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Bildhauer*in (Ausführung): Henrik Douverman (um 1480/1490–1543)

Beschreibender Titel: Balthasar, aus: Heilige Drei Könige

Datierung: 1530 - 1535 (Herstellung)

Museum: Museum Kurhaus Kleve

Typ: Kunstwerk

Gattung: Plastik / Skulptur

Inventar Nr.: 2018-X-I c

Beschreibung

Beschreibung und kunsthistorische Bedeutung

Die „Heiligen Drei Könige“ von Henrik Douverman stellen einen unvergleichlichen Höhepunkt niederrheinischer Bildschnitzkunst des Mittelalters dar. Die Skulpturen der Könige Caspar, Melchior und Balthasar sind jeweils zwischen 81 und 85 cm hoch und bestehen aus Eichenholz. Sie sind in kostbare Gewänder mit verspielten, raffinierten Details gekleidet und halten, aufbewahrt in aufwändig reliefierten Gefäßen, die Attribute Gold, Weihrauch und Myrrhe in Händen. Die Skulpturen befinden sich in einem hervorragend erhaltenen Zustand.

Durch die „Heiligen Drei Könige“ formuliert der niederrheinische Bildschnitzer Henrik Douverman ein großes Thema europäischer Kunst komplett neu und brillant, gelöst von jedweden Konventionen. Die drei Weisen aus dem Morgenland sind voller Pathos, Faible und Dramatik. Obwohl die Figuren vollrund angelegt sind, entwickeln sie für den Betrachter eine geradezu sogartige Wirkung von vorne. Durch ihre exaltierte Haltung und Gesten, durch ihre prachtvollen Frisuren und Bärte sowie durch ihre luxuriösen Gewänder locken sie den Betrachter geradezu obsessiv an, um ihm, mit sowohl vorsichtig aufgeklappten als auch offensiv geöffneten Gefäßen, ihre Devotionalien darzubieten. Auf geradezu unnachahmliche Weise verkörpern sie die Lust der Entfaltung weltlicher Pracht, die charakteristisch für das Werk von Henrik Douverman ist. Sie bestätigt ihn als einen Künstler, der bildhauerische Virtuosität besitzt und es versteht, sie opulent einzusetzen als auch vorzuführen.

Der älteste der drei Könige wird in Köln und am Niederrhein üblicherweise als „Melchior“ identifiziert. Sein Name ist hebräischen Ursprungs und bedeutet „König des Lichts“. Er ist an seinem langen Bart und an seiner Halbglatze zu erkennen. Nachdem, so die Überlieferung, der Stern von Bethlehem die drei Weisen zum Stall geführt hatte, kniete sich Melchior als erster der drei Könige vor dem Jesuskind nieder.
Bei Douverman ist er in einen langen Mantel mit einem breiten Kragen gehüllt, der sein Untergewand nahezu völlig verdeckt. Zwischen dem Mantel kommt sein in eine Strumpfhose gehülltes rechtes Bein zum Vorschein, das leicht gebeugt ist und dadurch die Absicht des Niederkniens veranschaulicht. Der andere Fuß kommt links hinten, unter dem Saum des Gewands, zum Vorschein. Melchior trägt einen langen Bart, der bis zur Mitte seiner Brust reicht und ein Zeichen seines hohen Alters ist. Seine halb geschlossenen Augen vermitteln den Eindruck, als ob er blind sei. Während die beiden anderen ihre Hutkrone noch auf dem Haupt tragen, hat Melchior in einer Geste der Ehrfurcht seine Kopfbedeckung bereits abgelegt. Zu seinen Füßen liegt eine klassische Krone, die sich bei näherer Betrachtung ebenso als Hut herausstellt, dem die Zacken der Krone bei einer nachträglichen Restaurierung hinzugefügt worden sind. In seiner linken Hand hält Melchior ein Gefäß, dessen Deckel er mit seiner rechten Hand vorsichtig aufklappt. Der Legende nach befindet sich in seinem Inneren Gold in Form von Münzen, die Innenseite wurde vom Bildhauer jedoch nicht ausgearbeitet, was auf einen erhöhten Aufstellungsort der Skulpturengruppe schließen lässt, bei der der Betrachter keine Möglichkeit hatte, in das Gefäß zu sehen.

