Imposante Frauenbüste von Achilles Moortgat (1881–1957) aus dem Vermächtnis von Karl-Heinz Schayen, Kleve

Im Oktober 2022 erhielt das Museum Kurhaus Kleve aus dem Vermächtnis von Herrn Karl-Heinz Schayen (†2022) zu Kleve eine imposante Frauenbüste des in Kleve in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ansässigen Bildhauers Achilles Moortgat (1881–1957). Sie stammt aus der Familie des Schenkers Karl-Heinz Schayen und zeigt dessen Großmutter, Frau Wilhelmine Lamers (geborene Kaldenhoff, †1934). In Auftrag gegeben wurde die Skulptur durch ihren Ehemann, Herrn August Lamers. Von den Kindern der beiden, Annemarie und Hans Lamers, existiert eine weitere Büste von Achilles Moortgat in Berliner Privatbesitz. 

Achilles Moortgat gehörte zu einer der führenden Künstlerpersönlichkeiten der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Kleve. 1881 in St. Gillis-bij-Dendermonde geboren, studierte Moortgat an der St.-Lukas-Schule in Gent und an der Akademie der schönen Künste in Antwerpen. 1904 erhielt er als Auszeichnung die „Primus-Medaille“, 1909 den „Prix-de-Rome“. 1911 holte ihn der Klever Künstler Gerd Brüx (1875–1944) nach Kleve, um sein Atelier zu leiten, bis er sich nach dem Ersten Weltkrieg schließlich selbständig machte. 

1936 fungierte Achilles Moortgat als einer der Mitbegründer der klevischen Künstlergilde „Profil“, an deren Jahresausstellungen er auch mehrere Jahre mitwirkte. 1937 war Moortgat mit einer Skulptur bei der Großen Deutschen Kunstausstellung in München vertreten, wonach Adolf Hitler diese für seine Kunstsammlung erwarb – wie es der Klever Heimatkalender für das Jahr 1938 berichtete. Moortgat hatte sich den kulturellen Verhältnissen in Deutschland angepasst und war in die Reichskulturkammer eingetreten. Noch im Ersten Weltkrieg hatte er darum bangen müssen, als Ausländer ohne Arbeit interniert zu werden (da das Atelier von Gerd Brüx durch die Einberufung der dort beschäftigten Bildhauer zwischenzeitlich schließen musste). Der damalige Dechant der Klever Stiftskirche, Gerhard Sprenger, hatte sich bei der Polizei persönlich für Moortgat eingesetzt, so dass dieser unbeschadet in Kleve bleiben durfte.

Während des Zweiten Weltkriegs blieb Moortgat mit seiner Ehefrau Louise Mommens und der 1915 geborenen Tochter Mia in Kleve. Bei dem verheerenden Luftangriff auf Kleve im Oktober 1944 wurde sein Wohnhaus und Atelier an der Gruftstraße in Kleve völlig zerstört. Er wurde mit seiner Familie erst nach Grieth in Kalkar evakuiert, danach in ein Lager in Bedburg Hau interniert. Dadurch ergriff er im Alter von 64 Jahren die Gelegenheit, nach Flandern zurückzukehren, wo er jedoch nicht mehr an frühere Erfolge anknüpfen konnte. Am 9. Dezember 1957 verstarb Achilles Moortgat in Baasrode.

Achilles Moortgat bleibt sowohl als klassischer Bildhauer wie auch als Maler in Erinnerung, der während seiner 44 Jahre am Niederrhein die klevische Kunstszene prägte und beeinflusste. Dort baute er u.a. die sogenannte Schule von Dendermonde auf, eine flämisch-postimpressionistische Strömung, deren Pinselführung breit und Farbgebung dunkel war und mit Lichtkontrasten experimentierte. Er war sowohl als Porträtist wie auch als Maler beliebter Städte wie Brügge und Gent sowie Motive längs der Schelde bekannt. Später folgten Bilder von Kleve und Umgebung sowie Blicke auf den Rhein. Für das Museum Kurhaus Kleve gilt es, seine kunsthistorische Stellung – auch anhand der neuen hier vorliegenden Arbeit – aus heutiger Sicht zu untersuchen und ihn in einen zeitgemäßen Kontext mit den Künstler*innen der damaligen Zeit zu setzen.