Resultat der großen Jan Baegert-Retrospektive 2024: 4 originale Kunstwerke bereichern ab sofort die Klever Sammlung!

Ein höchst erfreuliches Resultat der großen Altmeister-Ausstellung „Schönheit & Verzückung. Jan Baegert und die Malerei des Mittelalters“ (24.03. – 23.06.2024) ist, dass ab sofort vier weitere originale Kunstwerke von Jan Baegert die Klever Sammlung bereichern und als Dauerleihgaben vor Ort bleiben. Drei dieser vier Arbeiten künftig unabhängig voneinander zu zeigen, würde auch keinerlei Sinn machen – das hat die Klever Ausstellung deutlich gemacht. Denn die Arbeiten bildeten ursprünglich große zusammenhängende Tafelgemälde des Jan Baegert, die kurz nach 1500 entstanden sind und vermutlich kurz nach 1800 zersägt wurden. 

Sie müssen großartig gewesen sein und das Œuvre des Jan Baegert (um 1465–nach 1535) zu Lebzeiten unter seinen Mitmenschen gefestigt haben: der vermutlich über 4 Meter breite Kreuzigungs- oder Passionsaltar sowie der wahrscheinlich 2,5 Meter breite Marienaltar. Heute sind von diesen Meisterwerken leider nur noch Fragmente vorhanden: Vom Kreuzigungs- oder Passionsaltar konnten in der Klever Ausstellung erstmals überhaupt 9 Fragmente aus 6 Museen zusammengeführt werden, vom Marienaltar 4 Fragmente aus 3 Museen. 

Vom Kreuzigungs- oder Passionsaltar bleiben künftig die drei Fragmente links oben zusammen, die den Reiterzug aus Jerusalem zeigen (im Eigentum des Museums für Kunst und Kulturgeschichte Dortmund), die Kreuztragung Christi, begleitet von der Heiligen Veronika mit dem Schweißtuch und der Würfelszene (im Eigentum des Badischen Landesmuseums Karlsruhe), sowie Maria Muttergottes, die von Johannes und Maria Salomé gehalten wird (im Eigentum der Klever Sammlung).

Diese drei Fragmente wurden kurz nach 1800 auf absurde Weise voneinander getrennt: die Zerteilungen gingen direkt durch Personen und architektonische Details. Das Hinterteil eines gelbrot gekleideten Soldaten ist auf dem Fragment in Dortmund zu sehen, während sein Kopf und ein ausgestrecktes Bein nach Karlsruhe ragen; ein blauweiß gekleideter Soldat steht mit seiner linken Körperhälfte in Karlsruhe, während seine rechte in Kleve zu sehen ist; usw. Ein Berg im Hintergrund der Szenerie beginnt in Kleve und geht nach Karlsruhe über, die Stadtmauer Jerusalems ragt von Karlsruhe rüber nach Dortmund usw. 

Noch absurder mutet die Zerteilung der Fragmente des Marienaltars an: auf dem Klever Fragment sind kniende Männer an einer Bettkante zu sehen, die für Besucher*innen i.d.R. alleine nicht zu identifizieren sind. Erst zusammen mit dem Fragment aus Karlsruhe erschließt sich die Szenerie, denn die Bettkante geht in die im Bett sitzende Maria über, die dort kurz vor ihrem Tod erscheint. Ohne das Karlsruher Fragment ist das Klever Fragment nicht zu begreifen – und umgekehrt. 

Die beiden Museen – das Museum für Kunst und Kulturgeschichte in Dortmund und das Badische Landesmuseum in Kalsruhe – stimmten der Dauerleihanfrage aus Kleve umgehend zu, da sie die gemeinsame Präsentation in diesem plausiblen Kontext ebenfalls als völlig überzeugend erachteten. Die Werke sollen künftig gemeinsam ausgestellt werden. Zum gegebeben Zeitpunkt sollen sie auch in Rotation in den beiden anderen Museen gezeigt werden. So schließt sich der Kreis und zumindest drei ehemals zusammengehörige Teile können endlich wieder dauerhaft gemeinsam präsentiert werden – so, wie sie vom Künstler ursprünglich angedacht gewesen sind. 

Eine vierte Arbeit bleibt ebenfalls als Dauerleihgabe in Kleve, die Christus am Kreuz mit Heiligen und Stifter zeigt. Sie ist in mehrfacher Hinsicht wichtig für die Klever Sammlung, da sie nicht nur ein Frühwerk aus dem Schaffen des Künstlers ist, sondern auch aus Jan Baegerts Geburtsstadt Wesel stammt. Sie wird dem Klever Museum als Dauerleihgabe des Städtischen Museums in Wesel überreicht. Zudem ist im Hintergrund die Klever Schwanenburg zu sehen. Beim eingangs beschriebenen Kreuzigungs- oder Passionsaltar des Jan Baegert konnte bislang leider kein einziges Fragment des Gekreuzigten selbst wiederentdeckt und zugeschrieben werden – was ab sofort durch die Weseler Dauerleihgabe (zumindest in kleinerem Maßstab) kompensiert werden kann. 

[Valentina Vlašić]