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Kunsthandwerker*in (Idee & Konzept): Heinrich Campendonk (1889–1957)

Kunsthandwerker*in (Ausführung): H. Derix

Historischer Titel: Fischfenster (Probe für ein Glasfenster der Taufkapelle St. Maria im Grünen, Hamburg-Blankenese

Datierung: 1940 - 1941 (Herstellung)

Museum: Museum Kurhaus Kleve

Typ: Kunstwerk

Gattung: Kunstgewerbe

Inventar Nr.: 1990-11-11

Beschreibung

WUCHTIGE LINIE, ZARTER FISCH: Ein Glasmaler malt nicht auf Glas – ­er malt mit Glas, indem er farbige Glasstücke zusammensetzt. Bindendes Material sind dabei Bleistege – sie sind für den Künstler nicht nur hand­werkliches, sondern auch formales Problem. Bei Heinrich Campendonk vermag die Bleifassung zu einem der Merkmale zu werden, die Orientierung in seinem Werk gewähren. Sie wird bei dem Schüler Johan Thorn Prikkers immer weniger Tribut an die Notwendigkeit, das Glas zu verbinden, und immer mehr bewusst wahrgenommenes Gestaltungsmittel: Die Bleilinien werden immer klarer Linien für sich. Beispiel dafür ist ein Fenster für eine Kirche in Hamburg-Blankenese, das Heinrich Campendonk um 1940 angefer­tigt hat. Im Besitz der Klever Museumssammlung ist eine Probe für dieses Fenster, die das Ganze nur zu einem knappen Viertel zeigt. Das Fenster zeigt eine Fischreuse und greift damit einen zentralen christlichen Motivkomplex auf – den Fisch und den Fischfang, in dem auf Christus als Menschenfischer angespielt wird.
Das gleiche Motiv hat Campendonk – der vor 1914 zum Kreis des „Blauen Reiters“ zählte – rund zehn Jahre früher für das Fenster einer Kölner Kirche realisiert. Dort aber wirken die Linien ungleich zarter, die Fischdarstellung gerät dadurch – soweit dieser Begriff überhaupt veranschlagt werden darf – realitätsnäher, weil die Gestalt der Fische in Rundung und Zartheit des Kör­perbaus stärker ins Auge springt. Anders dagegen bei dem Blankeneser Fen­ster: Dort sind die Linien ungleich wuchtiger. Fischgestalt und geometri­sches Raster behaupten deutlich ihr Eigenleben, der Fisch ist der Realität klar entrückt, obwohl als Fisch sofort erkennbar.
Die Vergröberung der Form lässt Erinnerungen an die kantige Linienfüh­rung im Holzschnitt aufkommen, der in Campendonks Schaffen auch eine gewichtige Rolle spielt. Der Künstler fand erst spät zur Glasmalerei, nach­dem er 1926 eine Professur für Monumentale Malerei an der Kunstakademie Düsseldorf erhalten hatte, zu einem Zeitpunkt, als er sich vom „Blauen Reiter“ längst gelöst oder vielmehr: nur bestimmte Akzente der Gruppe fort­geführt hatte. Einfluss auf sein glasmalerisches Schaffen hatte auch die (bereits im Kreis des „Blauen Reiters“ aufgegriffene) Formenwelt volkstümlicher Hinterglasmalerei – oft als naiv beschrieben. Ein für den Formen­kosmos Campendonks unzureichender Begriff: Die Feme zur Naturform ist Programm.

Literatur
  • Kat. d. Ausst. „52 Werke aus der Sammlung des 20. Jahrhunderts“, bearb. v. Guido de Werd, Roland Mönig und Ursula Geißelbrecht-Capecki, hrsg. v. Freundeskreis Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der Eröffnung des Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung am 18. April 1997, Kleve 1997, Nr. 16
  • Auswahl- / Bestandskatalog „Mein Rasierspiegel – Von Holthuys bis Beuys“, hrsg. v. Guido de Werd im Auftrag des Freundeskreises Museum Kurhaus und Koekkoek-Haus Kleve e.V. aus Anlass der gleichnamigen Abschiedsausstellung des scheidenden Gründungsdirektors Guido de Werd im Museum Kurhaus Kleve (9. September 2012 – 13. Januar 2013), Kleve 2012, S. 210, Abb. S. 210, Nr. 1.10
Material/Technik:
Glas und Blei; Ausführung in den Werkstätten Hein Derix KG, Kevelaer
Maße:
Objektmaß 143 x 82 cm
Geographischer Bezug:
Hamburg (Ort mit spezifischem Bezug)
Kevelaer (Entstehungsort)
Kleve (Standort)
Amsterdam (Ort mit spezifischem Bezug)
Status:
Depot
Creditline:
Museum Kurhaus Kleve – Ewald Mataré-Sammlung, Kleve, Deutschland Museum Kurhaus Kleve - Ewald-Mataré-Sammlung, Kleve, Deutschland
Copyright:
© VG Bild-Kunst, Bonn 2024
Kontakt:
Bei Fragen, Anregungen oder Informationen zu diesem Objekt schreiben Sie bitte eine E-Mail mit diesem Weblink an sammlung [​at​] mkk.art.