Der mittlere der „Heiligen Drei Könige“ wird seit dem 15. Jahrhundert als „Caspar“ bezeichnet. Sein Name ist persischen Ursprungs und bedeutet „Schatzmeister“. Während Melchior für das „alte Europa“ steht, repräsentiert Caspar den Erdteil Asien. Im Kölner Erzbistum und in den rheinischen Niederlanden ist er der Mann, der altersmäßig zwischen dem Greis Melchior und dem Jüngling „Balthasar“ steht, wodurch er das beste Mannesalter verkörpert.
In seiner rechten Hand hält Caspar, als Geschenk für das neugeborene Jesuskind, ein Weihrauchfass, das dem Typus nach den im Rheinland vorkommenden Weihrauchfässern des frühes 16. Jahrhunderts entspricht. Caspar dreht sich frontal dem Betrachter zu, sein rechtes Bein ist das Standbein, das linke ist lässig nach außen gedreht. Er trägt modische Schuhe, die nur die Zehen und die Verse bedecken und als Kuhmaulschuhe bekannt sind. Auf dem Körper trägt er ein über die Knie fallendes Wams, das von seiner Taille in langen parallel verlaufenden Falten herabfällt und über der Brust durch zwei horizontale Saumbänder mit Schlitzen geschmückt ist. Am Hals besitzt sein Gewand einen umgeschlagenen V-Kragen mit punziertem Muster. Über die Schultern trägt der König einen bis auf den Boden herabfallenden langen Mantel, eine sogenannte Schaube, die einen breiten Kragen mit zwei Flossen und weite Ärmel, die den Blick auf die Hände frei geben, besitzt. Caspars Haupt, das von einem kokett diagonal getragenen modischen Barett bedeckt ist, ist leicht nach links gebeugt, sein Mund ist geöffnet und lässt den Blick auf seine Zähne frei. Sein Gesicht ist von üppigen Korkenzieherlocken umrahmt, der zur Brust laufende Bart ist eigenwillig in zwei Zöpfen geflochten.

Balthasar ist der jüngste der „Heiligen Drei Könige“. Er trägt keinen Bart, ist dafür aber am auffälligsten gekleidet. In seiner Kleidung findet die Neigung des Bildhauers, die Könige dem Geschmack der Zeit entsprechend in einer dekorativ-repräsentativen Tracht darzustellen, ihren großartigen Höhepunkt. Balthasars extravagante Kleidung korrespondiert mit seiner exotischen afrikanischen Herkunft, die ihm seit dem späten 14. Jahrhundert angedichtet wird. Seine Gesichtszüge, seine breiten Lippen und das kurze gekrauste Haupthaar weisen ihn auf einen afrikanischen dunkelhäutigen Ursprung hin aus.
In einer theatralischen Geste, unterstrichen durch einen direkten Blick mit leicht geöffnetem Mund, hebt er mit der rechten Hand den Deckel eines kostbaren Gefäßes ab, das er mit seiner linken, tief am anderen Ende seines Körpers befindlichen Hand festhält. Balthasar trägt ein eng anliegendes, geschlitztes Gewand, das von der Brust bis zu den Oberschenkeln reicht und – der Kleidermode der Renaissance und der sogenannten „Landsknechte“ entsprechend – zahlreich geschlitzt und gefüttert ist. Es öffnet sich vor der Brust und wird durch einen hoch stehenden Kragen abgeschlossen. Die aufwändig gearbeiteten geschlitzten Puffärmel bauschen sich zu den Händen hin immer prachtvoller auf. Unter dem Wams trägt der König ein feines Hemd mit Saum und Kragen, an den Beinen eine Strumpfhose, die an den Knien und am Spann des rechten Fußes Knautschfalten aufweist. Über dieses Gewand trägt Balthasar ein weites eingeschlagenes und wie eine Schärpe drapiertes Tuch, von dem ein Zipfel an seinem rechten Bein herabfällt. Damit dieser Zipfel nicht am Boden schleift, ist er durch einen Knoten eingekürzt – eines der einfachsten, aber auch schönsten Details dieser Skulpturengruppe. Auf Balthasars Haupt befindet sich ein flaches Barett, das – wie auch schon bei König Caspar – geschlitzt ist. Bei näherer Betrachtung weist es Ansatzstellen der abgebrochenen Zacken einer Hutkrone auf. Balthasars extravagante Kleidung findet sich in der Männermode in weiten Teilen Europas zwischen 1510 und 1530.

