Schöne kleine Schenkung „Souvenir de Cleve“ für die Kunstgewerbesammlung: Böhmisches Trinkglas (um 1900) mit Motiv des Amphitheaters

Das schöne kleine Trinkglas „Souvenir de Cleve“ mit einer geschliffenen Ansicht des Amphitheaters wurde dem Museum Kurhaus Kleve im April 2023 durch Anneliese Vater aus Baesweiler geschenkt, aus deren langjährigen Familienbesitz es stammt. Es wurde 1934 von der Schwester der Mutter von Anneliese Vater, Frau Helene Dorothea Schatborn (geborene Langerfeld), direkt vor Ort in Kleve erworben, als diese mit ihrem Ehemann Willem Schatborn auf Durchreise in Kleve war und vor Ort in den Klever Gärten Halt machte. Die dem Objektphoto beigefügten Originalphotos zeugen von dem Besuch der beiden in den Klever Gartenanlagen. 

Das schöne kleine Trinkglas ergänzt die bereits in der Sammlung vorhandene Auswahl an „Souvenir de Cleve“-Objekten vortrefflich und wird bei der nächsten entsprechenden Präsentation aufgenommen werden.

Der Kurort „Bad Cleve“ war unter gut betuchten Langzeitgästen ein wohlbekannter Begriff, der sich vornehmlich aus den Bemühungen zweier idealistischer Männer heraus entwickelt hatte: von Dr. Johann Heinrich Schütte Ende des 18. Jahrhunderts, der mineralhaltiges Wasser am Springenberg entdeckt und dieses für einen ersten Kurbetrieb verwertet hatte, und rund fünfzig Jahre später von Dr. Wilhelm Arntz. 

Arntz errichtete Mitte des 19. Jahrhunderts unter dem Wohlwollen des Königs Friedrich Wilhelm IV. das sogenannte „Friedrich-Wilhelm-Bad“ und – fünfundzwanzig Jahre später – das sogenannte „Badhotel“ mit den Wandelhallen – die drei Gebäudeteile also, aus denen heute das Museum Kurhaus Kleve besteht. 

Kurz vor der Jahrhundertwende um 1900 prosperierte „Bad Cleve“ nochmals ordentlich, das pro Jahr von bis zu 15.000 Tagesausflügler*innen – vornehmlich aus den Niederlanden – frequentiert wurde und somit einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor für die Stadt darstellte, bis ihm der Ausbruch des Ersten Weltkriegs ein endgültiges Ende setzte. 

Bis dahin florierte „Bad Cleve“, wodurch sich auch „Souvenir de Cleve“-Artikel mit Kleve-Motiven entwickelten. Seit der Bieder­meierzeit liebten Bad Cleve-Reisende böhmische Gläser mit Ansichten des be­suchten Kurortes, die sie als Mitbringsel und Andenken für die Vitrine zu Hause erwarben. 

Die Produkte und Gläser, die zuweilen eine einfarbige Lasur erhiel­ten, wurden von den Produzent*innen bereits fertig eingekauft und anschließend mit Gra­vuren, kopiert nach zeitgenössischen Stahlstichen oder Lithographien (in Kleve z.B. nach Ansichten von Joseph Constantin Wilhelm Jellé), versehen. 

In Größe und Gestalt variierten die Gläser, es gab eine breite Produktpalette. Dekor und Ausführung ver­raten jedoch, daß es sich schon um reihenweise vor­gefertigte Stücke handelte. In deutschen Bade­städten wurden die böhmischen Gläser meist in Souvenir-Boutiquen verkauft. 

Diese Art von Glasproduktion blühte besonders in der Mitte des 19. Jahrhunderts auf. Böhmische Gläser aus Bad Cleve sind heute eine Seltenheit, denn im Vergleich zu den berühmten Bädern von Karlsbad, Baden-Baden oder Spa blieb Kleve als kleinere Badestadt stets ein „Geheimtipp“.