Restaurierung des „Heiligen Hieronymus“ (um 1510) von Joos van Cleve

Das Museum Kurhaus Kleve verfügt über eine bedeutende Sammlung mittelalterlicher Kunst, die seit der Eröffnung des Erweiterungsbaus, des sogenannten „Friedrich-Wilhelm-Bads“, 2012 erstmals in vollem Umfang präsentiert werden kann. In diesem Zusammenhang musste dringend ein Gemälde des frühen 16. Jahrhunderts restauriert und ausstellungsfähig gemacht werden, das unter diesen Exponaten eine wichtige Rolle einnimmt:

Es handelt sich um ein Gemälde in Öl auf Holz des „Heiligen Hieronymus“ um 1510 aus der Schule des Joos van Cleve (geboren am Niederrhein um 1485/1490 – 1540/1541 Antwerpen). Das 38,3 x 29,2 cm große und überaus erlesene Bildnis zeigt eine Darstellung des Kirchenvaters in einer bekannten, auf Albrecht Dürer zurückgehenden Komposition. Der greise Heilige ist in einem enggefassten Brustbild zu sehen, den Kopf melancholisch sinnierend mit der rechten Hand aufgestützt, in Meditation vertieft. Umgeben von mehreren Vanitas-Motiven (wie der Uhr, dem Spruchband und der abgebrannten Kerze) streift der Zeigefinger seiner linken über einen gekippten Totenschädel, dem Sinnbild für die Vergänglichkeit schlechthin.

Joos van Cleve war ein bedeutender Maler und Porträtist seiner Zeit. Er war Schüler und Mitarbeiter des Jan Joest in Kalkar, dem Maler der Flügel des Kalkarer Hochaltars. Bereits in jungen Jahren ging Joos van Cleve nach Antwerpen und begründete dort die wichtigste Malerwerkstatt der ersten Jahrhunderthälfte. Er schuf zahlreiche Altarbilder. Seine Werke waren bis nach Danzig, Genua und Köln gefragt. Sein Werk wurde erst 2011 umfassend in der Ausstellung „Leonardo des Nordens – Joos van Cleve“ im Suermondt-Ludwig-Museum in Aachen vorgestellt. Das Museum Kurhaus Kleve konnte das Gemälde aus seiner Schule 2011 mithilfe seines Freundeskreises für die Sammlung mittelalterlicher Kunst erwerben. Durch die Hilfe der Kulturstiftung der Länder konnte 2015 eine dringend benötigte Restaurierung angegangen werden.

Die fachkundige Restaurierung übernahm Frau Dipl.-Rest. Marita Schlüter aus Everswinkel. Um das qualitätsvolle Gemälde wieder ausstellungsfähig zu machen, führte sie primär eine „Entrestaurierung“ durch, d.h. eine Rückführung aller späterer Maßnahmen. Vorrangig war dabei die Festigung loser und gefährdeter Malschicht und der zerfressenen Holzsubstanz. Erst danach konnte sie die späteren Retuschen behutsam entfernen und die freigelegten Malschichtränder ebenfalls festigen.

Weiterhin führte sie die Firnisabnahme zu Ende, d.h. sie legte die gesamte originale Substanz frei. Das Gemälde wurde dadurch klarer und heller.

In diesem Zustand führte sie auch eine Infrarot-Untersuchung durch, bei der sie Fotos von der Unterzeichnung erstellt hat. Dies war dem Museum besonders im Hinblick auf die künstlerische Zuschreibung hilfreich. Anschließend führte sie eine Kittung und Retusche der Fehlstellen mit reversiblen Materialien sowie ein neuer Abschlussfirnis durch. Obligatorisch erstellte sie zum Schluss eine schriftliche und fotografische Dokumentation der Untersuchungen und Arbeitsschritte mit genauer Angabe der verwendeten Materialien.