Henrik Douverman (um 1480/90-1543 Kalkar), der Schöpfer der beschriebenen Skulpturengruppe, gilt als bedeutendster Bildhauer der Spätgotik am Niederrhein. Mit seinem Namen und seinem Werk unabänderlich verbunden ist der Begriff der „Calcarer Schule“. Zu Douvermans Lebzeiten war es unüblich, Werke durch Künstler zu signieren, weshalb eingangs ausschließlich archivalische Quellen den Ausgangspunkt für die Auseinandersetzung mit seinem Werk bildeten. Seit den 1960er Jahren ist es der Forschung gelungen, sein Werk genauer zu umreißen und abzugrenzen. Dafür ausschlaggebend war einerseits die Auswertung der Quellen zu seiner Person und zu seinen Werken, andererseits die stilistische Analyse und die damit verbundene Abgrenzung zum Werk anderer zur selben Zeit in derselben Region arbeitender Bildhauer wie Henrik van Holt und Arnt van Tricht.
1515 ließ sich Henrik Douverman in Kalkar nieder, wo er 1517 eingebürgert wurde. 1518 erhielt er den Auftrag für den „Sieben-Schmerzen-Altar“, sein Hauptwerk, das 1522 vollendet und aufgestellt wurde. Er befindet sich heute in der Kirche St. Nicolai in Kalkar und stellt ein unvergleichliches Meisterstück niederrheinischer Skulptur dar. 1528 reparierte Douverman den „Marienleuchter“ in St. Nicolai. Kurz nach der Vollendung des „Sieben-Schmerzen-Altares“ entwarf er einen „Marienaltar“ für den Xantener Dom, bei dem er allerdings nur die Predella eigenhändig ausführte, der Altar hingegen von Henrik van Holt und Arnt van Tricht ausgeführt wurde.
Neben den Hauptwerken in den Kirchen von Kalkar und Xanten werden Douverman auch eine Reihe von Einzelbildwerken zugeschrieben. Erwähnenswert sind die Statue der „Heilige Maria Magdalena“ aus der ehemaligen Dominikanerkirche zu Kalkar, heute in St. Nicolai in Kalkar; eine Verkündigungsgruppe in Privatbesitz; eine „Heilige Ursula“ im Rijksmuseum zu Amsterdam und eine „Thronende Muttergottes“ im Musée National du Moyen Age, Thermes de Cluny, Paris.
Durch all diese Kunstwerke äußert sich eine sensible Künstlerpersönlichkeit, die die bildhauerische Virtuosität ebenso liebte wie die Detailfreude innerhalb der letzten Phase der Gotik. Henrik Douverman hat die spätgotische niederrheinische Bildschnitzkunst zu einem einzigartigen Höhenpunkt geführt. Nach ihm kam der Umbruch und die Reformation und die Renaissance veränderten um die Mitte des 16. Jahrhunderts die Verhältnisse am Niederrhein. Der letzte der großen Kalkarer Bildhauer, Arnt van Tricht, vollzog diese Veränderung und führte schließlich den Geist und die Sprache der aufkommenden Renaissance am Niederrhein ein.

