Besonderes aus der Sammlung: Keramikobjekt des Monats Mai 2021

Die neue Sammlungswebsite des Museum Kurhaus Kleve ist seit kurzem online abrufbar. Aus dem Bereich der Keramik soll in regelmäßigen Abständen ein Objekt vorgestellt werden. Im Monat Mai 2021 steht ein Teller aus der Keramikfabrik Velten von Harkorth im Fokus, eines Unternehmers, der sich in den 1920er Jahren bemühte, junge Talente für seine Produktion zu sichern. So arbeitete bei ihm u.a. Ursula Fesca, die später die Produkte der Steingutfabrik Elsterwerda bestimmte und über mehrere Jahrzehnte die Produktionspalette von Wächtersbach entwickelte.

Der hier vorgestellte Teller stammt jedoch von einer anderen bekannten Keramikerin, Hedwig Bollhagen. An diesem Teller, der noch aus der Zeit stammt, als sie ihre Wanderschaft durch die Keramiklandschaft der bedeutenden Werkstätten in Deutschland (u.a. bei Kalscheuer in Frechen, Karlsruher Majolika und W. Kagel sen. in Garmisch-Partenkirchen) noch gar nicht begonnen hatte. Ihre Ausbildung an der Kunstakademie Kassel und in einer nahegelegenen Töpferei sowie an der Keramischen Fachschule in Höhr hatte sie allerdings schon hinter sich, als sie 1927 von Harkorth als Leiterin der Malabteilung und als Entwerferin eingestellt wurde.

Er enthält schon alles, was sie in den langen Jahren ihrer Tätigkeit in Marwitz auszeichnete: u.a. äußerste Präzision bei der geometrischen Handmalerei auf kleinster Fläche. Die radiale Aufteilung der kleinen Fläche (nur 18 cm Durchmesser) in Achtel ermöglicht es ihr, in den Parallelen zum Innenkreis und zu den Teilungslinien Verdichtungen durch die schwarzen parallelen Linien in fast jedem Segment anders auszuführen.

Das zweite gestalterische Element ist die weinrote Flächigkeit, die je nach Ansatz dominant und zurückhaltend beginnend, als Kontrapunkt zur schwarzen Linienführung eingesetzt wird. Der Gegensatz zwischen den alternierenden weinroten Kleinflächen in der Mitte des Tellers sowie am äußerstem Rand und die zeichenhafte schwarze Stichführung bestimmt das Erscheinungsbild dieses einfachen Tellers. Diese einfache Strukturierung zum einfachen Produkt blieb Zeit ihres Lebens ihr Markenzeichen und macht ihre Arbeiten so unverwechselbar. Grundlage für ihre Dekoration ist eine graue Engobe auf einem dunkelrotem Scherben. Dieses Dekor (F 322) ist ebenso auf der Unterseite verzeichnet wie die blaue Lilie, das Fabrikzeichen und ein blaues HB als ihre Signatur.

Das Dekor ist ein eher seltenes in Vordamm gewesen und wurde auch nicht wie andere an ihrer eigenen Produktionsstätte ein paar Jahre später in Marwitz wieder aufgenommen.

[Werner Steinecke]