigen Kunstgewerbeschule. Nach seinem Abschluss arbeitete er bis 1930 als Gewerbelehrer und danach
im Landesgewerbeamt Stuttgart. Zur selben Zeit fing er mit der Tätigkeit für die Porzellanfabrik Arzberg an, für die er bis zu seinem Tode als künstlerischer Leiter wirkte. Für diese entwarf er sein berühmtes Geschirr „1382“, das ganz dem Bauhausgedanken folgt. Dieses Geschirr wird in unzähligen Varianten bis heute hergestellt. Weiter war er tätig für die Porzellanfabrik Schönwald mit einem Dauerbrenner des Hotelgeschirrs „Form 98“ und für den Besteckfabrikanten Hugo Pott, aber auch für Villeroy & Boch.
Gretsch kümmerte sich um die kleinsten Details bei seinen Entwürfen:
Er hat meist Teller herstellen lassen, die für die damalige Zeit eine verhältnismäßige schmale Fahne hatten. Dafür hatten diese einen breiten Randwulst: „Häufig hat die Fahne zur Verstärkung außen einen kleinen, erhabenen Rand, damit die Teller nicht so leicht beschädigt werden. Diese Verstärkung hat außerdem den Vorzug, dass die Bemalung auf der Fahne, sofern sie nicht auf dem Wulstrand liegt, beim Übereinanderschieben der Teller gegen mechanische Beschädigungen geschützt ist“ .
Schrieb er in seinem immer noch lesenswerten Büchlein. : „Hausrat, der zu uns passt“ Bd. Stuttgart 1940, Seite
Als eifriger Nationalsozialist der ersten Stunde übernahm er die Leitung des gleichgeschalteten Deutschen Werkbundes, der natürlich vorher von „politisch unzuverlässigen oder rassisch fragwürdigen Elementen“ gesäubert worden war. Bei der Abstimmung über die Geichschaltung stimmten nur Gropius und Wagenfeld dagegen.
Seine Entwürfe waren den nationalsozialistischen Machthabern willkommen, obwohl sie deutliche Bezüge zum verhassten Bauhaus aufweisen. Diese Zwiespältigkeit der Entwerfer gab es durchaus mehrfach. Dass die Wirkung des Bauhauses in Deutschland ab 1933 total abriss, kann man heute als widerlegt ansehen. Der spätere Emigrant, der Graphiker Herbert Bayer z. B., in den USA neben Gropius DIE Verkörperung der Bauhausidee, entwarf für NS Veranstaltungen noch Vignetten und Plakate, bis er Deutschland dann doch verließ.
Zeitgleich wurde Gretsch zum Direktor der Stuttgarter Kunstgewerbeschule ernannt und 1941 zum stellvertretenden Direktor der Staatlichen Akademie der bildenden Künste Stuttgart. 1942 wurde er Mitglied in der Akademie für Wohnungswesen und im Reichsausschuss für kulturelle Werksgestaltung im Handwerk. Gretsch konnte sich dem neuen Regime so bruchlos andienen, weil seine gestalterischen Ideen den allmählich etablierten Geschmacksvorstellungen der Nationalsozialisten keineswegs zuwiderliefen. Auch beruflich konnte er seine Position in Schönwald und Arzberg ausbauen: 1943 wurde er in den Aufsichtsrat des Kahla-Konzerns gewählt.Der erste Bundespräsident Theodor Heuss, der nach dem Kriege auch zeitweise Geschäftsführer des Deutschen Werkbundes wurde, schwiemelte in einer Abhandlung über Theodor Gretsch 1941:
„Gretsch, 1985 in Augsburg geboren, einer alten Radolfzeller Handwerkerfamilie entstammend, zeigt in seinem Entwicklungsgang das Polare der schwäbischen Art: trotzigen Eigenwillen und unbefangen zugreifendes Versuchen, nüchtern abschätzenden Realismus und selbstgewissen Wagemut. Als der Soldat aus dem Weltkrieg heimgekehrt war, ließ er den Plan auf die Akademie zu gehen, fallen ging also auf die Baukunst los aber daneben fing die Graphik an, die Arbeit in der keramischen Abteilung der Kunstgewerbeschule – die endete schließlich, Dokument der Notjahre, im Arbeiterverhältnis einer ländlichen Ziegelei! Es war eine harte, aber eine gute Schule ………
In den keramischen Arbeiten für Villeroy und Boch, für Arzberg und Schönwald hat diese Erfahrung ihre Reife und ihren Niederschlag gefunden. Aber Naturell, bewusste Lebensgestaltung und berufliche Pflicht ließen Gretsch zum Spezialisten werden.“
Nach 1945 wurde er aus den stattlichen Ämtern entlassen, hielt das bis an sein Lebensende für eine ungerechte Entscheidung. In seinen Geschirrentwürfen für die Steuler Keramik, hier in der Sammlung vertreten, schloss er 1948 nahtlos an seine funktionalen einfachen Entwürfe der Vorkriegszeit an.