Auf der Grundlage der modischen Details können die „Heiligen Drei Könige“ von Henrik Douverman in eine Zeit um 1530 bis 1535 eingeordnet werden. Die flachen Barette, die an vielen Stellen geschlitzten Kleidungsstücke und die Kuhmaulschuhe finden sich in der Malerei und Plastik dieser Jahre wieder. Eine Referenz findet sich in den Flügeln des „Xantener Hochaltares“, insbesondere in der 1534 datierten Szene des „Abschieds des Heiligen Viktor von Kaiser Maximilian“, die von Barthel Bruyn gemalt wurde. In dem Altarflügel, der geradezu als Tatsachenbericht über die Männermode dieser Jahre herangezogen werden kann, finden sich zahlreiche modische Details wieder.
Die Kleidung spiegelte im Mittelalter die Stände wider und diente der Unterscheidung der gesellschaftlichen Schichten. Bei allen malerischen als auch skulpturalen Darstellungen dieser Zeit waren die Heiligen Drei Könige stets als gehobene Personen erkennbar.

Die „Heiligen Drei Könige“ von Henrik Douverman besitzen, bei aller spätmittelalterlichen Verklärung und Entrücktheit, in ihrem Auftreten etwas Modernes, gar Zeitloses. Sie sind Figuren, die wie Schauspieler agieren, deren Auftritt vom Künstler geradezu theatralisch organisiert ist. Das ist eine Eigenart, die auch schon in Szenen des „Sieben-Schmerzen-Altares“ zu beobachten ist, bei den „Heiligen Drei Königen“ jedoch noch intensiviert wurde. Während bei Meister Arnt die Figuren ihre Beziehung untereinander durch Dialog, Blickkontakt und Gestik verstärken, haben die Figuren bei Douverman immer alle einen Auftritt für sich.

Für die Zuschreibung an Henrik Douverman können eine ganze Reihe von Argumenten angeführt werden. Der Aufbau der Figuren, die reichen Gewänder mit den zahlreichen Details, die Gesichter mit ihren stolzen, expressiven als auch individuellen Ausdrücken, die Form der Haare und der z.T. geflochtenen Bärte und vor allem die ungleichmäßige Behandlung der Holzoberfläche sind Charakteristika der Arbeitsweise von Henrik Douverman. Vergleichend kann auf zahlreiche Stellen des 1518-22 entstandenen „Sieben-Schmerzen-Altares“ verwiesen werden: Der schlafende Jesse in der Predella des Altares wirkt wie ein älterer Bruder des Königs Caspar, ebenso wie die Figuren um Jesse in der Predella des Xantener „Marienaltares“. Übereinstimmungen gibt es auch zwischen dem Faltenwurf des weit hängenden Mantels des Königs Melchior mit dem Mantel einer monumentalen Statue des „Heiligen Christophorus“ im Catharijnenconvent in Utrecht.

Die „Heiligen Drei Könige“ müssen aus einem Kontext stammen, zu dem in jedem Fall zumindest noch eine thronende Muttergottesfigur gehört hat, ohne die die Szene der Anbetung nicht komplett gewesen wäre. Unter Umständen hätte auch noch eine Figur eines Heiligen Josef dazu gehören können, der vielfach als Zeuge des Geschehens der Anbetungsszene aufgeführt wurde. Rogier van der Weyden berücksichtigte ihn im „Dreikönigsaltar“ für St. Kolumba, aber auch Meister Arnt in einem Altarfragment mit den „Heiligen Drei Königen“ (Museum Schnütgen, Köln).
Die Figurengruppe der „Heiligen Drei Könige“ von Douverman war aller Wahrscheinlichkeit nach in einem Altarschrein aufgestellt oder, als zweite mögliche Variante, an den Pfeilern einer Kirche platziert. Ein Beispiel dafür bilden die 1555 entstandenen „Heiligen Drei Könige“ von Arnt van Tricht im Dom zu Xanten, die jedoch als Bestandteil der Kirchenarchitektur, zusammen mit den dazugehörigen Sockeln und Baldachinen, aus Stein gearbeitet waren.

