Schöne kleine Schenkung aus Privatbesitz: Fernand Légers „Ausflug auf das Land“ von 1955

Eine schöne kleine Schenkung bereichert ab September 2022 die Sammlung des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. für das Museum Kurhaus Kleve: Aus Düsseldorfer Privatbesitz gelangte eine Originallithographie des französischen Malers und Graphikers Fernand Léger (1881–1955) nach Kleve, die in der Reihe „Derrière le miroir“ erschienen ist. 

Fernand Léger zählt heute zu den bedeutendsten französischen Maler*innen des 20. Jahrhunderts, der bestrebt war, eine für alle zugängliche Form der Kunst zu schaffen, wodurch seine Werke als Vorläufer der „Pop Art“ angesehen werden dürfen.

Die vorliegende Arbeit ist die letzte Fassung von drei Variationen zu einem Thema, mit dem Léger eine sozial-gesellschaftliche Neuigkeit feiert: in Frankreich wurde bezahlter Urlaub eingeführt. Selbstverständlich orientierte er sich dabei auch an Edouard Manet, dessen „Frühstück im Grünen“ von 1863 einen Skandal auslöste, weil sich darin vor allem eine nackte Frau inmitten einer Gruppe von bekleideten Männern in der Landschaft zeigte. 

Bei „La Partie de Campagne“ stellt Léger eine Szene im Freien dar, die ohne seine übliche Fragmentierung des Raums durch den analytischen Kubismus auskommt. Die konstruiert wirkende Landschaft ist das Gegenteil jedweden Naturalismus, der Einsatz von Farbe ist frei und mitunter willkürlich. Die Szenerie ist rechts von einem japanisch anmutenden Baum abgeschlossen und mit diversen Zeichen versetzt. 

Die Graphik ist in der Künstler*innen-Edition „Derrière le miroir“ (oder kurz „DLM“) erschienen (Ausgabe Nr. 121-122; veröffentlicht im Jahr 1960), die von dem französischen Verlegerpaar Maeght in den Jahren 1946 bis 1982 herausgegeben wurde. Ein Hauptbestandteil der meisten Hefte war eine Originalgraphik (Lithographien, Radierungen, Serigraphien oder Holzschnitte), die meistens in der Druckerei von Fernand Mourlot gedruckt wurde. 

Mit insgesamt 201 Ausgaben mit Werken bekannter Künstler*innen wie Marc Chagall, Joan Miró, Georges Braque, Pablo Picasso und vieler mehr stellt „Derrière le miroir“ heute ein wichtiges Zeitdokument zur bildenden Kunst der Nachkriegszeit dar. Die meisten Graphiken sind auch jeweils in den Werkverzeichnissen der entsprechenden Künstler*innen zu finden, wodurch die Blätter bis heute begehrte Sammlerstücke sind.

Léger und Maeght verband eine gemeinsame Geschichte. Im Mai 1949 fand in der Galerie Maeght in Paris die Ausstellung „Abstrakte Kunst“ statt, die von Andry-Farcy, dem Kurator des Musée de Grenoble, und Michel Seuphor organisiert wurde und die Zusammenarbeit zwischen Fernand Léger und Aimé Maeght einleitete. Auf Empfehlung von Léger besuchten Aimé Maeght und seine Frau Marguerite die Vereinigten Staaten, um ihre Trauer über den Tod ihres jüngsten Sohnes Bernard zu überwinden. Nachdem sie mehrere amerikanische Stiftungen – u.a. Barnes, Philips, Guggenheim – besucht hatten, beschlossen sie, etwas zu schaffen, an dem sie ihre Sammlung zusammenbringen und mit Künstler*innen-Freunden zusammenarbeiten und Ideen diskutieren konnten.