Spektakuläre Erwerbung der spätgotischen Skulpturengruppe „Heilige Drei Könige“ (1530-35) von Henrik Douverman

Nach zwei Jahren intensiver Bemühungen glückte es 2018: Mit der Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens-Kunststiftung, des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, der Kunststiftung NRW, der Rudolf-August Oetker-Stiftung für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Denkmalpflege, der Provinzial Rheinland Versicherung AG, der Irene Zintzen-Stiftung und weiteren heimischen Zuschussgebern ist es dem Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. gelungen, die bedeutende spätgotische Skulpturengruppe „Heilige Drei Könige“ (um 1530-35) von Henrik Douverman für die Sammlung des Museum Kurhaus Kleve zu erwerben.

Es handelt sich um die spektakuläre Neuerwerbung einer kostbaren Rarität: Die jahrzehntelang unbekannte und erst durch eine Auktion 2005 in London für die Öffentlichkeit neu entdeckte Gruppe der „Heiligen Drei Könige“ gilt durch ihre herausragende künstlerische und handwerkliche Qualität als eines der Hauptwerke des spätgotischen niederrheinischen Bildhauers Henrik Douverman. Technisch virtuos dargestellt sind drei vollplastisch gearbeitete Figuren aus Eichenholz, die jeweils zwischen 81 und 85 Zentimetern hoch sind. Die drei Könige Caspar, Melchior und Balthasar verfügen über reich ausgestattete Gewänder und aufwändige Frisuren. Jeder König besitzt einen durch individuelle Gestik und Physiognomie getragenen expressiven Ausdruck. Der älteste der drei, Melchior, veranschaulicht mit seinem langen Bart, der Halbglatze und dem gealterten Antlitz sowohl das alte Europa als auch das Alter des Menschen. Gemäß der Überlieferung ist er der erste, der sich vor dem Jesuskind niederkniet und ihm sein Geschenk in der Form von Goldmünzen in einem Gefäß darreicht. Der mittlere König Caspar trägt ein modisches Barett, einen zweispitzigen Bart, ein mit Saumbändern geschmücktes, samt fallendes Wams und zeitgenössische Kuhmaulschuhe. Er repräsentiert den Kontinent Asien und das mittlere Alter des Mannes. Der jüngste der drei Könige, der sowohl Afrika als auch die Jugend darstellt, ist Balthasar, der am extravagantesten gekleidet ist. Von den Schultern bis zu den Oberschenkeln trägt er ein geschlitztes und gefüttertes Gewand in der Kleidermode der Renaissance, das durch einen hoch stehenden Kragen abgeschlossen ist und aufwändig gearbeitete Puffärmel besitzt. Durch ihre ausgeprägte Charakterisierung und ihren lebendigen Stil agieren diese besonderen „Heiligen Drei Könige“ wie Schauspieler miteinander, deren Auftritt vom Künstler geradezu theatralisch organisiert ist. Bei aller spätmittelalterlichen Verklärung und Entrückung besitzen sie in ihrem Auftreten etwas Modernes, Zeitloses, gar Epochenübergreifendes – wodurch sie als geradezu spektakuläre Neuerwerbung für das Klever Museum zu werten sind.

Der ab 1508 zunächst in Kleve, ab ca. 1517 bis 1543 in Kalkar tätige Bildschnitzer Henrik Douverman zählt zu den bedeutendsten Meistern der niederrheinischen Skulptur der Spätgotik in Deutschland. Sein „Sieben-Schmerzen-Altar“ in der Kirche St. Nicolai in Kalkar ist ein Höhepunkt europäischer Skulptur des Späten Mittelalters. Die in seiner Predella eingefasste Darstellung der „Wurzel Jesse“ im wild wuchernden Geäst genießt weltweite Bekanntheit. Neben Werken in Kalkar und Xanten gelten die Skulpturen des „Heiligen Christophorus“ im Museum Catharijneconvent, Utrecht, eine „Thronende Muttergottes“ im Musée de Cluny, Paris, eine „Heilige Ursula“ im Rijksmuseum, Amsterdam, und eine „Verkündigungsgruppe“ in Privatbesitz als seine Hauptwerke.

Die Skulpturengruppe der „Heiligen Drei Könige“ befindet sich schon seit über einem Jahrzehnt als Dauerleihgabe aus belgischem Privatbesitz im Museum Kurhaus Kleve. Nach dem Tod des Besitzers drohte 2016 der Verkauf der Dreikönigsgruppe auf dem internationalen Markt. Nur durch das Engagement des Klever Museumsvereins, bundesweiter Stiftungen und Unterstützer konnte die Gruppe nach zweijähriger intensiver Arbeit des Museumsteams für Kleve und die Öffentlichkeit gesichert werden. Die Neuerwerbung erweitert die Sammlung des Museum Kurhaus Kleve auf geradezu vorzügliche Weise, in der in den letzten Jahrzehnten ein hervorragender Überblick zur niederrheinischen Skulptur der Spätgotik und Renaissance aufgebaut worden ist.