Dreikönigsanbetung

Im Rheinland herrscht eine jahrhundertealte Verehrung der „Heiligen Drei Könige“. Ihre Geschichte beginnt im Matthäusevangelium, in dem von „Magoi“ aus dem Osten die Rede war, die von einem Stern an die Krippe nach Bethlehem geführt wurden und dem neugeborenen Jesus die Geschenke Gold, Weihrauch und Myrrhe überbrachten:

„Als nun Jesus geboren war, zu Bethlehem im Lande Juda in den Tagen des König Herodes, da kamen Weise aus dem Morgenlande nach Jerusalem und sagten: ‘Wo ist der neugeborene König der Juden? Denn wir haben seinen Stern im Aufgehen gesehen und sind gekommen ihm zu huldigen’. Als der König Herodes das hörte, erschrak er und ganz Jerusalem mit ihm. Und er ließ alle Hohepriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und forschte sie aus, wo der Messias geboren werden solle. Sie sagten ihm: in Bethlehem im Lande Juda. Denn so steht geschrieben im Propheten: ‘Und du, Bethlehem, Land Judas, bist keineswegs die geringste unter den Fürstenstädten Judas, denn aus dir wird der Herrscher hervorgehen, der mein Volk Israel weiden wird.’ Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und horchte sie aus, wann ihnen der Stern erschienen sei. Dann schickte er sie nach Bethlehem und sagte: ‘Ziehet hin und forschet genau nach dem Kinde, und sobald ihr es gefunden habt, lasst es mich wissen, damit auch ich komme und ihm huldige.’ Nachdem sie den König angehört hatten, brachen sie auf. Und siehe, der Stern zog vor ihnen her, bis er ankam und stehen blieb über dem Ort, wo das Kind war. Als sie aber den Stern erblickten, hatten sie eine überaus große Freude. Sie traten in das Haus ein und schauten das Kind mit seiner Mutter Maria, fielen nieder und huldigten ihm. Dann öffneten sie ihre Schätze und brachten ihm Geschenke dar, Gold, Weihrauch und Myrrhe. Und da sie im Traum die Weisung empfingen, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.“

„Magoi“ wurde erst mit „Sternendeuter“, dann mit „Weisen“ oder „Magiern“ übersetzt. Schon im 3. Jahrhundert begann eine breite Legendenbildung. Aus der Zahl der Gaben wurde auf die Dreizahl der Schenker geschlossen. Die heute geläufigen Namen „Caspar“, „Melchior“ und „Balthasar“ bildeten sich im 6. Jahrhundert heraus. Auf einem Wandmosaik in San Apollinare Nuovo in Ravenna (Ende des 6. Jahrhunderts) sind bereits die Namen überliefert – Scs Caspar, Scs Melchior, Scs Balthasar –, jedoch noch nicht die Reihenfolge festgelegt. In Ravenna war Caspar, der vordere, der Greis; Melchior, der mittlere, der Jüngling; und Balthasar, der hintere, mit schwarzem Bart.
Angeblich entdeckte die Hl. Helena (†330), Mutter des römischen Kaisers Konstantin I., die Gebeine der Heiligen und brachte sie nach Konstantinopel. Der um 350 amtierende Bischof Eustorgius I., der aus Konstantinopel stammte und Ratgeber des Kaisers war, überführte die Reliquien schließlich nach Mailand, wo er sie in einer vor der Stadt gelegenen Kirche, vermutlich Sant’Eustorgio, bestattete. Die Gebeine wurden erst 1158 in der zeitgenössischen Chronik des Abtes Robert von Mont Saint-Michel wieder erwähnt, als sie – aus Furcht vor der drohenden Belagerung Mailands durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa – ins sichere Stadtinnere gebracht wurden. Sie lagerten im Campanile von San Giorgo al Palazzo, bis sie – nach der Eroberung Mailands durch Barbarossa, als Kriegsbeute – 1164 durch den Kölner Erzbischof Rainald von Dassel nach einer beschwerlichen 40-tägigen Reise durch die Lombardei, Burgund und das Rheinland nach Köln gebracht wurden, wo sie feierlich in den Alten Dom einzogen. Rainalds Nachfolger, Erzbischof Philipp von Heinsberg, ließ durch Nikolaus von Verdun einen prachtvollen Schrein erschaffen, in dem die Gebeine noch bis heute im Chor des Kölner Doms ruhen. Damit war der Grundstein gelegt für eine jahrhundertelange Verehrung der Dreikönigsreliquien sowie einen regelrechter Boom der Dreikönigsdarstellung. In den nachfolgenden Jahrhunderten konzentrierte sich die Verehrung der »Heiligen Drei Könige« vor allem auf Köln und die Stadt wurde neben Rom, Canterbury und Santiago de Compostela einer der vier bedeutendsten Pilgerorte der westlichen Welt. 1248 wurde mit dem Bau des gotischen Kölner Doms begonnen, dessen 1322 vollendete Chorhalle ein spektakuläres Gehäuse für den dort zentral aufgestellten Schrein der „Heiligen Drei Könige“ darstellt.

Die Darstellung der „Heiligen Drei Könige“ wird seit dem 13. Jahrhundert durch den sogenannten französischen Schauspieltypus geprägt. Entstanden ist dieser an den Tympanoi der französischen Kathedralen, an denen sich „Heiligen Drei Könige“ ehrfurchtvoll der thronenden Muttergottes mit dem Jesuskind nähern. Der vordere und älteste König kniet vor dem Jesuskind, der zweite weist auf den Stern und wendet sich oft dem dritten König zu. Dieser Typus blieb bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts gängig, als mit der damals sich entfaltenden Malerei eine neue einflussreiche Formel aufkam. In den „Très Riches Heures des Duc de Berry“ der Gebrüder van Limburg (1412-1416) wird die Darstellung in eine weite Landschaft verlegt und tragen die Könige erstmals Hutkronen. Die Mischform von Hut und Königskrone verstärkte den exotischen Charakter der Könige. Viel einflussreicher sollte der um 1455 von Rogier van der Weyden in Brüssel für St. Kolumba in Köln gemalte Dreikönigsaltar sein (heute Alte Pinakothek, München), der die Ikonographie des Themas in der spätmittelalterlichen kölnischen und niederrheinischen Kunst entscheidend prägte. Auf dieser Darstellung nehmen die drei Könige den größten Teil des Bildfeldes links von der Muttergottes ein. Van der Weyden lässt den ältesten König, Melchior, knien. Zärtlich berührt er die Füße und den Unterarm des Kindes. Josef, der rechts von der Muttergottes steht, hat sein Geschenk, ein Gefäß mit Gold, entgegen genommen und auf einem Hocker abgestellt. Melchior hat seine Hutkrone, eine Art persischen Turban, vor sich auf den Boden gelegt. Der zweite König, Caspar, hält den Hut zwischen seine Unterarme geklemmt, während er mit beiden Händen das Gefäß mit Weihrauch hält. Der jüngste König, Balthasar, in der linken Hand ein prunkvolles Gefäß mit Myrrhe haltend, nimmt in einem Begrüßungsgestus seinen Hut ab. Nach Rogier van der Weydens Darstellung ersetzten die Hutkronen in der kölnischen und niederrheinischen Kunst meistens die zuvor üblichen Kronen.

Einflüsse aus der flämischen Kunst sollten fast alle gemalten und bildhauerischen Darstellungen des Themas aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts und aus dem frühen 16. Jahrhundert prägen, unter anderem die Darstellung auf den Flügeln des Kalkarer Hochaltares, 1506-08 von Jan Joest von Kalkar gemalt. Auch das imposante Altarfragment mit der Anbetung der „Heiligen Drei Könige“ von Meister Arnt von Kalkar (um 1480) im Museum Schnütgen verrät den Einfluss südniederländischer Kunst. Meister Arnt hat das erstmals wieder von Rogier van der Weyden eingeführte Motiv eines Höhleneingangs (bei ihm vergittert) übernommen – ein Hinweis auf die frühchristlich-byzantinische Darstellung der Geburtsszene in einer „spelunca subterranes“ („Geburtshöhle“).
Um 1500 wurde das Thema nochmals erneuert, in der kölnischen und niederrheinischen Plastik entstanden erstmals freistehende Skulpturen der „Heiligen Drei Könige“. Zu diesem Typus zählt auch die hier besprochene Skulpturengruppe von Henrik Douverman.

Dadurch, dass die „Heiligen Drei Könige“ nicht nur die drei Lebensalter – Greis, Mann und Jüngling – verkörpern, sondern auch der Überlieferung nach von den drei Kontinenten Europa, Asien und Afrika stammen, eröffneten sich den Künstlern jener Zeit zahlreiche Darstellungs- und Interpretationsmöglichkeiten. Zahlreiche gemalte und geschnitzte Werke dokumentieren das Bedürfnis der Bürgerschaft, ihre Stadtpatrone abbilden zu lassen, vor allem, weil diese zu den Hauptpatronen für Pilger, Reisende und Kaufleute geworden waren und auch noch gegen anderes Unheil, wie etwa unvorhersehbaren Tod, schützen konnten.
Es gibt eine Reihe von Dreikönigsskulpturen, die vergleichend zu den „Heiligen Drei Königen“ von Henrik Douverman angeführt werden können. Am Oberrhein um 1490 ist eine Gruppe lebensgroßer Figuren der „Heiligen Drei Könige“ entstanden, die sich heute in der Sammlung der „The Cloisters“ in New York befindet. 1939, als diese Skulpturen in London versteigert wurden, waren die Bildwerke noch übermalt und wiesen zahlreiche Ergänzungen aus späterer Zeit auf. Der Käufer ließ die Skulpturen restaurieren, eine Arbeit, die erst vollendet wurde, als sie 1952 in den Besitz der Cloisters gelangten. Die Figuren stammen ursprünglich aus dem Zisterzienserinnenkloster Lichtental im Badischen. Sie bildeten einen Teil des ehemaligen Hochaltars, der 1489 von der Äbtissin Margaretha, einer Tochter des Markgrafen von Baden, gestiftet wurde. 1725 wurde er erneuert und 1757 zerlegt. Die zentrale Gestalt der Muttergottes befindet sich noch heute in der Klosterkirche, die bemalten Flügel mit der Geburt Mariens und der Verkündigung in der Kunsthalle zu Karlsruhe. In der Mitte des zentralen Schreins des Altares befand sich die Muttergottes. Rechts von ihr stand der kniende König Melchior, zu beiden Seiten befanden sich die Könige Caspar und Balthasar. 1970 wurde, auch aufgrund des relativ breiten Schreinformats, die Vermutung ausgesprochen, dass neben den „Heiligen Drei Königen“ auch eine Josefsfigur und mehrere Engel Teil dieser Szenerie waren.
Zwei in der Werkstatt des Meisters Tilmann in Köln entstandene Gruppen von Einzelbildwerken stellen ebenfalls die „Heiligen Drei Könige“ dar. Die eine Gruppe befindet sich heute im Museum Schnütgen, die andere in der St. Salvatorkirche in Duisburg. Bei beiden Gruppen fehlt die ursprünglich zugehörige Statue der thronenden Muttergottes. Die Gruppe im Museum Schnütgen ist als qualitativ hochwertiger anzusehen. Die Figuren kommen wahrscheinlich aus einem größeren szenischen Zusammenhang, worauf die Sockel, auf denen die Könige stehen, verweisen. Der mittelalterliche König steht auf einem steil auflaufenden Sockel, der sich stark von den Sockeln der beiden anderen Könige unterscheidet. Dies lässt vermuten, dass die Figuren in einer hügeligen Landschaft mit Höhenunterschieden eingelassen waren und nicht, wie vorher angenommen, an Säulen in einer Kirche angebracht waren. Die genaue Anordnung der Figuren bleibt unklar. In jedem Fall hat eine vierte Figur in Gestalt einer sitzenden Madonna zur Gruppe gehört.
Eine weitere herausragende Gruppe der „Heiligen Drei Könige“ befindet sich in der Sammlung des Metropolitan Museums in New York. Sie wurde 1951 als Schenkung von Joseph Pulitzer erworben und ist um 1515-20 in einer mit dem Kloster Ottobeuren in Zusammenhang stehenden Werkstatt entstanden. Gekleidet in der modischen Tracht der Zeit um 1515-20 handelt es sich bei ihnen um drei frei stehende Figuren. Der älteste König, Melchior, ist als Mitglied des Ordens des Goldenen Vlieses dargestellt, die beiden anderen, Balthasar und Caspar, zeichnen sich ebenfalls durch extravagante Kleidung aus.
Auch in den südlichen Niederlanden können einige Altäre mit Dreikönigsszenarien nachgewiesen werden. Die Antwerpener und Brüsseler Altäre bestehen für gewöhnlich aus eine Reihe von vielfigurigen Szenen. Häufig kommen in den Szenen rund um das Leben Jesu Christi auch die Geburt und die Anbetung durch die Heiligen Drei Könige vor. Meist werden diese in einer der zahlreichen Gefache des Altares untergebracht. Es ist eher selten, dass die Anbetung der Heiligen Drei Könige als zentrale Darstellung im Mittelschrein des Altares vorkommt. Ein Beispiel hierfür stellt der Antwerpener Altar in Ulkeböl auf Jütland in Dänemark dar.

Literatur
  • Guido de Werd: Henrik Douverman - Die Heiligen Drei Könige, Kleve, Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus e.V. 2006: Schriftenreihe Museum Kurhaus Kleve Nr. 34
  • Auswahl- / Bestandskatalog „Mein Rasierspiegel – Von Holthuys bis Beuys“, hrsg. v. Guido de Werd im Auftrag des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Abschiedsausstellung des scheidenden Gründungsdirektors Guido de Werd im Museum Kurhaus Kleve (9. September 2012 – 13. Januar 2013), Kleve 2012, S. 436, Abb. S. 420f., Nr. 5.28
Ausstellungen
  • Kunst des Mittelalters und des Barock rund um den Katharina von Kleve-Saal im Gebäudeteil Friedrich-Wilhelm-Bad, Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, 09.09.2021
Material/Technik:
Eichenholz
Maße:
Höhe 81 cm
Geographischer Bezug:
Kalkar (Ort mit spezifischem Bezug)
Kleve (Standort)
Status:
Ausstellung
Creditline:
Museum Kurhaus Kleve – Dauerleihgabe des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V., erworben mit Unterstützung der Kulturstiftung der Länder, der Ernst von Siemens Kunststiftung, des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, der Kunststiftung NRW, der Rudolf-August Oetker-Stiftung für Kunst, Kultur, Wissenschaft und Denkmalpflege, der Provinzial Rheinland Versicherung AG, der Irene Zintzen-Stiftung und weiteren privaten Förderern, die nicht genannt werden möchten
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